Gladbeck. Optimistische Pläne, dass der Abriss der Hochhausruine Schwechater Straße diesen Sommer startet, haben sich nicht erfüllt. Vorverträge mit langfristigen Hauptmietern sind für die Realisierung das A und O. Umweltgutachten soll klären, ob geschützte Tierarten neue Bewohner der Schrottimmobilie sind

Wie ein mahnendes Ausrufezeichen ragt die Schrottimmobilie Schwechater Straße 38 weiter in den Himmel über Rentfort-Nord. Dabei war Mitte Oktober 2013 medienwirksam eine blühende Zukunft für das Hochhaus-Areal in Aussicht gestellt worden. Michael Hiesgen, Geschäftsführer der IPG GmbH, präsentierte umfangreiche Pläne, die den Abriss des Hochhauses und den Neubau eines kleinen Einkaufszentrums mit Drogeriemarkt, Vollsortimenter und Discounter vorsah. Wenn es optimal laufe, könnten die Bagger schon „im Sommer 2014“ anrollen, so damals die optimistische Aussage. Angerollt ist bislang nichts, lediglich der Nahkauf-Supermarkt hat geschlossen und eine Lücke in die Rentforter Nahversorgung gerissen.

Die WAZ hakte bei Projektentwickler IPG nach, wollte zum Beispiel wissen, ob schon Vorverträge mit Vollsortimentern oder Discountern geschlossen werden konnten. Es gebe noch nichts presserelevantes zu berichten, so die knappe Antwort von Michael Hiesgen Mittwochvormittag am Telefon. Der Geschäftsführer bat darum, die konkreten Fragen schriftlich zu stellen. Was die WAZ mit Bitte um Beantwortung bis Freitag tat.

Auch in der Stadtverwaltung wartet man auf erfolgreiche Signale vom Investor. „Das A und O ist wie bei allen Großprojekten dieser Art der Abschluss von Vorverträgen, die einem Projekt die Sicherheit für die nötigen Investitionen geben“, sagt Stadtbaurat Martin Harter. Das seien oft keine leichten Verhandlungen, die sich hinziehen können. Am Standort selbst sei ein Umweltgutachten noch nicht abgeschlossen, ob eventuell geschützte Tierarten die verwaiste Hochhausruine als Domizil für sich entdeckt haben.

Dass er bereits mit Vollsortimentern und Discountern verhandele, „die Potenzial für eine Ansiedlung sehen“, hatte Hiesgen im Oktober berichtet. Große Namen gibt es in der Branche viele. Wie die WAZ aus Insiderkreisen erfuhr, mache das Planmodell, Vollsortimenter und Discounter als direkte Nachbarn am Standort anzusiedeln, die Verhandlungen nicht einfacher. Denn nur bestimmte Supermarktketten würden mit bestimmten Discountern in Einkaufszentren kooperieren – und umgekehrt.

„Die Stadt hat ihre Hausaufgaben gemacht, alle Verträge liegen fertig in der Schublade“, unterstreicht der Leiter des Rechtsamtes, Dr. Guido Hüpper – konkret ein Vertragwerk, das eine Rückbauverfügung ohne finanzielles Risiko für die Stadt vorsieht, die zudem baurechtlich den Weg frei macht.

Am Freitagnachmittag teilte die IPG mit, die WAZ Fragen aus Termingründen erst bis kommenden Mittwoch beantworten zu können.

Vielversprechende Pläne 

Die Zukunft in Sachen Nahversorgung für Rentfort-Nord sieht schön aus. Zumindest dann, wenn Investor IPG auch die Pläne verwirklicht, die mit bunten Entwürfen letzten Oktober präsentiert wurden.

Flache, maximal zweigeschossige Neubauten sollen auf dem Areal entstehen. Im Kern ein größerer Baukörper dort, wo jetzt noch das 15-geschossige Hochhaus samt Atriumanbau und leerem Supermarktgebäude steht. Erhalten bleibt laut Entwurf der Flachbau-Längsriegel im Westen der Planfläche, in dem nach wie vor Büros, Praxen und eine Pizzeria beheimatet sind.

Im großen Neubau sollen sich ein Drogeriemarkt (wie DM, Rossmann oder Müller) auf 750 Quadratmetern und daneben ein Lebensmittel-Vollsortimenter (wie Edeka, Rewe oder Marktkauf) auf 3000 Quadratmetern Fläche ansiedeln. Im Eingangsbereich können sich kleiner Läden wie eine Bäckerfiliale oder ein Lotto-Zeitschriften-Geschäft auf 300 Quadratmetern ansiedeln.

Ein zweiter, kleinerer Gebäuderiegel soll südlich auf dem heutigen Parkplatz über der Tiefgarage entstehen, im Inneren mit 1740 Quadratmetern Platz zur Ansiedlung eines Discounters (wie Penny, Netto, Lidl oder Aldi).