Hattingen. . Im Mittelstand gibt es teilweise schon Absprachen über flexible Arbeitszeitmodelle. Unternehmer kritisieren geforderten Entgeltausgleich.

  • Arbeitgeber in Hattingen mahnen Gewerkschaft, das Rad nicht zu überdrehen
  • Geschäftsführer von mittelständischen Unternehmen sehen Tagesablauf gefährdet
  • Anreiz für Arbeitszeitreduzierung darf aus Unternehmersicht nicht zu groß sein

„Gar nichts“, hält Karin Müller, Prokuristin der Aluva GmbH, vom Vorstoß der IG Metall, dass Arbeitnehmer ihre Arbeitszeit von 35 auf 28 Stunden pro Woche reduzieren können – und zwar für zwei Jahren mit Rückkehrrecht auf den Vollzeit-Arbeitsplatz.

„Das wäre bei uns gar nicht umsetzbar, wir sind ein Schmelzbetrieb, arbeiten dreischichtig“, sagt Wilfried Brands, Geschäftsführer von Vulkan Inox GmbH. „Das würde bei uns vom Tagesablauf her gar nicht funktionieren. Bei uns muss man präsent sein“, erklärt auch Barbara Volkenborn-Gehrmann, Gesellschafterin und Geschäftsführerin der Avola Maschinenfabrik A. Volkenborn GmbH & CO. KG.

„Dann kriegen wir ja überhaupt nichts mehr fertig“

„Das geht überhaupt nicht. Dann kriegen wir ja überhaupt nichts mehr fertig. Wir müssten ja dann für die Zeit jemanden neu einstellen und anlernen“, zeigt sich Detlev Schäfer, Geschäftsführer der CNC Fertigung Schäfer GmbH, entsetzt.

Detlev Schäfer, Geschäftsführer von der CNC Fertigung Schäfer GmbH in Hattingen, ist entsetzt über den Vorstoß der IG Metall.
Detlev Schäfer, Geschäftsführer von der CNC Fertigung Schäfer GmbH in Hattingen, ist entsetzt über den Vorstoß der IG Metall. © Fischer

Besonders den Lohnausgleich sieht Andreas Nicolai von der Nico Wälzlager GmbH kritisch. „Wenn der Anreiz für die Arbeitszeitreduzierung zu groß ist, ist das langfristig gesehen schädlich. Firmen könnten das eher verschmerzen, wenn es keinen Lohnausgleich gäbe. Und das ist schon schwierig. Wir haben ohnehin zu wenig Facharbeiter.“

Mobiles Arbeiten in einer modernen Arbeitswelt

Sehr kritisch sieht den Vorstoß der Gewerkschaft auch der Blankensteiner Friedrich Wilhelm Wengeler, Geschäftsführer der Wengeler & Kalthoff Hammerwerke GmbH und Vorsitzender des Arbeitgeberverbands Metall Bochum/Umgebung. „Wir brauchen ein mobiles Arbeiten in einer modernen Arbeitswelt. Durch den demografischen Wandel steuern wir deutschlandweit sowieso in einen Arbeitskräftemangel hinein. Wir verknappen so nur weiter die Arbeitszeit.“

Auch will er den Entgeltausgleich nicht den Arbeitgebern aufgebürdet sehen. „Da sind Staat oder Krankenkassen in der Pflicht, wenn es um Kinderbetreuung oder Pflege geht.“ Gerade für mittelständische Unternehmen sei die hohe Lohnquote schwierig. Weiter gedacht würde ein solcher Ansatz in einer Investitionsschwäche münden. Zudem sei die Arbeitszeitverkürzung ein riesiges Logistikproblem.

Friedrich Wilhelm Wengeler, Geschäftsführer Wengeler & Kalthoff Hammerwerke GmbH und Vorsitzender des Arbeitgeberverbands Metall Bochum/Umgebung, warnt davor, das Rad nicht zu überdrehen.
Friedrich Wilhelm Wengeler, Geschäftsführer Wengeler & Kalthoff Hammerwerke GmbH und Vorsitzender des Arbeitgeberverbands Metall Bochum/Umgebung, warnt davor, das Rad nicht zu überdrehen. © Volker Speckenwirth

„Flexible Arbeitszeit wird im Mittelstand schon gelebt“

Flexibilität wäre nötig. „Aber da gibt es ja schon Beispiele: Ein Mitarbeiter kommt erst um neun statt um sechs Uhr, weil er morgens die Kinder zur Schule bringt, arbeitet aber 35 Stunden pro Woche. Ein anderer arbeitet samstags statt montags. Das wird im Mittelstand schon gelebt!“ Die Arbeit werde bereits gut bezahlt. „Wir müssen aufpassen, dass wir das Rad nicht überdrehen.“

Profitieren sollen laut der IG Metall vor allem Beschäftigte, die sich um ihre kleineren Kinder (bis 14 Jahre) oder pflegebedürftige Angehörige kümmern. Für sie soll es einen Lohnausgleich geben, der bei einer Vier-Tage-Woche den Ausfall für die unterste Lohngruppe zur Hälfte ausgleicht.

Zudem fordert die Gewerkschaft in dieser Tarifrunde sechs Prozent mehr Gehalt.