Hattingen. Der Hattinger Klaus Sombrowsky vereint sie alle. Er gewinnt die Herzen der Senioren und die Sympathie der Jugendlichen. Sein Tod ist tragisch.

Um seinen Tod rankt sich eine der jüngsten Hattinger Sagen: Tage bevor Klaus Sombrowsky in der Ruhr ums Leben kommt, bleibt die Turmuhr von St. Georg, der Kirche, in der er als Pfarrer arbeitet, auf 23.15 Uhr stehen. Es ist die Uhrzeit, zu der sich das Unglück ereignet. Der 50-Jährige lebt nicht mehr.

Es ist nasskalt an diesem 5. November 2005. Um kurz nach elf verabschiedet sich Klaus Sombrowsky aus der Gaststätte „tum Bur“ an der Tippelstraße, will über den Leinpfad zu seiner Wohnung in der City laufen. Einen Tag später wird seine Brille am Ruhrufer gefunden, sein Mantel, sein Handy, erst eine Woche später entdeckt eine Fußgängerin seinen leblosen Körper im Fluss. Die Obduktion ergibt ein Herz- und Kreislaufversagen, alle weiteren Umstände bleiben unklar.

Klaus Sombrowsky ist ein streitbarer Mensch, hier und da auch ein umstrittener. „Anecken gehört für mich dazu“, sagt er im Jahr 1996, als er sein Zehnjähriges in der St.-Georgs-Gemeinde feiert. Er weiß um seine besondere Rolle, denn er räumt sogleich ein, dass „es nicht gut wäre, wenn es nur Leute wie mich gäbe“.

Er wird in Bochum geboren, wächst aber in Hattingen auf. Vater Hubert ist lange stellvertretender Landrat im Ennepe-Ruhr-Kreis und führt die Kreis-FDP an. Sohn Klaus indes tritt in die SPD ein und steht während des Hüttenkampfs 1987 immer in der ersten Reihe.

Sein Herz gehört Schalke, Paris und der britischen Insel

„Sombo“ ist beliebt, ein Pfarrer, der sowohl das Herz der Senioren gewinnt als auch die Sympathie der Jugendlichen. Er ist Stammgast im „Kleinen Café“ und „Irish Pub“, spricht dort mit denen, die nur selten zum Gottesdienst kommen. Sein Herz gehört Schalke 04, der Stadt Paris, aber auch der britischen Insel. Er ist mehr als Kirche. Anlaufstation für Menschen, die mit dieser Institution nichts anfangen können; Menschen, die keinen geistlichen Beistand haben wollten, sondern einen, der auf eine andere Art und Weise mit ihren Problemen und Sorgen umgeht.

Dann das Jahr 1993. Ausländerfeindliche Anschläge in Deutschland, am 5. Juni auch in Hattingen, so die ersten Vermutungen, als ein Haus an der Unionstraße brennt. Genau da, wo Klaus Sombrowsky zuständig ist. Er will eine Demon­stration organisieren, gegen Ausländerhass und Feindseligkeit, sagt aber alles ab. „Ich bekam Druck“, erklärt er Jahre später einmal. Von wem, verrät er jedoch nicht. „Da war ich feige, habe gekniffen.“

Danach setzt er sich umso mehr für den Dialog der Religionen ein. Baut mit dem katholischen Pfarrer die Ökumene mit St. Peter und Paul aus, gibt Religionsunterricht am Gymnasium Holthausen und der Heggerfeld-Grundschule, ist Dozent an der Evangelischen Fachhochschule in Bochum.

Freundschaft mit Diözese Sheffield aufgebaut

„Sombo“ leitet die nahezu legen­dären CVJM-Jugendfreizeiten am Brahm­see, er baut für den Evangelischen Kirchenkreis die Freundschaft zur mittelenglischen Diö­zese Sheffield auf. Einen Monat vor seinem Tod ist er in Mittelengland, wenige Wochen später kommen die Briten nach Hattingen.

„Es ist eine schreckliche Ehre für mich, heute hier zu sein“, sagt Bob Fitzharris, Archdeacon der anglikanischen Partnerdiözese Sheffield, bei der Trauerfeier, bei der sich 1500 Hattinger in der St.-Georgs-Kirche versammeln. „Klaus hinterlässt eine Lücke, die wir nicht füllen können.“ Sombrowsky sei das Herzstück der Freundschaft gewesen. „Dass er nie erwachsen, nie vernünftig wurde, das war erfrischend“, so der Erzdekan weiter. „Du bist uner­setzlich. Glück auf, mein Freund.“ Und die Uhr am schiefen Turm zeigt wieder die aktuelle Zeit an.