Hattingen. . Ehemalige und derzeitige Besucher der Hattinger Einrichtung waren eingeladen, sich an ihre Zeit im Haus der Jugend zu erinnern. Das wird bald 50.
„Guck mal“, ruft Nadine Eser mit einem Lachen in der Stimme und deutet auf den mit Fotos bedeckten Tisch. Zusammen mit ihrer Jugendfreundin Daniela Leschnik besucht die Hattingerin an diesem Samstag die Fotoausstellung im Haus der Jugend.
Aus Anlass des 2019 bevorstehenden 50-jährigen Bestehens des städtischen Zentrums für offene Kinder- und Jugendarbeit waren ehemalige und aktuelle Besucher zu einem Treffen eingeladen. Ihre Erinnerungen und Geschichten sollen für die Feierlichkeiten 2019 festgehalten werden. Als Auftakt in einer Reihe weiterer Veranstaltungen sollen so möglichst viele Ehemalige auf den ausgestellten Fotos identifiziert werden.
Die Aufsicht war immer gegeben
„Man hat hier einfach immer Gehör bekommen“, erinnert sich Daniela Leschnik (39). Mit neun Jahren besuchte sie mit Freunden das erste Mal das Haus der Jugend, da noch den Kinderbereich, aber später für viele Jahre den Jugendbereich. „Wir waren beide elf Jahre alt und wollten uns in die Disco ,Cash’ einschmuggeln“, bemerkt Nadine Eser (29) weiter. Daraus wurde leider nichts, aber in den folgenden Jahren waren beide gemeinsam oder in Begleitung anderer Freunde Dauergäste – unter anderem unter der Aufsicht der ehemaligen Sozialarbeiterin Barbara Skupski.
Auch heute entdecken viele ihnen bekannte Gesichter wieder – gemeinsam sind alle über die Bilder gebeugt, rätseln, erinnern sich an Namen und Geschichten. Gekommen sind Besucher aus allen fünf Jahrzehnten von der Gründung des Hauses der Jugend bis zur Gegenwart. Sie kommen auch generationsübergreifend ins Gespräch, vergleichen, lassen einander an Erinnerungen teilhaben. Nicht selten ist Verwunderung da – beispielsweise über vergangene Modetrends und Aktionen.
Das Treffen ist für viele eine emotionale Angelegenheit
„Es ist eine emotionale Angelegenheit“, beschreibt Andreas Schmitt, Sozialarbeiter im Haus der Jugend, das Geschehen. Aber nicht nur Freude, auch Betroffenheit zeigt sich bei einigen Besuchern bei Durchsicht der Abbildungen. Manch wiedererkanntes Gesicht etwa ist ein Freund, mit dem es das Schicksal nicht immer gut gemeint hatte.
Vor der Veranstaltung stand viel Arbeit – 3500 Bilder mussten gesichtet und zugeordnet, mit Ehemaligen musste gesprochen, Einladungen mussten verschickt werden. „Alleine hätten wir all das gar nicht bewältigen können“, erklärt Schmitt. „Es war wirklich toll zu sehen, wie viele Freiwillige sich engagiert und teilweise viele Stunden mit der Sichtung der Bilder verbracht haben“, lobt er weiter.
Norbert Despot: „Wir waren viel freier als zu Hause.“
Als erster Besucher betrachtete Norbert Despot die Ausstellung. Er war einer der ersten Besucher des Hauses der Jugend Ende der 1960er Jahre. „Wir waren dort einfach viel freier als zu Hause“, berichtet der Hattinger. „Hier konnten wir die Musik hören, die wir hören wollten – und dann auch schon mal ein bisschen lauter“, erzählt er mit einem Schmunzeln.
Wenn 2019 der 50. Geburtstag der Einrichtung ansteht, dann möchten die heute Verantwortlichen mit allen ehemaligen und derzeitigen Besuchern des Hauses feiern. Denn eine Aussage gilt für alle: Das Haus war und ist ein zweites Zuhause.