Hattingen. . Immer weniger Betriebe bilden aus. Ein Viertel aller Ausbildungsverträge wird wieder gelöst. In Hattingen zeigt sich ein Negativtrend.

  • Das Haus Kemnade hat sich eben erst von zwei Auszubildenden getrennt
  • Die Ausbildungsquote in den heimischen Betrieben ist weiter gesunken
  • Wer flexibel ist, kann noch im laufenden Ausbildungsjahr eine Stelle finden

Eben erst hat sich das Haus Kemnade von zwei Auszubildenden getrennt. „Einer ging nicht zur Schule, der andere ist einfach mal eben in Urlaub gefahren“, berichtet Heinz Bruns vom Haus Kemnade. Das ist kein Einzelfall: Mehr als jeder vierte Ausbildungsvertrag im Ennepe-Ruhr-Kreis wird vorzeitig gelöst, weiß die Bundesagentur für Arbeit NRW.

Und: Ausbildungsstellen gibt es immer noch zu wenige, so der Rückblick der Agentur für Arbeit Hagen auf das Ausbildungsjahr 2016/2017.

Die Ausbildungsquote in den Betrieben sinkt

Die Arbeitsagentur unterscheidet zwischen betrieblichen und überbetrieblichen Ausbildungen und bedauert, dass es immer weniger betriebliche Ausbildungsstellen im Kreis gibt. „Einerseits sinkt die Zahl der Betriebe, die überhaupt ausbilden, wir reden da nämlich nur noch von einem Viertel, andererseits bieten die Betriebe, die noch ausbilden, weniger Stellen an. Die Ausbildungsquote in diesen Firmen ist geringer“, erörtert Ulrich Brauer, Sprecher der Arbeitsagentur Hagen.

Betriebliche und überbetriebliche Stellen fließen gemeinsam in die Gesamt-Statistik der Ausbildungsstellen ein – und in der zeigt im Bereich der Arbeitsagentur Hagen nur Hattingen einen Negativtrend: Hier gab es 32 gemeldete Ausbildungsstellen weniger als im Vorjahr. Hagen, Schwelm und Witten verzeichneten mehr Stellen.

Hattingen verzeichnet einen Abwärtstrend

Laut Statistik kamen in Hattingen im vergangenen Jahr 57 Stellen auf 100 Bewerber – auch hier ist im Gegensatz zu Hagen, Schwelm und Witten ein Trend nach unten zu verzeichnen. Im EN-Kreis kamen sogar 83 Stellen auf 100 Bewerber. „Warum das in Hattingen schlechter ist, können wir gar nicht genau sagen“, sagt Brauer.

Auch wenn das düster auszusehen scheint für Jugendliche: Wer will und flexibel ist, kann sogar jetzt im laufenden Ausbildungsjahr noch durchstarten – Stellen im Verkauf, in der Nahrungsmittelbranche und im Handwerk können nämlich sofort vermittelt werden. Denn trotz aller Lehrstellennot sind einige Stellen auch unbesetzt. Besonders angebotene Stellen bei Bäckern und Fleischern „bleiben gern über“, bedauert Brauer.

Mangelnde Flexibilität von Ausbildungssuchenden

Michael Plohmann, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, bemängelt: „Die Ausbildungsbetriebe stoßen bei den Ausbildungsplatzsuchenden oftmals auf bereits getroffene Berufswahlentscheidungen und Festlegungen, die eine Offenheit und Flexibilität bei der Ausbildungplatzauswahl von vornherein vereiteln.“

Dass es mehr Bewerber um eine Ausbildung gibt als im Vorjahr, führt Marcus Weichert, Vorsitzender der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Hagen, darauf zurück, dass die Agentur verstärkt in Schulen unterwegs gewesen ist, um für Ausbildungen zu werben.