Gelsenkirchen. Getreu ihrem Motto „Normal ist woanders!“ haben die S 04-Fans vor sechs Jahren in mühevoller Kleinarbeit einen ausrangierten Eisenbahnwaggon zu ihrem Vereinsheim umgebaut. Auf dem historischen Gelände am Bahnbetriebswerk Bismarck ist ihr Lebensmittelpunkt entstanden.

„Fahrt mit im blau-weißen Schalke-Bus“, heißt es in einem Klassiker der Schalke-Fansongs. Einen blau-weißen Bus haben Frank Ukowski (50) und seine Freunde zwar nicht – es wäre wohl zu einfallslos für die Gelsenkirchener – nein, sie haben einen blau-weißen Partywaggon. Getreu ihrem Motto „Normal ist woanders!“ haben die S 04-Fans vor sechs Jahren in mühevoller Kleinarbeit einen ausrangierten Eisenbahnwaggon zu ihrem Vereinsheim umgebaut und das historische Gelände am Bahnbetriebswerk Bismarck zu ihrem Lebensmittelpunkt gemacht.

Doch ihnen geht es nicht nur um Fußball. „Wir wollen das Leben genießen und die Musikszene in Gelsenkirchen unterstützen“, erklärt der erste Vorsitzende des Fanclubs. „Nur im Fanclub zu sein, um Karten abzustauben – das gibt’s bei uns nich‘. Alle anderen sind aber umso willkommener!“ Die Gastfreundschaft bekommt man schnell zu spüren. Am Wochenende ist das industrielle Brachland der erste Wohnsitz. Man trifft sich zum Frühstücken und bleibt auch schon mal bis tief in die Nacht. Frauen, Kinder, Junge, Alte, die Atmosphäre ist familiär.

„Wir sind fast wie eine Großfamilie“, findet auch Frank „Johnny“ Hubold. „Und wer es mal nicht mehr nach Hause schafft, kann auch gleich in unserer 2 ½ Zimmer-Wohnung übernachten“. Vor zwei Jahren haben die Mitglieder einen alten Bauwagen auf Vordermann gebracht, zwei Schlafkabinen plus Küche sind hier untergebracht. Und auch im Inneren des ehemaligen Waggons der Deutschen Post gibt es alles, was das Schalke-Herz begehrt: Theke, Biergarnitur, Dartscheibe, historischer Fanbedarf aus der blau-weißen Geschichte und die Großbildleinwand darf natürlich auch nicht fehlen.

Aus Jux einfach nach dem Waggon gefragt

Aber wie kamen die Jungs und Mädels vom Partywaggon überhaupt zu ihrem ausgefallenen Vereinsheim? „Ach, dat war purer Zufall“, berichtet Frank Ukowski. Man habe schon lange nach einem bezahlbaren Plätzchen gesucht. Im nahen Schrebergarten war nichts zu machen. „Die Vererben ihre Gärten ja an die nächste Generation. Dann sind wir hier rüber gegangen, kamen mit den Eisenbahnern ins Gespräch. Da hab ich aus Flachs gefragt, was denn mit dem alten Waggon sei“. Die Eisenbahner, die hier historische Dampfloks in Schuss halten, waren von der Idee begeistert und so kam eins zum anderen.

„Die Atmosphäre hier ist einfach nur ein Traum. Dat is‘ Industrieromantik pur“. Und die wollte man anderen nicht vorenthalten. So kam es vor fünf Jahren zum „Groovetrain“ der DJs von „Pottcast Gelsenkirchen“, der im Juli 2013 sein fünfjähriges Bestehen feiert. So kam es auch zum traditionellen Osterfeuer, zum Fußballturnier und zu etlichen Partys, die hier am Bahnwerk in den vergangen Jahren gefeiert wurden. Dafür darf der Fanclub auch die Halle des historischen Eisenbahnvereins nutzen. „So lange sie uns nicht ärgern, dürfen sie gerne bleiben“, ulkt deren Vorsitzender Karl-Heinz-Deiter.