Hattingen. Als Dank bestäuben die Bienen Steffen Lenks Chili-Pflanzen in Hattingen – und bescheren ihm so eine gute Ernte. „Sie stechen nicht“, sagt Lenk.


Unter dem Dach haben Firmin und Steffen Lenk ein Heimkino mit Fünf-Meter-Leinwand. Dabei ist ihr Hobby selbst filmreif.

Szene 1: „Bienenhotel – Zimmer frei!“ Firmin und Steffen Lenk zeigen in Welper ihr Schild. Die Hoteliers sitzen gemütlich auf dem Balkon, Hunderte von Zimmern im Blick, in denen sich Wildbienen einmieten. „Sie finden kaum noch Nistplätze. Mit einfachen Mitteln kann man sie ihnen bieten“, wirbt der Ex- Polizeibeamte Steffen Lenk (53).

Mit Milben darf keine Biene einchecken

Er und seine Frau lieben ihre Gäste mit dem „rötlichen Popo“. Und die Bienenlieben die Chili-Pflanzen der Hoteliers, die auch darauf achten, dass keine Bienemit Milben im Gepäck eincheckt. Noch gehen die Wildbienen ein und aus. Aber langsam kehrt ein wenig Ruhe im Hotel ein – bis im Juni die „Mauerbienen kommen. Sie sind nur ein Viertel so groß wie die eh schon kleinen Wildbienen“, sagt Lenk.

Szene 2: Rückblick. Angefangen hat alles mit Hummeln als Befruchter der Chili-Blüten. Vor etwa 18 Jahren entdeckte Lenk seine Leidenschaft für die Schoten, recherchierte, probierte. „Ich wollte der Beste auf dem Gebiet werden.“

Im vergangenen Jahr 150 Gläser Chili-Soße gekocht

Firmin Lenk (41) mit einer Chili-Schioten-Pflanze, die in einem Topf auf dem Balkon in Hattingen wächst.
Firmin Lenk (41) mit einer Chili-Schioten-Pflanze, die in einem Topf auf dem Balkon in Hattingen wächst. © Unbekannt | Funke Foto Services GmbH

Szene 3: Zurück auf dem Balkon. Lenk kennt sich inzwischen aus – und pflanzt Chili auf dem Balkon an. Rein in die Wohnung und wieder raus schleppt er die Töpfe mit seiner Frau (41) – je nach Wetterlage. Das Paar präsentiert ein Foto: 150 Gläser Chilisoße hat es 2017 gekocht. „Wir hatten eine unglaubliche Ernte. Von einer Pflanze der Sorte Bhut Jolokia haben wir 675 Stück geerntet“, sagt Lenk. Schwarze, violette, rote, grüne, gelbe, orange Schoten wachsen da in Töpfen. Foto 2 zeigt das Paar beim eintägigen Chili-Schoten-Säubern.

Szene 3: Ein sonniger Morgen. Idylle. Firmin Lenk, aus Indonesien stammend, steht auf, geht auf den Balkon, begrüßt die Bienen. „Das mache ich immer.“ Sie nennt die Bienen mit einem Augenzwinkern „unsere Kinder“. Eine verirrt sich in die Wohnung. Firmin Lenk nimmt sie auf die Hand, setzt sie raus. „Sie stechen nicht.“ Das Glas mit süßem Saft lässt die Bienen kalt. Als „Leckerchen“ gibt’s für sie von den Hoteliers Salbeipflanzen und Rosmarin. Das Paar sitzt im Hängesessel oder liegt auf der Liege – und die von morgens bis abends emsigen Bienen summen beruhigend unter dem Dach.

„Fleißige Bienen auf scharfem Chili“ heißt der Film, der täglich aufs Neue in Welper gedreht werden kann. Und Lenk hofft, dass sich noch mehr Regisseure finden, die ihren eigenen Film mit den Wildbienen erleben wollen. Als Kulisse reicht ein flott gefertigtes Bienenhotel.

Anleitung für ein selbst gefertigtes Wildbienen-Hotel

Ein Wildbienenhotel selbst zu machen, ist preiswert und einfach. Steffen Lenk weiß, wie’s geht.

Schritt 1: Schilf- oder Bambusrohre auf gleiche Länge schneiden.

Steffen Lenk aus Hattingen gibt Tipps, wie ein Wildbienen-Hotel einfach gebaut werden kann.
Steffen Lenk aus Hattingen gibt Tipps, wie ein Wildbienen-Hotel einfach gebaut werden kann. © Fischer | Funke Foto Services GmbH

Schritt 2: Die Rohrstücke als Bündel fest mit Hasendraht umwickeln. „Das muss richtig stramm sein, denn Vögel versuchen, die Rohre aus dem Bündel zu ziehen, um an Bienenlarven zu kommen.“ Die nämlich sind in den Hohlräumen, in die die Bienen auch Pollen als Nahrung für den Nachwuchs bringen. Honig gewinnt Lenk übrigens nicht.



Schritt 3: „Zu viel Feuchtigkeit vertragen die Bienen nicht, darum sollte ein Dach über dem Bienenhotel sein.“ Man kann es bauen oder die Nisthilfe einfach in ein Vogelhäuschen stecken. Wer mag, kann einen Stil daran befestigen, damit das Bienenhotel höher steht.

Steffen Lenk gibt Interessierten gern Ratschläge

Tipp: Auf besondere Bepflanzung des Gartens muss nicht geachtet werden. „Die Bienen holen sich von überall, was sie brauchen.“ Allerdings, so Lenk, könne es etwas dauern, bis die Nisthilfe gut angenommen würde. Aber im Prinzip „baut man das auf – und hat danach nichts mehr damit zu tun“. Wer Ratschläge benötigt, kann sich bei Steffen Lenk melden unter der Telefonnummer 0163 62 92 422.