Hattingen. Beim 37. Hungermarsch werden einmal mehr Spenden für jeden absolvierten Meter gesammelt. Hattingen hat die zweitgrößte Veranstaltung des Landes.

Wer sich hier beherzt auf den Weg macht, dem ist das Ziel eigentlich egal. Wichtiger ist ihm die Streckenlänge. Denn jeder Meter bringt Geld. Geld für einen guten Zweck. Und den maximal zu unterstützen, das haben die Teilnehmer des 37. Hungermarsches als Ziel vor Augen, als sie am gestrigen Sonntag an St. Georg loslaufen.

Schüler weiterführender Schulen hatten entschieden: Die Spenden für die „Aktion 100.000“ gehen 2018 an Burkina Faso. Wohl auch, weil die Entscheider beeindruckt hat, dass Muslime und Christen dort gut zusammenarbeiten – seit Jahrzehnten. „Dass verschiedene Ethnien und Religionen dort gut zusammenleben, zusammen Feste feiern, hat Tradition.“

Das liegt auch daran, dass dort die Ältesten das Sagen haben, die Familien alle stark miteinander verschmolzen sind. Viele Entscheidungen werden auf kommunaler Ebene getroffen. Das ist gut für das Projekt“, erklärt Johannes Schaaf (63) von Misereor, der im Vorfeld Schüler und Interessierte über das Projekt informiert hatte – damit jeder jetzt am Sonntag weiß, wofür er läuft und wofür er spendet.

Vorbereitung für das Jubiläum

Schaaf ist begeistert vom Engagement in Hattingen: „Das ist hier der zweitgrößte Hungermarsch. Einen größeren gibt es nur im Emsland, da macht das halbe Emsland mit. Da handelt es sich allerdings um einen Fahrradmarsch.“

Thomas Haeb, Dr. Ulrike Brauksiepe und Frank Bottenberg starten vom Singenden Weihnachtsbaum den 37. Hungermarsch der „Aktion 100.000“.
Thomas Haeb, Dr. Ulrike Brauksiepe und Frank Bottenberg starten vom Singenden Weihnachtsbaum den 37. Hungermarsch der „Aktion 100.000“. © Fischer

Der Misereor-Mitarbeiter betont, wie wichtig das Projekt in Burkina Faso sei. Denn es gebe zwar eine soziale Ausgeglichenheit, aber „es ist eben ein extrem armes Land, dessen Bewohner die Regenrückhaltebecken dringend zum Überstehen der Trockenzeit brauchen“. 19 so genannte Boulis sind derzeit im Betrieb. „Der Bau durch die Union der Gläubigen ist gar nicht der wichtigste Punkt. Wichtig ist es, die Menschen darauf vorzubereiten. Sie müssen wissen, wie sie damit umgehen, wie sie Gemüse pflanzen, Schädlinge bekämpfen können“, erklärt Schaaf.

Immer wieder würden die Projekte evaluiert. „Die Brunnen liefern Trinkwasser, die Regenrückhaltebecken das Wasser für die Felder und die Tiere. Sie sorgen dafür, dass der Grundwasserspiegel nicht zu stark absinkt. Und durch sie konnte die Fischzucht neu eingeführt werden“, erklärt Schaaf.

Andere Formate für das Jubiläumsjahr

Tief genug müssen die Rückhaltebecken sein – „denn immerhin verdunsten bis zu drei Meter Wasser pro Bouli, eineinhalb Meter versickern“, führt Schaaf aus. Brunnen und Boulis haben auch den Effekt, dass die Kindersterblichkeit gesunken sei – und dadurch auch die Geburtenzahl. Maximal 250 Familien lebten in einem Dorf.

Im kommenden Jahr übrigens ist der 38. Hungermarsch geplant. Für die „Aktion 100.000“ ist es dann ein besonderes Jahr: „Sie geht in die 50. Runde“, sagt Pfarrer Frank Bottenberg. Gedanklich ist er schon mit der Planung beschäftigt. „Es soll Rückblicke geben und – wie man so sagt – andere Formate. Wir überlegen. Es gibt in Hattingen wirklich Akteure, die schon von Anfang an dabei sind, als Jugendliche begonnen haben und bis heute mitmachen. Es kommt jährlich eine große Spenden bei der „Aktion 100.000“ zusammen, weil wir Großspender dabei haben.“