Gladbeck. .

Schalke-Fan Boris K. aus Gladbeck hat Stadionverbot in der Arena - für mehrere Jahre. Der 18-Jährige hatte im Umfeld des DFB-Pokalfinales in Berlin mit einem bengalischen Feuer hantiert. Im Stadion war er nicht, er wollte nur die Stimmung vor Ort genießen.

Überschäumende Freude mit bösen Folgen: Ein 18-jähriger Gladbecker darf „seine“ Schalker lange Zeit nicht live spielen sehen.

21. Mai 2011: DFB-Pokalfinale MSV Duisburg – FC Schalke 04. Boris machte sich mit Freunden auf die Reise nach Berlin. Nein, Karten hatten sie nicht. „Wenn wir schon nicht ins Stadion konnten, wollten wir wenigstens die Stimmung vor Ort genießen“, erklärt der Blondschopf.

Nach dem 5:0-Sieg der Schalker wurde ausgelassen gefeiert. Zu ausgelassen. Nachdem die Jungs aus der Kneipe gegangen waren, zündete Boris ein bengalisches Feuer auf offener Straße an. „Da war weit und breit kein Mensch. Ich habe niemanden gefährdet.“ Aber: Die Polizei packte den jungen Gladbecker, nahm ihn mit und steckte ihn in eine Zelle. Blut abnehmen, Urinprobe, Fingerabdrücke. „Drei Stunden musste ich dort verbringen“, erinnert er sich.

Die Folge: Stadionverbot für zwei oder drei Jahre, Eintrag in die DFB-Datei als Gewalttäter Sport und eine Anklage wegen Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz. „Dass man das im Stadion nicht darf, war mir bewusst. Aber auf offener Straße? Ich dachte nicht, dass das solche Folgen hat.“

Wie gefährlich ein „Bengalo“ ist, darüber machte er sich keine Gedanken. Bis zu 2500 Grad Celsius können die Leuchtfeuer erzeugen. Und diese Hitze ist gerade im Stadion unberechenbar. Das zeigte das Bundesligaspiel zwischen Bochum und Nürnberg im Februar des letztes Jahres. Dort erlitten sechs FCN-Fans teils schwere Verbrennungen durch das Abrennen von Magnesiumpulver.

Abkommen von DFB und Polizei

Obwohl sich Boris gar nicht im Stadion aufhielt, bekam er Stadionverbot. „Es gibt ein Abkommen zwischen dem DFB und der Polizei, dass auch Fans außerhalb des Stadions bestraft werden können“, erklärt Markus Mau vom Schalker Fanprojekt. „Es besteht eben die Gefahr, dass etwas passiert.“ Davor wollen sich die Vereine schützen. „Wenn im Stadion ein Feuer gezündet wird, kostet das den Verein richtig Geld“, weiß Mau. Trotzdem spricht auch er sich für eine Liberalisierung der Pyrotechnik im Stadion aus. „In gewissem Rahmen, beispielsweise bei Choreographien, sollte man das erlauben. Hier könnten die Verantwortlichen ihre Personalien hinterlassen, so dass alles von vornherein geklärt ist.“ Erste Gespräche zwischen Fans und DFB gibt es schon. „Es ist schon mal ein gutes Zeichen, dass man in die Diskussion eingestiegen ist“, findet Mau, der allerdings keine allzu großen Erwartungen hegt.

Unwissenheit schützt bekanntlich vor Strafe nicht. „Ein bengalisches Feuer darf nur als Seenotrettungsfackel genutzt werden“, erklärt Markus Mau vom Schalker Fanprojekt. Auch in den DFB-Statuten zur einheitlichen Behandlung von Stadionverboten steht es schwarz auf weiß. Ob im Stadion oder außerhalb – Pyrotechnik darf im Rahmen eines Fußballspiels nicht gezündet werden.

„Diese Reaktion halte ich für überzogen. Personengefährdung war absolut ausgeschlossen“, wiederholt Boris, der seine Tat bereut. „Klar, würde ich es gerne rückgängig machen.“

Was noch alles auf ihn zukommen wird, weiß er noch nicht. Wenn er Glück hat, wird das Verfahren gegen ein Bußgeld eingestellt. Schließlich sei er noch nie aufgefallen. Im schlimmsten Falle müsste er aber zu einer Gerichtsverhandlung nach Berlin und die Kosten tragen.

Ins Stadion darf Boris nun erst einmal nicht, und das tut ihm richtig weh. „Alle gehen in die Arena oder fahren zu den Auswärtsspielen und ich darf nicht dabei sein. Das ist ätzend.“ Der Gladbecker war schon fast in jedem Stadion in Deutschland, erlebte Höhen und Tiefen in Blau und Weiß, war sogar bei der legendären Nacht in Mailand live im Stadion. Kein Tag vergeht, an dem er nicht an seine Strafe denkt. Um den Schmerz zu lindern, wird er das Fanprojekt weiterhin besuchen.

Soldarität bei Supercup

Kontakt zum Schalker Fanbeauftragten wird Boris ebenfalls noch aufnehmen. Denn eine Aufhebung des Stadionverbots ist eventuell möglich, wenn auch hier sehr unwahrscheinlich, weil die Strafe direkt vom DFB verhängt wurde. Bis das entschieden ist, werden noch einige Heimspiele vergehen, bei denen die Freunde dabei sein werden und Boris eben nicht. Beim Supercup in der Arena trugen die Freunde T-Shirts mit der Aufschrift: „Im Herzen bist du bei uns!“ An das Gefühl, nicht ins Stadion zu dürfen, muss er sich noch gewöhnen. Wenn er das überhaupt kann.