Gladbeck. . Dicke Kaltblüter, niedliche Kaninchen und außergewöhnliches Federvieh haben es dem ehemaligen Bergmann Manfred Rohr aus Gladbeck angetan. Viele seiner Tiere sind preisgekrönt. Besonders am Herzen liegen ihm Rassen, die vom Aussterben bedroht sind. Ein Besuch.

Mit freudigem Wiehern begrüßt Enrike den Mann mit dem Bommelhut. Die Stute weiß: gleich gibt es Futter. Vier Westfälische (rheinisch-deutsche) Kaltblüter leben beim Gladbecker Manfred Rohr, der in Gelsenkirchen-Beckhausen, direkt an der Grenze zu Gladbeck, seinen kleinen Hof betreibt. Pferde haben es dem ehemaligen Bergmann angetan.

Zunächst waren es Haflinger, angeschafft für die beiden Kinder der Rohrs. Vor 25 Jahren kam das erste Kaltblut auf den Hof – und mit ihm die Leidenschaft für die Zucht. Nach und nach baute sich Manfred Rohr eine ansehnliche Herde auf, bis zu 22 Pferde der von Aussterben bedrohten rheinisch-deutschen Linie grasten zwischenzeitlich auf seiner Weide, unter ihnen sogar ein Zuchthengst, der stattliche „Erlando“.

Die Zucht aufgegeben, die Liebe zu den Tieren bewahrt

Mit seinen Pferden zeigte er einst die größte Kaltblut-Quadrille, zehn Großkaliber in voller Eleganz unter dem Sattel, im westfälischen Landgestüt zu Warendorf genauso wie im Fernsehgarten in Stuttgart.

Der Hengst ist mittlerweile verkauft, die meisten Zuchtstuten auch – mit seinen 70 Jahren hat Manfred Rohr sich ein wenig kleiner gesetzt. Von den verbliebenen Tieren, der 24-jährige Astra, der zweijährigen Gwendolina, Elfie und Enrike mag er sich aber nicht trennen. Zumal er ohne sie auch auf ein geliebtes Hobby verzichten müsste: „Ich fahre mit diesen Dicken“, erzählt Rohr, meist durch Bülse Richtung Kirchhellen. Und Sankt Martin ohne die großen Braunen ist zumindest in Beckhausen undenkbar.

Grundschulkinder lieben Pferde

Nur zur Freude hält er die zwei Shetland-Ponys und das junge Reitpony Kasper (Foto). Aber nicht nur zur eigenen Freude: Der Hof grenzt an den Schulhof der Albert-Schweitzer-Förderschule und der daneben liegenden Grundschule. Die Kinder lieben die Pferde, in jeder Pause drängen sie sich am Zaun.

Besonders Gwendolina genießt die Streicheleinheiten. „Die vergisst darüber sogar das Fressen“, sagt Rohr lachend. Die kleinen Ponys sind sogar pädagogisch tätig. Einmal pro Woche steht in der Offenen Ganztagsbetreuung Striegeln und Ponyreiten auf dem Programm. Bei der Arbeit mit den Pferden helfen – wie sollte es anders sein – Mädchen aus der Nachbarschaft.

Schon als Kind Hühner gezüchtet

Rohrs zweite große Leidenschaft ist das Geflügel. Begeistert erzählt er von seinen Hühnern, Enten und Gänsen, mit denen er bei Ausstellungen erfolgreich ist. „Hühner hab ich schon immer gehabt, als Kind schon“, erzählt Manfred Rohr.

Seine ersten Hühner waren goldfarbene Italiener, die er bis heute erfolgreich und preisgekrönt züchtet. „Ich war schon mit sechs Jahren in der Jugendgruppe bei den Geflügelzüchtern.“

Noch immer ist er Mitglied im Schultendorfer Rassegeflügelzuchtverein. Unter Jungs seien die Hühner damals ein beliebtes Hobby gewesen – zumal für andere Vergnügungen ohnehin das Geld fehlte: „Es waren ja keine Mücken da“, scherzt Rohr.

Die Eier kommen in die Brutmaschine

An der Albert-Schweitzer-Straße scharren Hühner zehn verschiedener Rassen – nur zur Brutzeit trennt der Züchter seine Tiere, um die 18 verschiedenen Farbschläge zu erhalten. Die Eier sammelt er ein und legt sie in die Brutmaschine. So kann er mehr Nachwuchs erzeugen, weil die Elterntiere Eier nachlegen.

Wie bei den Pferden, so versucht er auch beim Geflügel, vom Aussterben bedrohte Rassen zu erhalten. Wie die rumänischen Nackthälse – wahrlich keine Schönheiten. Oder die Lockengänse, die Minorka-Hühner mit den weißen Ohrlappen, oder die Spanier mit dem weißen Gesicht.

Und dann sind da noch die Zwergkaninchen, die roten Neuseeländer und die Deutschen Zwergwidder. Es gibt also viel zu tun für den Rentner – aber ohne seine Tiere geht es eh nicht.