Hattingen. Der Hattinger Harald Siepermann zeichnet die TV-Serie rund um Herman van Veens Ente. Er ist ein heimlicher Star der Disney-Studios in Hollywood.
Die Idee wird von Herman van Veen geboren, Harald Siepermann hat sie schließlich mit Leben gefüllt: die Geschichte der Ente Alfred Jodocus Kwak – der Holländer erdenkt eine Musikfabel, der Hattinger macht daraus einen Comic und am Ende sogar eine 52-teilige Zeichentrickserie fürs Fernsehen.
Angefangen hat alles mit dem Dschungelbuch. Als Sechsjähriger sieht Harald Siepermann den Disney-Film im Kino seiner Heimatstadt – und kommt von Mogli, Balu und all den anderen nicht mehr los.
Die quicklebendigen Zeichentrick-Figuren faszinieren ihn, das will er auch können. Er fängt an, mit Bleistift und Papier selbst zu zeichnen.
Ausbildung an der Folkwang-Schule in Essen
Nach dem Abi geht es für Harald Siepermann an die Folkwang-Schule Essen. Ziel: Illustrator werden! „Da bin ich dann unter die Trickfilmer geraten“, erinnert er sich in einem WAZ-Interview. „Dann ging es viel, viel schneller als erwartet.“ Er baut ein Studio für Storyboards auf, zeichnet Vorlagen für Filme und Werbesendungen – und gerät per Zufall an Richard Williams, einem Spezialisten für die Kombination aus Real- und Trickfilm, der mit Regisseur Steven Spielberg den Film „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ dreht. Plötzlich sitzt Siepermann bei dieser Produktion mit am Tisch. Er sagt: „Über Nacht bin ich in Hollywood gelandet.“ Harald Siepermann wird Charakter-Designer. Den Drachen Mushu aus dem Film „Mulan“ hat er entwickelt, auch Charaktere aus „Tarzan“ stammen aus seiner Feder.
Sein Allzeit-Liebling ist jedoch Alfred J. Kwak. „Das ist ein Stück Ich“, sagt er. Und so kommt es dazu: Als der Hattinger den holländischen Musiker, Schriftsteller, Clown und Schauspieler Herman van Veen auf einer Tour begleitet, spinnen die beiden ein bisschen herum und überlegen, wie sie van Veens Musikfabel der Ente Kwak animieren können. Heraus kommt dabei eine kleine, gelbe Ente („Warum bin ich so fröhlich?“), Siepermann zeichnet erst drei Comics und später eine ganze TV-Serie, die ab 13. Oktober 1990 im ZDF ausgestrahlt wird.
Sie unterscheidet sich durch einen ernsthaften Umgang mit gesellschaftskritischen Themen von anderen Zeichentrickserien, die Charaktere sind überwiegend vermenschlichte Tiere. Siepermann und van Veen bekommen dafür die Goldene Kamera. Seit dem Jahr 2003 ist die Figur Alfred offizieller Unicef-Botschafter für die von der Uno festgeschriebenen Rechte des Kindes.
Erste und einzige Regiearbeit
Harald Siepermann zieht nach Hamburg, wo er als Dozent im Bereich Trickfilm an der Animation Schoo arbeitet. Auch die German Film School, die Games Academy, die Fachhochschule Mainz und die Filmakademie Baden-Württemberg greifen auf die Expertise des heimlichen Hollywood-Stars zurück.
Im Jahr 2010 startet seine erste Regiearbeit, der Animationsfilm „Der 7bte Zwerg“ ist eine Fortsetzung der Realfilme von Otto Waalkes über die „7 Zwerge“ (2004 und 2006). 2014 kommt der Film in die deutschen, 2015 sogar in amerikanische Kinos.
Harald Siepermann stirbt im Alter von 50 Jahren
Am 16. Februar 2013 verstirbt Harald Siepermann im Alter von nur 50 Jahren in seiner Wahlheimat Hamburg an Krebs. Betroffen reagieren vor allem Mitarbeiter der Disney-Studios.