Hattingen. . Eine Initiative fordert an der Bredenscheider- und Nierenhofer Straße eine Begrenzung auf Tempo 50. Hattingen will einen ersten Schritt gehen.

  • Die Initiative gegen Verkehrslärm in Hattingen wurde von Bürgern neu gegründet
  • Die Mitglieder fordern durchgehend Tempo 50 auf der Nierenhofer und Bredenscheider Straße
  • Über das Tempolimit entscheidet der Landesbetrieb Straßen NRW, die Stadt liefert Daten

Frank Schneider nutzt seine Terrasse nicht mehr. Der Grund: die extreme Lärmbelästigung durch vorbeifahrende Auto- und Motorradfahrer. „Auf meiner Terrasse wurde eine Lärmbelastung von 98 Dezibel gemessen, das ist so laut, wie ein startender Düsenjet“, erklärt Schneider. Gemeinsam mit anderen Betroffenen hat er nun die Initiative gegen Verkehrslärm in Hattingen gegründet.

Die Initiative fordert insbesondere für die Bereiche an der Bredenscheider- und Nierenhofer Straße einen besseren Lärmschutz. Ihr Anliegen: Tempo 50. „Dadurch könnte der Lärm deutlich gesenkt werden“, ist sich Schneider sicher. Für ihn liegt der Kern des Problems aber woanders: „Es sind nicht zwingend die Raser, die Lärm machen. Heute sind es vor allem auch technische Veränderungen, die uns Probleme bereiten“, erklärt er.

Betroffener: Industrie macht Fahrzeuge bewusst laut

Damit zielt er auf sogenannte Klappenauspuff-Systeme und aktive Abgassoundanlagen ab. „Die Industrie macht Autos und Motorräder dadurch bewusst lauter, indem der Schalldämpfer außer Kraft gesetzt wird, oder über Lautsprecher zusätzlicher Motorsound in die Umwelt geschallt wird“, bemängelt Frank Schneider. Aber auch diese Systeme könnten bei einem geringeren Tempo nicht ihre volle Lautstärke entfalten.

Von der Politik fühlt sich Frank Schneider im Stich gelassen. Bürgermeister, Landrat und Landesverkehrsminister hätten eine Änderung des Tempolimits nicht weiter verfolgt. Das könnte sich jetzt ändern. Denn: Die Stadt kündigte nun an, an den betroffenen Straßen das Verkehrsaufkommen zu messen. „Hierfür haben wir eigens ein neues Messgerät angeschafft“, erklärt Susanne Wegemann, Pressesprecherin der Stadt.

Die so gewonnenen Daten werden dann an Straßen NRW weitergeleitet. Denn für Landesstraßen ist der Landesbetrieb die zuständige Behörde, und entscheidet über eine eventuelle Veränderung des Tempolimits.

Gesetzliche Neuregelungen gefordert

Für Frank Schneider wäre das ein erster Schritt. Aber nicht ausreichend: „Wir benötigen gesetzlichen Neuregelungen, die Klappenauspuff-Systeme und aktive Abgassoundanlagen verbieten.“ Mit normalem Verkehrslärm können er durchaus ohne Probleme leben. Auch möchte er Motorradfahrer nicht unter Generalverdacht stellen. Dennoch hätten viele Motorräder aber einen lärmenden Auspuff serienmäßig und auch Abgassoundanlagen würden häufiger.

„Ich weiß, dass ich an einer Landstraße wohne, LKWs sind mir nicht zu laut“, so Schneider. „Die Industrie propagiert, dass unsere Autos leiser werden. Das Gegenteil ist der Fall. Damit holen wir uns den Lärm in die Innenstädte.“

>> Über die Initiative gegen Verkehrslärm

Zurzeit sind rund 15 Personen an der Initiative beteiligt. Die Initiative ist Mitglied bei den Vereinigten Arbeitskreisen gegen Motorradlärm (VAGM)

Interessierte können auch anonym Kontakt zur Initiative aufnehmen. Ein Kontaktformular gibt es auf: www.motorradlaerm.de/hotspot-melden