Ein Knall trieb am Mittwochabend gegen 20.45 Uhr Anwohner der Hochstraße aus ihren Wohnungen. Ein Auto war durch die Fußgängerzone geirrt und Treppe abwärts in die Fußgänger-Unterführung neben dem Busbahnhof Oberhof gestürzt.

„Es hat gescheppert, als der Fahrer die Treppe runtergefahren ist. Dann stieg er aus und hat mit dem Handy erst einmal ein Foto vom Auto gemacht”, erzählt Anwohnerin Silke Gollan. Später habe der Mittzwanziger aus Lünen gesagt, sein Navigationssystem hätte ihn ihn die Unterführung gelotst. Es benötigte drei Abschleppfahrzeuge, bis nach 23 Uhr die Bergung des Wagens aus dem Tunnel abgeschlossen war. Zurück blieben Macken in der Treppe. Verletzt wurden weder der Fahrer noch Passanten.

Die Polizei nahm den Unfall auf und beließ es bei einer Verwarnung nebst 35 Euro-Knöllchen. Ein normaler Vorgang bei einem Unfall ohne Verletzte, sagt Polizeisprecher Andreas Weber. Bei den Anwohnern blieb indes ein ungutes Gefühl. „Es ist Wahnsinn, dass jemand seinem Navi in die Fußgängerzone folgt. Ich mag mir nicht vorstellen was passiert wäre, wenn auf dieser Treppe Fußgänger unterwegs gewesen wären”, sagt Gollan.

Zumal es nicht das erste Mal war, dass sich ein Auto in die Unterführung verirrte. Das gleiche Missgeschick war bereits einem Senior unterlaufen. Auch er gab an, auf sein Navi vertraut zu haben. Damals blieb es ebenso beim Sachschaden.

Dass nun von Seiten der Stadt Poller einbetoniert werden, die verirrte Autos vom Sturz in die Unterführung abhalten könnten, erscheint unwahrscheinlich. „Wir können nicht für alle Eventualitäten vorbauen”, sagt die stellvertretende Leiterin des Ingenieuramtes, Britta Pleiss. „Der Mann ist zuvor bereits durch die Fußgängerzone gefahren und die Unterführung ist sowohl ausgeleuchtet als auch beschildert.” Aber: Eine Absprache über das weitere Vorgehen soll es in der Verwaltung noch geben.

Am grundsätzlichen Problem fehlerhafter Navigations-Software dürfte sich in nächster Zeit nichts ändern. Weder bei der Polizei in Recklinghausen noch bei der Stadt gibt es eine Stelle, die Hersteller auf Fehler im Kartenmaterial hinweist. „Dazu müssten wir nachprüfen, ob die Software fehlerhaft ist. Für uns spielt das aber keine Rolle”, sagt Polizeisprecher Andreas Weber.

Dabei ist die Fußgängerzone an der Hochstraße nicht der einzige kritische Punkt für Navigations-Software. Ärger gibt es beispielsweise auch regelmäßig an der Rottenburgstraße in Rentfort. Diese ist durch einen Waldweg unterbrochen und auf der einen Seite nur eine Spielstraße. „Dennoch leitet die Software regelmäßig den Lieferverkehr für den ausgebauten Teil in die Spielstraße, was zu Wendemanövern führt”, erzählt Anwohner Ralf Merten.

Und gleich nochmal ist die Rottenburgstraße betroffen: Vor fast zehn Jahren änderte die Stadt dort die Hausnummerierung. Wer die „neuen” Hausnummern eingibt, wird von einigen Navis zunächst in die August-Schmidt-Straße geleitet. Eine Sackgasse - immerhin ohne Treppe abwärts.