Gladbeck.. Günter und Renate Lorek aus Gladbeck hat die Leidenschaft zum Mini-Pott gepackt: Ihr WAZ-Album „Revier sammelt Revier“ hat kaum noch freie Flecken. 25 Sticker von insgesamt 288 Motiven fehlen noch. Auf ihrer Suche zieht es die beiden sogar ins Internet.

Ham wat getz? „Nee, noch nicht ganz“, könnten Günter und Renate Lorek darauf antworten. Okay, den Germanicus haben die beiden Gladbecker sogar mehrfach; und den Alfred Krupp – sogar mit Glitzer! Ebenso Ruth Leuwerik, die ebenfalls aus Essen stammte, und „Thöööölke“, legendärer Quizmaster aus Mülheim. Auch die Harkort’sche Fabrik, diverse Zechenanlagen und landschaftliche Schönheiten sowie das prächtige Bahnhofsgebäude in Hagen sind keine weißen Felder mehr im Panini-Kosmos, den die WAZ mit dem Album „Revier sammelt Revier“ Bildchen-Begeisterten öffnet. Und doch: 25 Sticker fehlen den Loreks noch zur Vollkommenheit ihres „Potts“ im Mini-Format.

Als Kinder des Ruhrgebiets em­pfinden sie eine „tiefe Verbundenheit“ zum Revier. Da zauderte der 68-Jährige nicht und besorgte sich flugs Album samt Stickern. Und es ward um Günter Lorek geschehen – er war von der „Sammelritis“ infiziert. Seine Frau Renate, die er seit seinem 16. Lebensjahr kennt, steckte er auch noch an. Verschmitzt lächelnd erzählt der Rentner, der einst zum Beispiel auf Sylt als Koch am Herd stand: „Als ich mit dem Starterset nach Hause gekommen bin, habe ich gleich angefangen zu knibbeln.“ Nach einer halben Stunde habe er gerade einmal mit Müh und Not fünf Bildchen vom Schutzpapier gefummelt – und aufgegeben. Da kriechste als Mann doch die Pimpanellen! Denn mit der Feinmotorik sei es bei ihm nicht weit her. Ja, nee, is klar . . .

Sammler hätten gerne mehr Gladbecker Motive gesehen

Aber dann hätte es im Panini-Pott viele weiße Flecken gegeben, immerhin sind 288 Sticker einzukleben. Das konnte Renate nicht zulassen; zumal die 65-jährige gelernte Schallplatten-Verkäuferin gerne friemelt: „Das kann ich stundenlang machen!“ Mittlerweile gibt es in ihrem Sammelheft kaum noch freie Stellen. „Hat man einmal angefangen, setzt ein Automatismus ein“, plaudert Günter Lorek. Da wirste wieder zum Kind! Die Loreks als begeisterte Radler kennen jedes Fleckchen ihrer Heimat, freuen sich über die Ansichten und sind neugierig auf die Erläuterungen dazu. Aber: Wat guckse so bedröppelt? Naja, ein einziges Motiv aus Gladbeck, und das auch noch das Rathaus? Das enttäuscht die beiden schon. Man hätte doch beispielsweise das Wittringer Schloss aufnehmen können. Oder ein Bild von Wilhelm Kaiser, dem Boxer aus Gladbeck, der bei Olympia 1936 in Berlin Gold holte.

Doppelte Panini-Bilder werden auf Ebay für 10 Cent angeboten

Die Loreks tauschen Bildchen mit Gleichgesinnten, kaufen nach in der Hoffnung, dass ersehnte Motive im Tütchen stecken. Wie Sticker Nummer 72, ein Foto der Halde Hoheward. Das ist laut Renate Lorek sehr gefragt. Ihr Mann gibt zu: „Ich hätte nicht gedacht, dass diese Sammlerei solche Kreise zieht.“ Bis ins Internet. „Die Leute gucken ins Netz, stellen Listen von doppelten und gesuchten Bildern über Ebay-Kleinanzeigen ein“, hat der 68-Jährige festgestellt. Auch die Loreks haben ihre Fühler ausgestreckt, um ihr Album zu füllen. Wat krisse? – ein Bildchen, zehn Cent.

Er sagt: „Meine Frau muss Buch führen.“ Und das tut sie gewissenhaft. Sie hat mit Kuli eine Liste mit „Doppelten“ und „Gesuchten“ (darunter das Bottroper Rathaus) angelegt. Die 65-Jährige hakt säuberlich die Nummern ab, die das Paar auf die letzten freien Plätze klebt. Peu a peu schrumpft die Zahlenkolonne. In einer Woche, schätzt Renate Lorek, ist das Album komplett. Dann geht’s auf die Reise nach Augsburg. Dorthin zogen vor Jahren Onkel Herbert (88) und Tante Helga (85). Die Sammler: „Sie werden sich wahnsinnig darüber freuen.“ Denn sie lieben das Revier; wie die Loreks.