Hattingen. . Seit 50 Jahren gibt es den Schwimmverein Hattingen. Freitags trainieren die Kinder in Holthausen. Die Aufgaben des Vereins haben sich verändert.
„Ricardo, kannst du eine Rolle?“ Und wie er kann. „Vorwärts oder rückwärts?“, fragt er und schon dreht sich der Stöpsel über Kopf und die eigene Achse. Um ihn das mit 28 Grad gar nicht ganz so kühle Nass des Hallenbads Holthausen und über 30 andere Kinder, die Jüngsten gerade fünf geworden, aber alle tragen sie ein aufgenähtes Seepferdchen auf dem Badehöschen oder dem Schwimmanzug.
Am Freitagnachmittag, von 16 bis 17 Uhr, trainieren die kleinsten Schwimmer, festigen Kenntnisse, tollen im Wasser. Sie sind eine von vielen Gruppen des Schwimmvereins Hattingen 1968 e.V.
Der Nichtschwimmerkurs findet im Südstadtbad statt
Die meisten haben vorher den Nichtschwimmerkurs besucht, der findet im Südstadtbad statt. Lisa Wroblewski ist dort Übungsleiterin und Chefausbilderin der Nichtschwimmer. Jetzt steht sie am Beckenrand und spricht einem kleinen Mädchen gut zu. Die beiden kennen sich, nur eben aus dem anderen Schwimmbad. Hier in Holthausen sind mehr Kinder, fremde Gesichter und irgendwie ist der Kleinen das Schwimmen kurz nicht so ganz geheuer.
In Holthausen schwimmen freitags die, die weiter machen wollen
Die 26-jährige Lehramtsstudentin erzählt von ihren Nichtschwimmerkursen. Das perfekte Alter zum Schwimmenlernen gebe es nicht. Viele könnten ab vier Jahren damit beginnen, aber wichtiger als das Alter sei eine gewisse Grundkoordination. Sie hat auch die Erfahrung gemacht, dass Mädchen diese oft früher haben als Jungen.
Das Interesse schwimmen zu lernen ist groß. Bei den Nichtschwimmern gibt es eine Warteliste für die Kurse. Viele haben mit dem Seepferdchen ihr Ziel erreicht; freitags in Holthausen sind die, die gerne weiter machen wollen. So wie Aaron. Der Siebenjährige taucht gerne und mag beim Vereinsschwimmen am liebsten, dass er mit seinen Freunden toben kann. Nur Fußball sei noch schöner als Schwimmen.
Jochen Lumbeck ist überzeugt, dass das Schwimmenlernen nicht nur Spaß macht, sondern auch wichtig ist. 537 Menschen sind laut der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) 2016 ertrunken, der höchste Stand seit zehn Jahren. „Eltern dürfen sich über das Schwimmen nicht erst kurz vor dem anstehenden Urlaub Gedanken machen“, warnt er. Lumbeck ist der Geschäftsführer des Vereins und steht an diesem Freitag ebenfalls am Beckenrand.
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„Nicht rennen, der Boden ist nass,“ mahnt er ein Mädchen und spricht darüber, wie sich die Aufgaben des Schwimmverein in den 50 Jahren seit der Gründung gewandelt haben. Damals war die Gründungsmotivation der Neubau des Sportzentrums an der Talstraße, das seit 2003 geschlossen ist. Dann gab es eine Zeit, in der Kinder in der Grundschule schwimmen gelernt hätten. „Das ist kein Standard mehr,“ bedauert Lumbeck.
Durch den Ganztagsbetrieb in den Schulen hätten viele Kinder zudem schlicht keine Zeit mehr für Vereinsaktivitäten.
Im 50. Jahr geht es dem Verein dennoch gut. Klar, etwas mehr Platz wäre manchmal schön. Aber Lumbeck hat ein großes Team an engagierten Übungsleitern, natürlich alle mit Sanitäterausbildung. Wie, keine Wünsche für die Zukunft, Herr Lumbeck? Doch! „Wir haben aktuell 196 Mitglieder. Die 200 im Jubiläumsjahr voll zu kriegen, das wäre doch was!“