hattingen. . Wie jedes Jahr stürmen die Narren in Hattingen an Weiberfastnacht das Rathaus. Die Stadtspitze verliert bis Aschermittwoch ihre Macht.
Das Ziel der Narren am Morgen von Weiberfastnacht ist klar: Es geht in Richtung Rathaus, das es zu stürmen gilt. Schon am Reschop Carré ist die fröhlich gestimmte Menge zu hören, die über den Obermarkt und die Heggerstraße allmählich das Rathaus ins Visier nimmt.
Vorneweg marschiert der Hattinger Fanfarenzug Rot-Weiß. Der Schall von Trommeln und Trompeten sucht sich seinen Weg durch die schmalen Gassen, untermalt von „Holau“-Rufen der hinterherziehenden Karnevalisten. Vor den Geschäften der Altstadt halten neugierige Passanten mit ihren Smartphones das närrische Treiben fest.
Karina und Bettina gehen als Wischmopp
Die Kolonne trifft überpünktlich am Rathaus ein und versammelt sich vor der Treppe. Es ist noch Zeit, bis um 11.11 Uhr die Schlüsselübergabe erfolgt und die Narren die Macht übernehmen. Warten müssen auch Karina Ruttgers und Bettina Gellesch in einem besonders ausgefallenen Kostüm. Sie sind als Wischmopp verkleidet.
Auf dem Kopf tragen die Beiden den blauen Stil und seitlich hängen rings um den Körper die Lappen herunter. „Irgendjemand muss ja nach Karneval auch putzen“, erklärt Karina die Idee hinter dem selbst gestalteten Kostüm, an dem sie seit September arbeitet.
Das Kostüm von Frank Mielke ist in der Wäsche
Wer kurz Zweifel hat, nicht in Hattingen, sondern in Köln zu sein, weil aus einer Musikbox laut „Kölle Alaaf“ zu hören ist, weiß beim Auftritt von Dirk Glaser, dass er am richtigen Fleck ist. Der Bürgermeister trägt dabei eine rot-grün-gelb-orangene Perücke.
Christine Freynik und Frank Mielke begleiten ihn dabei. Mielke, mit pechschwarzer Hahnenkamm-Perücke auf dem Kopf, trägt ein schwarzes T-Shirt, auf dem in weißen Buchstaben aufgedruckt ist: „Mein Kostüm ist in der Wäsche.“
Hattinger Fanfarenzug läuft auf dem Trockenen
Das von Anja Schulte ist nicht in der Waschmaschine. Sie vertritt die kranke Ingrid Scheller und hält zum ersten Mal die Rede vor der Schlüsselübergabe. „Pure Langeweile herrscht hier im Haus, drum schmeißen wir sie bis Aschermittwoch raus“, gibt Schulte das Startsignal in den Raatsaal einzuziehen. Angeführt vom Prinzenpaar Sebastian und Sinah sowie dem Kinderprinzenpaar Lenni und Nele geht es über die Treppen hinauf in den schon mit Luftschlangen geschmückten Saal.
Oben angekommen spielt der Fanfarenzug zu Beginn zwei Stücke. Leicht abgelenkt werden die Musiker jedoch von ihren trockenen Kehlen. Bevor sie die Zugabe anstimmen, ruft Thomas Kohl, der als Moderator durch das Programm führt: „Eure Getränke sind auf dem Weg.“ Mit einem dreifachen Holti-Holau“ ist die Darbietung des Fanfarenzugs schließlich beendet.
Karneval auch im Zeichen des Bergbaus
Einen besonderen Auftritt legt Prinz Sebastian aufs Parkett. „Der Prinz tanzt heute für euch“, kündigt der Moderator an. Die Gäste im Saal hält es nicht mehr auf ihren Stühlen. Sie stehen, klatschen rhythmisch zu den Klängen der Musik und fordern eine Zugabe. Am Ende seiner Einlage ruft er dem Publikum zu: „Bitteschön.“ Zurück bekommt er ein einstimmiges „Dankeschön.“
Im Zuge der Schließung der letzten Zeche im Ruhrgebiet, müssten auch die Karnevalisten ein „Danke Kumpel“ aussprechen, sagt Thomas Kohl in sein Mikro. Passend dazu läuft die Tanzgarde der Ruhrölften zu „Glück auf, der Steiger kommt“ ein. Das veranlasst die meisten im Saal inbrünstig mitzusingen.
Narren schlagen in der WAZ-Lokalredaktion auf
Selbst von einen Aussetzer der Musikanlage beim Song „Für die Ewigkeit“ lassen sich die fünf Tänzerinnen und die Besucher nicht aus dem Takt bringen. Die Leute singen einfach wie im Chor weiter, damit die Tanzgarde ihr Stück abschließen kann.
Moderator Kohl entschuldigt sich anschließend für die Panne: „Das ist mir jetzt peinlich.“ Es ist das Einzige, was an diesem Tag in die Hose geht. Auch der Besuch am Nachmittag in der WAZ-Lokalredaktion verläuft bis auf eine umgekippte Bierflasche ohne nennenswerte Komplikationen und Vorfälle.
>>>Wer beim Rathaussturm noch dabei war
Neben den Ruhrölften haben beim Rathaussturm auch die beiden Solomariechen Emma und Lucy sowie die Mini- und Maxigarde eine Tanzeinlage aufgeführt. Emma tanzte zu der Musik von „Hurra, Hurra, der Pumuckl ist wieder da“.
Außerdem dabei: die Karnevalsfreunde Hattingen/Bochum und die Tanzgruppe der Awo Tanzmäuse. Die sechsköpfige Gruppe gab „Barbie Girl“ von Aqua zum Besten.