Essen/Gladbeck. . Existenzgründer wollten sie sein. Aber mehr oder weniger bedauerlicherweise machten aufmerksame Gladbecker ihnen ein Strich durch die Rechnung und enttarnten die illegale Cannabisplantage in einer leerstehenden Schleckerfiliale. Seit Freitag müssen sich drei Männer aus Recklinghausen, Raesfeld und Herten vor dem Landgericht Essen für die Drogenplantage im Drogeriemarkt verantworten.

Geständig sind sie, anderes blieb ihnen bei der Beweislage auch nicht übrig. Der 40 Jahre alte Raesfelder, ein gebürtiger Dorstener, hatte im Sommer vergangenen Jahres zusätzlich im Keller seines damaligen Hamminkeler Wohnhauses eine weitere Cannabisplantage aufgebaut.

Als „gemütliche“ Alt-Kiffer kann man das Trio bezeichnen. Vorbestraft ist keiner von ihnen. Anfang 2011 kamen der 51-jährige Recklinghäuser und der ein Jahr ältere Hertener mit dem Raesfelder auf die Idee, mit Marihuana aus dem Selbstanbau Geld zu verdienen. Ziel: 2500 Euro monatlich für jeden von ihnen.

Es sah aus, wie bei einer echten Geschäftsgründung. Für die technische Grundausstattung der Plantage samt Pflanzen investierte der Recklinghäuser 17 000 Euro („Es klang nach einer guten Investition“) und der Hertener 5000 Euro. Der Raesfelder mietete die Schleckerfiliale im Gladbecker Stadtteil Zweckel für 1500 Euro an, weil er als einziger „keinen Schufa-Eintrag“ hatte.

Er installierte auch die aufwendige Elektrik für Lampen und Lüfter und ziert sich bei seinem Geständnis ein wenig. Denn den Strom zwackte er illegal hinter dem Zähler ab, vermutlich um die hohen Stromkosten nicht zahlen zu müssen.

Ab März 2011 pflanzten sie dann die Stecklinge. Die erste Ernte befiel ein Pilz, so dass „alles für den Kompost war“, sagt der Recklinghäuser. Mühsam hatten sie sich das Wissen über die Aufzucht aus Büchern und dem Internet angeeignet. Der Recklinghäuser: „Gärtnerei war früher nicht so mein Ding. Nachher hat es mir aber Spaß gemacht.“ Streit bekamen sie auch, fühlten sich überfordert. Deshalb baute der Raesfelder in Hamminkeln seine eigene Plantage auf, wollte sich von den beiden anderen lösen.

Marihuana gerochen

Ein Zufall brachte die Polizei auf die Spur des Trios. Passanten in Zweckel rochen am 27. November Marihuana in der Nähe der ehemaligen Schleckerfiliale und machten eine Räuberleiter, um durchs Oberlicht zu sehen. Was sie entdeckten, meldeten sie sofort der Polizei. Diese rückte an und stellte 773 Cannabispflanzen sicher, in Hamminkeln sogar 987. Richtig verkauft haben wollen die drei Angeklagten den Stoff noch nicht. Sie hätten eigentlich auch wieder aufhören wollen. Wie sie sich den Verkauf denn vorgestellt hätten, will Richter Volker Schepers wissen. Darüber hätten sie sich noch keine Gedanken gemacht, bekommt er zur Antwort. Der Recklinghäuser ergänzt: „Wir kennen genug Leute mit dem gleichen Hobby.“