Hattingen. . 30 Prozent der Kosten sind nicht durch öffentliche Mittel gedeckt. Jetzt gab es weitere Streichungen. Die Zahl der Gewalttaten steigt aber an.
Die Frauenberatung im Ennepe-Ruhr-Kreis muss immer wieder kämpfen, um ihr Angebot aufrechterhalten zu können. „Schon unser normales Geschäft wird nicht auskömmlich finanziert“, sagt Andrea Stolte, Leiterin der Frauenberatung im EN-Kreis. Jetzt wurden vom Land weitere Mittel gestrichen. Doch der Bedarf ist nach wie vor groß.
Etwa 1500 bis 1700 Beratungen führt die kreisweite Einrichtung im Jahr durch. Dabei ist die Frauenberatung EN mit ihren Büros in drei Städten Anlaufstelle für von Häuslicher Gewalt Betroffene, ebenso Fachstelle für sexualisierte Gewalt, aber auch für allgemeine Fragen zu Trennung, Einsamkeit, gesundheitlichen Problemen und mehr. Auch die vertrauliche Spurensicherung nach sexuellen Übergriffen wird hier gemacht.
30.000 Euro Spenden nötig
Drei Vollzeitstellen – verteilt auf mehr Personen – stehen dafür zur Verfügung. Stolte wünscht sich eine personelle Aufstockung. Denn: „In NRW ist ein flächendeckendes Angebot an Beratungsstellen vorgesehen“, erklärt die Leiterin der Frauenberatung. Weil im EN-Kreis aber eine große Fläche abzudecken ist, entstehen finanzielle Probleme. „Für den Kreis wird eine Beratungsstelle finanziert, für die Stadt Hagen ist es zum Beispiel ebenfalls eine“, sagt Stolte. Angebote werden im Kreis aber in Hattingen, Witten und Schwelm vorgehalten – um die Betroffenen niedrigschwellig zu erreichen. „Eine Betroffene aus Hattingen fährt nicht nach Schwelm, um sich beraten zu lassen“, weiß Stolte.
Sie erklärt: „Eine finanzielle Grundausstattung bekommen wir vom Land, außerdem Kreismittel. Aber 30 Prozent der Kosten sind nicht durch öffentliche Mittel gedeckt.“ Damit müssten jedes Jahr etwa 30.000 Euro durch Spenden aufgebracht werden. „Das kostet viel Arbeit und Energie und ist wirklich bedauerlich. “
Gewalt im Netz nimmt zu
Die Zahl der Gewalttaten, von denen Polizei und Beraterinnen erfahren, ist zuletzt leicht angestiegen. „Die Gewalt verändert sich. Digitale Gewalt, Cybermobbing, Grooming, Stalking in Sozialen Medien nehmen erschreckend zu“, weiß Stolte. Entsprechend fangen die Übergriffe auch in jüngeren Jahren an – „schon in jugendlichen Beziehungen tritt so etwas auf“.
Für die Frauenberatung gab es unterdessen einen weiteren Einschnitt: Seit diesem Jahr ist die Förderung für die Beratung traumatisierter geflüchteter Frauen ausgelaufen – zuletzt standen dafür vor Ort 30.000 Euro zur Verfügung. Etwa 280 Beratungen führten die Mitarbeiterinnen damit 2018 durch – auch unter Zuhilfenahme von Dolmetschern. Hier stößt die Frauenberatung ohne die finanzielle Unterstützung an ihre Grenzen.
Sprechstunde bleibt erhalten
Zwar kann die Sprechstunde beim Internationalen Frauencafé im Holschentor dank Mitteln aus dem Projekt „Demokratie leben“ fortgesetzt werden. Weiterführende Beratungen sind aber nur noch eingeschränkt möglich. Und das, wo gerade funktionierende Strukturen geschaffen wurden: „Das ist ein hochsensibler Bereich, da können wir leider auch nicht auf ehrenamtliche Übersetzer zurückgreifen“, weiß Traumafachberaterin Stephanie Kattenborn. Sie hofft auf Gespräche mit dem Land für das kommende Jahr.
>>> Kontakt zur Frauenberatung
Die kostenlose Frauenberatung ist in Hattingen erreichbar im Holschentor (2. Etage), Talstraße 8. In der Regel werden Termine vereinbart unter 02324/ 380 930 50 oder info@frauenberatung-en.de . Das Büro ist wochentags von 9 bis 16 Uhr, freitags bis 14 Uhr besetzt. Außerhalb dieser Zeiten läuft ein Anrufbeantworter.
Das Frauenhaus ist täglich rund um die Uhr erreichbar unter der Telefonnummer 02339/ 62 92.