hattingen. . Ausstellung „Hidden Costs“ im Industriemuseum zeigt 45 Fotografien von J Henry Fair. Der Amerikaner will durch sie zur Verhaltensänderung anregen
Ästhetisch schön, als habe jemand einen rotfarbenen Wolkenteppich am leuchtend blauen Himmel fotografiert, ist die „Crime And Punishment“ genannte Aufnahme des Künstlers und Fotografen J Henry Fair. Doch spätestens beim Lesen des erläuternden Textes wird die eigentliche Botschaft des Bildes klar, mit dem der Amerikaner einen Moment nach dem Deepwater Horizon Leck am Golf von Mexiko von 2010 festhält. Als auslaufendes Öl das Meer verseuchte. . .
„Crime And Punishment“ ist eine von insgesamt 45 großformatigen Fotografien Fairs, – darunter 15 aus Deutschland –, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe ab diesem Freitag im Foyer, in der Gebläsehalle und auf dem Außengelände des Industriemuseum Henrichshütte zeigt. Mit seiner Ausstellung „Hidden Costs“ will Fair dabei das Bewusstsein wecken für die „Ewigkeitslasten“, an denen unser Planet schwer trägt.
Bilder sind gleichermaßen schön wie verstörend
Die größte unterirdische Eisenmine der Welt im schwedischen Kiruna, in der jährlich mehr als 26 Millionen Tonnen Erz produziert werden und für die eine Stadt aufgrund weiterer Ausbaupläne nun verlagert werden soll. Ein riesiger Kali-Bergbau-Abraum im hessischen Heringen, dessen Existenz viele der auf Süßwasser angewiesenen Tiere und Pflanzen in der nahen Werra das Leben gekostet hat. Ein Braunkohlekraftwerk in Grevenbroich, bei dem jährlich mehrere hundert Kilogramm Quecksilber an Schadstoffen anfallen: Henry Fairs Bilder sind gleichermaßen schön wie verstörend in ihrer dramatischen Konsequenz.
Er fotografiert vom Flugzeug aus
Über die Macht der Bilder, sagt er selbst, will er an das Bewusstsein des Betrachters appellieren, sie zu einer Verhaltensänderung anregen. „Die Dinge, die wir kaufen, enthalten keine Informationen über die versteckten Kosten für die an der Produktion beteiligten öffentlichen Güter: die verunreinigte Luft, das verschmutzte Wasser, die zerstörten Lebensräume.“ Er selbst habe dabei schon immer Kunst machen wollen, die eine Geschichte über die Gefahren unserer konsumorientierten Entsorgungswirtschaft erzählt. Dafür fotografiert der in New York lebende Künstler vergiftete Landschaften weltweit, seit einer Eingebung vor gut zwei Jahrzehnten vom Flugzeug in etwa 300 Metern Höhe aus. Nur so habe er die Grenze zur Dokumentation überschreiten können.
Zum Ende des Steinkohlebergbaus
Die Idee zum Projekt „Hidden Costs“ mit dem Industriemuseum Henrichshütte, betont Museumsleiter Robert Laube, ist dabei bereits vor acht Jahren entstanden, als er Fair anlässlich von „Ruhr 2010“, als das Ruhrgebiet Europäische Kulturhauptstadt war, kennenlernte. Über die „Ewigkeitskosten“ unserer Lebensweise nachzudenken, dafür sei Fairs Argumentation, dass für diese letztlich wir alle bezahlen müssen, gerade auch zum Ende des Steinkohlebergbaus im Ruhrgebiet in diesem Jahr ein beredtes Beispiel. Denn, so Laube, Schicht sei am Schacht ja noch lange nicht: „Die RAG-Stiftung muss schließlich bis in alle Zukunft Wasser abpumpen, soll das Revier nicht absaufen.“
>>> ZUR ERÖFFNUNG SPIELT „QUATTRO VENTI“
Die Ausstellung „Hidden Costs. Ewigkeitslasten“ von J Henry Fair wird am kommenden Freitag um 19 Uhr im Industriemuseum Henrichshütte an der Werksstraße 31-33 in Anwesenheit des Künstlers eröffnet.
Der Eintritt ist frei, „Quattro Venti“ begleitet das Programm musikalisch. Die Ausstellung läuft bis zum 21. April 2019.