Hattingen. . Vater Rolf stritt als Betriebsratsvorsitzender für seine Kollegen, Mutter Erika war das Rückgrat der Familie. Sohn Carsten erinnert sich an die Zeit vor 25 Jahren

Rolf Bäcker war der Mann, der im Hüttenkampf zum Leuchtturm wurde. Er, der Betriebsrats­vorsitzende, hat leidenschaftliche Reden gehalten, hat gestritten, die Kollegen immer wieder angetrieben weiterzumachen. Carsten Bäcker, der Sohn, damals 24 Jahre alt, sagt: „Ich habe meinen Vater mehr im Fernsehen gesehen als zu Hause – vielleicht mal am Wochenende, aber auch nicht immer.“

Was dem heute 49-Jährigen besonders nachhaltig in Erinnerung geblieben ist: „Wie voll es in unserer Küche und im Wohnzimmer war. Einige waren ja jeden Tag bei uns zu Gast. Pastor Klaus Sombrowsky hätte quasi auch einziehen können, er gehörte irgendwie zur Familie.“ Woran er sich noch genau erinnert: „Alle haben geraucht.“ Und mit einem Schmunzeln fügt er an: „Zum Teil gab es dadurch Sicht-Schwierigkeiten.“

Sohn landete bei der Polizei

Carsten Bäcker selbst lebte im Jahr 1987 nicht mehr zu Hause. Er war junger Vater, verheiratet, arbeitete bei der Polizei im Schichtdienst. „Deshalb war ich quasi nie bei den Solidaritäts-Veranstaltungen dabei“, sagt er. „Durch meinen Vater war ich aber doch immer dabei.“

Rückblende, acht Jahre zuvor, 1979. Der junge Carsten hat die Realschule Grünstraße gerade erfolgreich verlassen und will ins Berufsleben einsteigen. Etwa auf der Hütte? „Natürlich habe ich mit meinem Vater darüber gesprochen.“ Was hat er gesagt? „Die kannst gutes Geld verdienen, aber es ist ein harter Beruf. Und ob das alles hier so weitergeht, weiß der Geier.“ Der Sohn entschied sich für den Schreiner-Beruf, es gab aber keine Ausbildungsstelle. Also ging er zur Polizei.

Erster Arbeitstag

Vater Rolf hatte im Jahr 1955 seinen ersten Arbeitstag im Walzwerk. Er war Kolonnenführer, Vorarbeiter, bereits 1972 Betriebsratsvorsitzender des Walzwerkes, 1984 dann der gesamten Hütte. „’84 war das Stahljahr des Jahrhunderts“ erinnerte er sich in seinem letzten großen Interview mit der Hattinger Zeitung. „Da war noch alles gut.“ 1987 erreichte er, dass „keinem gekündigt wurde“. Seine Bilanz: „Wir haben die Katastrophe abgewendet, es war nicht alles umsonst.“ Im April 2012 verstarb Rolf Bäcker im Alter von 75 Jahren.

Mutter Erika lebt seitdem alleine. Sohn Carsten und seine jüngere Schwester Alexandra schauen aber täglich vorbei. „Sie schmeißt den Laden alleine, so wie sie es auch früher gemacht hat – von ihr habe ich beispielsweise Tapezieren gelernt.“

Und gemeinsam hätten die Eltern Bäcker ihre Kinder mit einem Gerechtigkeits-Gefühl geprägt, das sie weitertragen. Der Sohn schwärmt: „Wir hatten eine Kindheit, wie ich sie jedem wünschen würde.“