Hattingen. . Christian Rihm unterrichtet Feuerwehrleute und Sanitäter zur Eigensicherung im Kampfsport Wing Chun. Übergriffe sind bisher aber Einzelfälle.

Als Kampfkunstlehrer bringt Christian Rihm anderen schon seit Jahren Techniken zur Selbstverteidigung bei. Dass der 43-Jährige nun eine Gruppe von Rettungskräften und Feuerwehrleuten in seiner Wing-Chun-Akademie an der Heggerstraße unterrichtet, damit diese sich in Einsätzen besser gegen Übergriffe schützen können, ist jedoch eine Premiere.

Einer seiner Schüler sei Rettungssanitäter, erzählt Christian Rihm. Durch Gespräche mit ihm sei dann die Idee zu einem Wing-Chun-Kursus für interessierte Kollegen gekommen. Wing Chun nämlich, eine aus Asien stammende alte Kriegskunst, ist für Christian Rihm das Mittel zur Selbstverteidigung. Perfekt geeignet, sich bei Gefahren zu schützen.

Wenn Deeskalation nicht mehr hilft

Bedarf dafür gebe es auch unter Rettungskräften, betont Christian Rihm. Zwar gibt es laut Michael Laubmeister, dem Ärztlichen Leiter des Rettungsdienstes im EN-Kreis, seit Jahren unverändert keine über Einzelfälle hinausgehenden Beschwerden über Übergriffe. Dennoch sei es gut, gegen Angriffe gewappnet zu sein, so Rihm. Etwa weil stark alkoholisierte oder unter Drogen stehende Hilfsbedürftige mitunter die Lage verkennen, sich bedroht fühlen, wenn jemand ihnen helfen will.

Christian Rihm zeigt, wie es geht.
Christian Rihm zeigt, wie es geht. © Stefanie Müller

Für solche Gefahren gibt der frühere Boxsportler seinen Schülern das nötige Rüstzeug an die Hand. „Das Training bei mir setzt an dem Punkt an, an dem Deeskalationsstrategien einem nicht mehr weiterhelfen.“ Die Eigensicherung steht dabei im Vordergrund. Wenn jemand seinen potenziellen Retter in der Not angreife, dann müsse jener diesen zunächst einmal ruhigstellen, um überhaupt helfen zu können, erläutert Christian Rihm. „Und zu helfen, ist gerade für Rettungskräfte und Feuerwehrleute ja eine Pflicht!“

Gefahren früher erkennen

Entsprechende Techniken zur Fixierung ebenso wie Abwehr- und Angriffsschlagtechniken, aber auch die Fähigkeit, Gefahren (noch) früher erahnen zu können, werde er den Rettungskräften dabei beibringen – zunächst gut zwei Stunden hat der 43-Jährige zum Einstieg geplant. Das genüge natürlich nicht, um sich tatsächlich selbst verteidigen zu können, gesteht er. Dafür müsse man mindestens ein Jahr lang zwei Mal pro Woche trainieren. „Aber ich kann den Teilnehmern an so einem Schnupperkursus zumindest eine Idee davon geben, wie sie sich in Gefahrensituationen schützen könnten.“

Wie wertvoll es sein kann, die Kunst der Selbstverteidigung zu beherrschen, das hat Christian Rihm vor Jahren dabei übrigens auch einmal selbst erlebt. Zwei alkoholisierte Männer pöbelten ihn abends auf der Straße an, er wollte ausweichen, der Situation entgehen. Doch sie drängten ihn in die Enge.

Da schlug er zu. Er blieb unversehrt.

>>> Kursus für Flüchtlingsmädchen geplant

Der kostenlose Schnupperkursus in Wing Chun für Rettungskräfte und Feuerwehrleute ist eine interne Veranstaltung. Aber:
Am 3. November, 14 Uhr, bietet Christian Rihm auch für andere Interessierte einen ebenfalls kostenlosen Wing-Chun-Schnupperkursus an – in seiner Akademie auf der Hegger­straße 24-30 (1. OG).

Ein weiteres Projekt zum Thema Selbstverteidigung ist bereits in Planung. Für zwölf- bis 18-jährige Flüchtlingsmädchen will Christian Rihm noch in diesem Jahr einen Wing-Chun-Kursus starten.

Mit der städtischen Koordinierungsstelle für Flüchtlingsangelegenheiten und Integration laufen hierzu derzeit Gespräche, bestätigte Andrea Stechele. Geplant sei ein solches Projekt, das in diesem Fall über sechs oder acht Wochen laufen soll, schon länger. So ist die Idee dazu bereits Teil des Handlungskonzeptes „Integration leben - Zukunft gestalten“ von 2017.