Bürger kommentieren die Idee, mit 5000 Euro die Beteiligung an der Bundestagswahl zu steigern.

„Das ist Schwachsinn”, sagt eine Frau und rauscht die Heggerstraße hoch. „Ich geh' selbstverständlich sowieso wählen.” Andere geben unumwunden zu, dass die Wahl sie nicht interessiert. Ob der ungewöhnlichen Idee von Ulrich Wilkes, der 5000 Euro verlosen möchte, um Bürger an die Wahlurne zu locken, stutzt mancher erst einmal.

Andere halten sie schlichtweg für „bekloppt”. Eindeutig hinter sich hat der Eigentümer einer Werbeagentur gestern niemanden. Zumindest nicht bei den Teilnehmern einer spontanen, nicht repräsentativen Umfrage in der Fußgängerzone.

Selbst wenn einige seinem Einfall einen gewissen Charme nicht absprachen und sich Wirkung vorstellen konnten – möglicherweise in falsche, unerwünschte Richtungen. „Verwegen” nennt Susanne Brunke den Gedanken. Die 41-Jährige schiebt den neun Monate alten Niklas spazieren. Sie weiß, dass „Gewinnspiele viele Leute reizen”. Fragt sich aber, welche Zielgruppe so eine Verlosung wohl hauptsächlich lockt. Die Menschen, die sich informiert haben, sich verantwortlich fühlen, das Land voranbringen wollen? Oder Splitter- und radikale Randgruppen.

Der Schuss könnte auch nach hinten losgehen, befürchtet die junge Frau und hinterfragt auch, was wohl der edle Spender davon hat. „Will der Kohle machen?” Sie ist der Ansicht, wer die Chance nicht nutzt, „verschenkt sie” und darf sich hinterher auch nicht beschweren.

„Ich geh' sowieso wählen”, versichert Eva-Maria Stiebel. Darüber hinaus tut die Krankenschwester alles, damit auch ihre Kinder aus den Puschen kommen und „schubst” sie Richtung Wahlurne. „Die Idee ist witzig”, sagt die 52-Jährige, „aber eigentlich auch traurig”. Sie hofft, dass nicht die Falschen sich eingeladen fühlen, die sich keine Gedanken gemacht haben und desinteressiert sind.

Tilman Wolf ginge selbstverständlich zur Bundestagswahl, wenn er denn wählen dürfte. Der 16-Jährige kommentiert die geplante Aktion vor 40 Wahllokalen mit kostenlosen Losen so: „Es muss nicht unbedingt gut sein.” Statt „Bestechung” würde er sich mehr Informationen wünschen.

Andere tun das offensichtlich nicht. Wie etwa die junge Frau mit Kinderwagen, die kein Interesse an Politik hat. Das ließe sich nicht einmal durch die Aussicht auf 5000 Euro Gewinn wecken.