Gladbeck. Der Finanzvorstand des FC Schalke 04 war zu Gast beim Fanclub „Blau Weiße Veba Jungs“ in Gladbeck und bezog auch Stellung zur umstrittenen Entscheidung für den Ticketverkauf über Viagogo. „Das war eine grenzwertige und kritische Entscheidung“, gesteht Peters.
Es war nicht ganz die passende Uhrzeit für Berufstätige, aber gut abgepasst im blau-weißen Sinne war die Minute, in der die Diskussion eröffnet wurde: Ab 18.04 Uhr stellte sich der S04-Finanzvorstand Peter Peters den Fragen von 35 Schalke Fans des Clubs „Blau Weiße Veba Jungs“ im Vereinslokal Grüne Oase in der Kleingartenanlage Am Nattbach.
Warum nicht mit Raúl verlängert?
„Warum haben wir mit Raúl nicht verlängert?“, fragt Fanclubmitglied Ralf Zysk. „In dieser Saison hat uns der Torjägerinstinkt gefehlt“, wird beklagt. Peter Peters antwortet mit seiner fast schon gewohnten kaufmännischen, gut überlegten und ruhigen Art. „Auch ein Raúl wurde älter. Wir müssen bei unseren Verträgen das Alter bedenken. Letztlich war die Trennung einvernehmlich.“
Und dann ging der Blick auch schon wieder auf die kommende Spielzeit: Dort interessierte insbesondere die Frage nach Transfers: Leon Goretzka vom VFL Bochum wird zum FC Schalke 04 wechseln. Zur Preisgabe weiterer Namen ließ sich Peters nicht hinreißen und verweist auf die eigene Jugend: „Wir haben gezeigt, dass wir auf Schalke den überdurchschnittlichen Bundesligaspieler hervorbringen können“, so Peters, der damit unter anderem auf Meyer, Draxler und Höwedes verweist.
Dass das Verhältnis zwischen Vorstand und Fans derzeit nicht gerade das Beste ist, war auch in der Diskussion zeitweise spürbar. Einer der Gründe dafür ist der umstrittene Vertrag mit dem Internet-Ticketportal Viagogo, der auch die Diskussion am Montagabend lange beherrschte. „Sie legalisieren den Schwarzmarkt, das ist eine Sauerei“, so die deutlichen Worte von Vereins- und Clubmitglied Michael Terlau. Zukünftig werden 300 Karten für insgesamt zehn Spiele dem Portal zum Weiterverkauf angeboten. Dabei kann Viagogo bis zu 100 Prozent Aufschlag verlangen.
„Das war eine grenzwertige und kritische Entscheidung“, gesteht Peters, dass die Entscheidung auch im Verein nicht unumstritten sei. Rolle des Finanzvorstandes sei es aber, auch „unpopuläre Entscheidungen zu treffen.“ Insgesamt führe der Vertrag jedoch zur Verbesserung des Status Quo. Neben den Einnahmen von über drei Millionen Euro in den kommenden drei Jahren, geht es auch um eine Befriedung des Schwarzmarktes: „Das System Karten aus Zigarrenschachteln, wie es früher ‘mal war, funktioniert nicht mehr.“ Bei aller Kritik gibt Peters zu verstehen: „Es muss nicht ewig so bleiben. Wir probieren die Kooperation aus und schauen auf die Effekte. “
„Wir spielen im Konzert der Großen mit“
Die Saison war lang und hatte Vieles zu bieten, darin waren sich Vorstandsmitglied und Fans an dem Abend einig. „Hinter uns liegt eine sehr spannende Saison“, resümierte Peters. Vor allem die Rückrunde sei sehr emotional gewesen. Die Negativerlebnisse gegen Fürth und Stuttgart, aber auch die Höhepunkte mit dem Derbysieg oder dem Herzschlagfinale in Freiburg prägten die Spielzeit: „Ich bin nicht unzufrieden“, blickt Peters mit Stolz auch über die vergangene Saison hinaus gehend zurück: „Wir haben es geschafft, im Konzert der Großen mitzuspielen.“ Internationale Wettbewerbe, der Bau der Arena und die stetige wirtschaftliche Konsolidierung, so etwas „haben nicht viele Vereine geschafft“.
Davon abgesehen kommt Schalker Experimentierfreude aber nicht bei allen Mitgliedern gut an. Die Zusammenlegung der Jahreshauptversammlung mit dem Mitgliedertag wird als Eventisierung einer offiziellen Versammlung kritisiert „Ich möchte, dass so viele Schalker wie möglich teilnehmen“, rechtfertigt Peters die Entscheidung. Aus der kritischen Ecke heißt es hingegen, dass damit vor allem die unkritischen Fans ins Boot geholt werden sollen und kontroversen Themen, wie dem Viagogo-Vertrag, aus dem Weg gegangen werden soll. Hier hat Peters die Gladbecker jedoch auf seiner Seite: „Je mehr kommen, desto besser ist es für den Verein“, ist die einhellige Meinung der Fans.
Trotz der Kontroversen ist die Atmosphäre in der „Oase“ familiär und geradlinig. Man sagt, was man denkt - genau das ist es, was den S04 so besonders macht. Der Abend endet wie er begann, mit einem kräftigen „Glück Auf!“