Gladbeck. Einen Tag nach dem Polizei-Großeinsatz in der Gladbecker Lamberti-Kirche hat die Polizei die Verantwortlichen der Gemeinde gelobt. Ein bewaffneter Mann war am Sonntag beim Abendgottesdienst erschienen und hatte gedroht sich umzubringen. Kaplan Andreas Lamm konnte die Situation entschärfen.

Es war eine gefährliche Situation, ein Schrecken allemal, am Ende ging es aber glimpflich aus: In der St.-Lamberti-Kirche sorgte am Sonntagabend ein bewaffneter Gladbecker, der drohte, sich töten zu wollen, für einen dramatischen Zwischenfall. Er löste damit, wie bereits kurz berichtet, einen Großeinsatz der Polizei aus.

Vor allem auch Dank der umsichtigen Reaktion der Verantwortlichen in der Kirche, allen voran Kaplan Andreas Lamm, der den lebensmüden 42-Jährigen beruhigte und für eine unspektakuläre Evakuierung der Kirche sorgte, kam es zu keiner Eskalation. „Da wurde absolut geistesgegenwärtig und gut reagiert“, lobte die Polizei Montag.

Eindringling in Kirche suchte das Gespräch mit dem Kaplan

Der Mann war mit einer Schreckschusspistole kurz vor 18 Uhr in die Kirche gekommen, wo die Vorbereitungen für den Jugendgottesdienst der Jugendkirche „Pulsar“ liefen. Der alkoholisierte Eindringling suchte das Gespräch mit Kaplan Lamm, der dafür sorgte, dass sich der Lebensmüde in einer der hinteren Kirchenbänke setzte. „Er hat keinem was getan, war verzweifel. Er sagte, er sei ehemaliger Somalia-Kämpfer, komme mit seinem Leben nicht mehr zurecht und wolle beichten“, berichtete Kaplan Lamm am Montag der WAZ. Die Schusswaffe habe ihm und anderen natürlich einen großen Schreck eingejagt, „und da nicht abschätzbar war, was passieren könnte, haben wir die Polizei alarmiert.“ Dazu habe auch ein zufällig anwesender Polizist in der Kirche geraten, in der inzwischen annähernd 100 Leute saßen.

Auch interessant

Um keine Panik auszulösen, habe man unmittelbar nach dem verspäteten Beginn, ohne den Gottesdienstbesuchern die genauen Gründe zu erläutern, die Verlegung des Gottesdienstes „aus technischen Gründen“ ins Pfarrzentrum an der Kirchstraße mitgeteilt. „In einer Art Prozession sind wir dann aus dem Seitenausgang hinaus, während sich der 42-Jährige in die Marienkapelle im hinteren Eingangsbereich zurückzog“, so Kaplan Lamm.

Polizei rückte während Gottesdienst mit Großaufgebot an

Als die Gemeinde im Pfarrzentrum mit dem Wortgottesdienst begann, rückte die Polizei mit einem Großaufgebot an. Wie viele Einsatzkräfte vor Ort waren, wollte Polizeisprecherin Ramona Hörst nicht nennen. Nach WAZ-Informationen waren es mehrere Streifenwagen, weitere Zivilfahrzeuge, Notarzt- und Rettungswagen. Der Täter war schnell überwältigt, so Hörst, da er keinen Widerstand leistete und gleich zu einem Polizeiwagen kam und sich ergab.

Auch interessant

Von Irmine Skelnik, Jürgen Schade, Knut Lohmann

Die Waffe wurde sichergestellt, dem Mann ins Gewahrsam genommen und nach einer Vernehmung in eine psychiatrische Klinik gebracht. Die Polizei erstattete Anzeige wegen Verstoß gegen das Waffengesetz. Die weiteren Ermittlungen laufen noch.

Kaplan Andreas Lamm klärte im Pfarrzentrum die Gottesdienstbesucher über die wahren Umstände der Verlegung auf. Nach Ende der dramatischen Minuten kehrte die Gemeinde in die Kirche zurück und feierte den Gottesdienst dort mit der Eucharistie zu Ende. Nach Einschätzung Lamms war kaum jemand dabei, der die Messfeier abbrach und ging.