Hattingen. . In Hattingen sind derzeit alle Proberäume vermietet. Die Stadt sagt, es wurde kein Mehrbedarf angezeigt. Die Bands sehen das anders.
- Schon vor zehn Jahren beklagten sich junge Musiker, dass sie keinen Proberaum finden
- Auch heute sind die Räume der Stadt im Bunker an der alten Feuerwache alle vermietet
- Häufig scheitert die Raumsuche an den finanziellen Mitteln junger Bands, weiß Julian Cassel vom Mukkeklub
Vor zehn Jahren berichtete die WAZ über den Mangel an Proberäumen für Bands. „Der Mangel bleibt“, lautete damals der Titel. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert.
Geeignete Stätten, wie etwa ehemals industriell genutzte Bauten gebe es doch genug, und die Umrüstung müsse gar nicht teuer sein, forderte damals der Gitarrist Christian Führer von der Band Kick ‘n’ Chicks mehr Engagement von der Stadt. Deren Bemühungen blieben aber begrenzt. „Wir haben ein paar Möglichkeiten durchprobiert“, erklärte damals Olaf Jacksteit vom Fachbereich Jugend, Schule und Sport, „aber die waren ungeeignet, auch aus Kostengründen“. So hat sich die Situation der Musiker bis heute nicht wesentlich verbessert.
Aktuell stellt die Stadt fünf Proberäume im Hochbunker an der alten Feuerwache zur Verfügung. „Diese sind aber für junge Menschen bis 27 Jahre vorgesehen“, erklärt Jana Golus, Pressesprecherin der Stadt. Vor zehn Jahren schrieb die Verwaltung dort noch eine Grenze des Altersdurchschnitts der Bands von 21 Jahren vor. Alle Proberäume im Bunker sind momentan vermietet. Aber: „Ein Mehrbedarf an Räumen wurde der Stadt nicht angezeigt“, so Golus.
Bands proben in Nachbarstädten
Das sieht Julian Cassel, Mitbegründer der Band Frida Gold und Mitbetreiber des Mukkeklub, anders: „Als junge, neue Band ist es sehr schwierig, geeignete Proberäume in Hattingen zu finden.“ Häufig scheitere es an den finanziellen Mitteln. „Wir haben einen Proberaum in den Gummiwerken in Bredenscheid, dort sind die Kosten aber relativ hoch, außerdem sind alle Räume belegt“, erklärt Cassel. Er weiß, dass viele Bands auch in die umliegenden Städte ausweichen.
Diesen Weg ist auch Markus Meyer mit seiner Band Phoney 14 gegangen. „Wir proben aktuell in Gevelsberg, weil es in Hattingen zu teuer geworden ist“, so der Schlagzeuger. Die Band rund um Markus Meyer hatte einst den Musik-Bunker an der alten Feuerwache eröffnet. Vor zehn Jahren hatte Meyer aber schon festgestellt: „Proberaum-Mangel ist kein Hattinger Problem – es ist ein Ruhrgebiets-Problem.“
Suche nach Räumen raubt Zeit
Damals wie heute spielt sich folglich ein Teil des Musikerdaseins in Bussen, Bahnen und anderen Verkehrsmitteln ab, um zu einem geeigneten Proberaum zu gelangen.
Tim Schöpe, ehemaliger Schlagzeuger der Band Leutnant Lennard, gibt Entwarnung. Er glaubt, dass sich die Situation insgesamt etwas entspannt: „Dass liegt aber nicht daran, dass das Angebot besser geworden ist, sondern lediglich daran, dass es weniger junge Nachwuchsbands gibt, die einen Proberaum suchen“, so Schöpe.