Die meisten Kunden kommen mit kleinen Tüten in der Hand. Den Inhalt haben sie aus alten Schubladen und verstaubten Schatullen hervorgekramt. Persönliche Sachen, die aber oftmals keinen praktischen Wert mehr haben. Und nun zu Geld gemacht werden.

Schmuckstücke und Besteck landen auf dem Verkaufstisch. Auch Zahngold, Münzen oder Medaillen. Das Geschäft mit dem Altgold blüht. Nicht erst mit der um sich greifenden Wirtschaftskrise. Doch spürbar steigt die Zahl derer, die sich aus finanziellen Gründen von ihren alten Schätzchen trennen.

Ulrich Dörner ist so eine Anlaufstelle. Er kauft nicht nur Altgold, sondern handelt auch mit anderen Edelmetallen wie Silber, Platin und Palladium. „Diskretion ist wichtig”, sagt der 55-Jährige. Und ein kritischer Blick. Da hält es der Aufkäufer mit dem Dichter Friedrich Hebbel, dessen über 170 Jahre alte Weisheit auf einer Tafel im Verkaufsraum zu lesen ist: „Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Aber es glänzt auch nicht alles, was Gold ist.” Also: Zur Urteilsbildung gilt es, genau hinzuschauen. Dörner greift zu Lupe und Waage, nimmt den Schmuck in Augenschein. „333er Gold steht drauf”, sagt er und legt das alte Stück auf die Waage. 33 Prozent beträgt der Goldanteil. Und so berechnet Dörner innerhalb kurzer Zeit den Preis, den er für die Kette zahlen will. Der Kunde willigt ein. Oder geht zum nächsten Altgold-Händler, um eventuell mehr Geld zu bekommen.

Der Tagespreis für Altgold ist in den letzten Monaten gestiegen. Denn mit der Wirtschaftskrise ist der Goldpreis kräftig in die Höhe geschossen. Das Argument treibt viele Menschen dazu, ausrangiertes Edelmetall zu versilbern. Das kann auch der ausgediente Ehering und Omas Nachlass sein. Silberstücke nimmt Dörner besonders genau unter die Lupe. „Nicht selten sind Be-stecke nur versilbert, damit können wir nichts anfangen.”

Selbst Zähne, ja ganze Brücken landen auf dem Verkaufstisch. Mit Hammer und Zange bricht Dörner das Altgold heraus, legt es auf die geeichte Waage: 55 Prozent Goldanteil gilt hier bei der Preisermittlung als Grundlage.

Ausgezahlt wird stets sofort und bar. Nicht immer gehen Reichtümer über den Tisch. Manchmal sind es nur wenige Euro. „Doch es gibt auch Fälle, da wurden hohe Beträge gezahlt.” Ulrich Dörner holt ein schweres Herrenarmband aus Gold hervor: Dafür gab's über 400 Euro.

Das Altgold geht zur Scheideanstalt, die das Edelmetall einschmilzt und verkauft. Um daraus wieder Schmuck und Zahnersatz herzustellen.