Hattingen. . Der Hattinger Fahrradhändler Andreas Hecken stellt fest, dass die Zahl der egoistischen Kunden steigt. Sie erwarten oft Unmögliches.
„Der erste schöne Frühlingstag, perfekt für eine Radtour. Doch dann ist das Rad nicht fahrtauglich. Also schnell zum Geschäft um die Ecke zum Schlauchwechseln. Nur haben zwanzig andere zeitgleich ein ähnliches Problem und die gleiche Lösung im Sinn. Aber die haben sicher viel mehr Zeit als man selbst“, schildert Andreas Hecken am Steinhagen das Denken mancher Kunden in seinem Geschäft Fahrräder Hecken.
Zu 90 Prozent kommt er mit Kunden gut klar. Aber dann sind da noch die, „die meinen, unsere einzigen oder wichtigsten Kunden zu sein“, bedauert er. „Dass die Werkstatt in der Hochsaison mehrere Wochen ausgebucht ist wie bei jedem anderen Handwerker auch, halten viele für einen schlechten Witz“. Und sie sind im Laufe der Jahre mehr geworden.
Unverfrorene Anfragen mancher Kunden
Ärgerlich findet Hecken Fragen wie: „Ich habe bei Kaufland einen Gepäckträger gekauft, kostet das etwas, wenn Sie den anbringen?“ Oder die telefonische Anfrage, ob man ein im Internet gesehenes Rad kaufen soll. Die Unverfrorenheit, mit der Hecken teils konfrontiert wird, will er nicht hinnehmen – sondern ein Nachdenken anstoßen. „Anderen Fachhändlern ergeht es nämlich ähnlich.“
Hecken möchte Räder individuell anpassen. „Aber bei einem Onlinekauf für 200 Euro ist das nicht möglich, selbst wenn wir wollten. Doch dann sind die Kunden nicht auf den Verkäufer sauer, sondern auf uns“, schildert Hecken.
Zum Fachhändler gehen viele erst im Problemfall
Viele kauften ihr Rad online oder bei großen Ketten. Zum Fachhändler gingen sie erst im Problemfall. „Je mehr kleine Läden verschwinden, desto geringer ist die Konzentration an Werkstätten. Dabei hat der Bedarf zugenommen, weil kaum noch jemand etwas am Rad selber machen kann.“
Auch Öffnungszeiten würden oft nicht respektiert. „Wir beginnen um 10 Uhr, sind vorher da, schieben Räder raus, bereiten vor – sobald die Tür auf ist, wollen Kunden aber bedient werden. Man sollte mal eine halbe Stunde vor Geschäftsöffnung unangemeldet in eine Autowerkstatt fahren und sagen, man bräuchte nur mal eben einen Ölwechsel. . . “
Manchem, der Hilfe sucht, passt die Antwort nicht. „Wenn ich sage, etwas muss ausgetauscht werden, das kostet entsprechend, dann habe ich keine Ahnung.“ Hecken erinnert, dass er individuellen, daher sehr zeitaufwändigen Service biete. „Wir möchten nichts anderes als das dafür nötige Verständnis, denn niemand kann daran interessiert sein, dass unsere Qualität unter Zeitdruck leidet. Wir reden hier von komplizierten, technischen Geräten, die im Straßenverkehr unterwegs sind, da muss die Sicherheit an erster Stelle stehen.“
Günstigerer Service in den Wintermonaten
Andreas Hecken rät den Kunden, ihre Fahrräder schon vor dem ersten schönen Frühlingstag zur Überpüfung zu bringen.
Viele Kunden nehmen sich das vor, kommen dann aber doch erst wieder zu Saisonbeginn. Dabei bietet Hecken im Winter viele Serviceleistungen günstiger an als im Frühling – als Anreiz.