Gladbeck. Sie fühlen sich verschaukelt und sind empört: Anlieger der Stallhermstraße, die ihre Häuser verlieren würden, wenn die A 52 samt Tunnel kommen sollte. Beim Treffen mit der WAZ machten sie ihrem Ärger Luft: „Das ist schlechter Stil, über unsere Häuser zu verfügen, ohne mit uns zu reden.“

Nach ihren eigenen Recherchen sind vier Häuser betroffen: zwei links und zwei rechts vom Durchgang durch die Schallschutzmauer; das sind die Häuser Stallhermstraße 3, 4, 5 und 6. Es handelt sich um zwei Siedlungshäuser aus den 50er Jahren und zwei in den 70er Jahren gebaute Mehrfamilienhäuser.

Sie würden, wenn die vorliegenden Ausbauvorschläge umgesetzt werden sollten, der Ausfahrtrampe aus dem A-52-Tunnel von Essen kommend hinaus auf den dort geplanten neuen Kreisverkehr am Ende der Schützenstraße weichen müssen. „Die Rampe geht direkt durch mein Schlafzimmer“, ist Harald Wiesner, Eigentümer des Siedlungshauses Stallhermstraße 3, entsetzt. Der 84-Jährige, ehemaliger Moltke-Bergmann, hat 1954 sein Haus mit eigener Muskelkraft gebaut, erlebte über all die Jahrzehnte Bau und Ausbau der B 224. So einfach will er dennoch sein Haus nicht aufgeben. „Wohin soll ich in meinem Alter?“ Kein Mensch habe mit den Betroffenen geredet, beschwert sich Gerd Hillebrand (47), der an der Stallhermstraße groß wurde und das Haus Nr. 6 von seinen Eltern übernommen hat. „Das ist Planung über alle Köpfe hinweg.“

„Bisher hat sich niemand bei uns gemeldet, weder die Stadt noch der Landesbetrieb Straßen NRW“

Das, was die Betroffenen ärgert, ist auch der Umstand, dass von Seiten der Stadt gesagt wurde, mit ihnen sei geredet worden (WAZ v. 28. Januar). „Bisher hat sich niemand bei uns gemeldet, weder die Stadt noch der Landesbetrieb Straßen NRW“, sagt Dietmar Kollakowski. Der 59-Jährige bewohnt das Haus Stallherm-straße 5, wo er groß wurde und das er von seinen Eltern vor einigen Jahren übernommen hat. „Freiwillig gehe ich nicht weg.“ Es sei sehr unangenehm, „wir sitzen auf einen heißen Kessel und wissen nicht, wie es weiter geht.“

Auch Eigentümer wie Mieter des Hauses Stallhermstraße 4, so Verwalter Erwin Brückmann, hätten sich bislang selbst orientiert. Niemand habe über die Verdrängung informiert. Er selbst war am 19. Dezember im Rathaus bei der erstmaligen Präsentation des Ausbauvorschlags. „Es wäre kein Fehler, wenn die Stadt tatsächlich mit uns sprechen würde.“

Gerd Hillebrand, dem vor vier Jahren bei einem anderen Planungsstand vom Landesbetrieb Straßen.NRW in Bochum mit Enteignung gedroht wurde, war inzwischen sogar im neuen Info-Punkt im Rathaus. Bislang sei das dort gemachte Versprechen, ein Stadtplaner werde sich bei ihm melden, nicht eingehalten worden.

„Nur mit offenen Karten sollte man spielen"

Auch mit den benachbarten Kleingärtnern von der Bohmertstraße, deren Gärten im Ausbauvorschlag „Entwicklungsfläche“ sei, habe man offenbar nicht gesprochen, berichtet Dietmar Kollakowski, der mit einem der Kleingärtner Kontakt hatte.

Grundsätzlich hat Gerd Hillebrand nichts gegen das A-52-Projekt. „Nur mit offenen Karten sollte man spielen.“ Auch Erwin Brückmann hält eigentlich viel von der Ausbau- und Tunnelidee. „Was Besseres kann eigentlich der Stallhermstraße nicht passieren.“ Dietmar Kollakowski und Nachbar Heinz Thimm, dessen Haus „haarscharf“ stehen bliebe, sind anderer Ansicht. „Das Projekt zerstört hier alles“, sagt Thimm. Und Dietmar Kollakowski sagt: „Ich hab’ hier immer gern gelebt und möchte auch weiter hier wohnen bleiben.“

Die vom Hausabriss betroffenen Anwohner an der Stallhermstraße wollen auch zur ersten großen Info-Veranstaltung der Stadt am 9. Februar in die Stadthalle gehen. „Dafür haben wir uns sofort Karten besorgt“, berichten die Eigentümer. Sie wollen sich über Details, gerade auch zum Kreisverkehr, dem dortigen A-52-Anschluss und zu den Planungen auf ihren Grundstücken informieren.