Gladbeck. .

Am Rande des Gladbecker Stadtfestes ist es am Wochenende zu Ausschreitungen gekommen: Bis zu 500 Jugendliche versammelten sich hinter dem Rathaus. Zeugen berichten von massiver Gewalt bis hin zu einer blutigen Messerstecherei, die ehrenamtlichen Helfer sollen mit der Situation überfordert gewesen sein. Dabei hatte das Fest friedlich begonnen.

Petrus muss wohl doch ein Gladbecker sein: Die Mai-Sonne streichelte ganz sanft die City-Passanten, als Samstagfrüh das Stadtfest „Gladbeck total“ so richtig auf Touren kam. Auf dem Kunsthandwerkermarkt gab es bunte Frühlingsdekorationen, schöne Vogelhäuschen und sogar hölzerne BVB(!)-Sparschweine...

Auf dem Frühstücks- und Frühschoppenmarkt stärkten sich die City-Bummler bei Seelachsfilet, Makrele, Reibekuchen und mehr. „Am weißen Urlaubsstrand im Sonnenland“, lautete dazu einer der Party-Hits. Doch an diesem Samstagmorgen war eine lange Urlaubsreise an ferne Meeresstrände gar nicht nötig, um in Ferienstimmung zu geraten. Die lebhaft frequentierte City-Route zwischen Marktplatz und Rathausplatz reichte dazu völlig aus.

Ja, selten zuvor wurde eine Gladbeck-total-Ausgabe vom Wetter so verwöhnt; auf dem Marktplatz, auf Hochstraße und Horster Straße drängelten sich die Passanten an den einzelnen Ständen, was denn auch zu zufriedenen Gesichtern bei Markthändlern und City-Kaufleuten führte. Ja, an so einem Morgen wird die Stadt inklusive Marktplatz wirklich zum urbanen Kommunikationszentrum. Viele hatten schon ihr Schalke-Trikot fürs Heimspiel am Nachmittag an, man sah „Raul“ und „Bordon“ beim Käsekauf an der Theke von Wim Smit; und am Piotrowski-Fischstand herrschte ein Hauch von Sylt-Stimmung - welche Fisch-Spezialität darf es denn sein?

Oldtimer-Show auf dem Markt. Foto: Dirk Bauer / WAZ FotoPool
Oldtimer-Show auf dem Markt. Foto: Dirk Bauer / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

Schützen, Oldtimer und geöffnete Geschäfte

Und dann der Fest-Sonntag: Gegen 11 Uhr trafen die ersten Schützen auf dem Marktplatz ein; zugleich präsentierten sich an diesem Tag auch die Oldtimer auf dem Markt. GLA-Nostalgie im Herzen der Stadt. Und neben manchem Auto wurde sofort eine kleine Diskussion darüber geführt, wann genau denn nun die alten GLA-Kennzeichen im Zuge der Nummernschild-Liberalisierung wieder ins Stadtbild zurückkehren.

Live-Musik auf der Bühne am Willy-Brandt-Platz von Gröne & Meyer bis zu „Die Alpengeier“, Tanzdarbietungen des TSC Harmonie, verkaufsoffener Sonntag mit Wiedereröffnung des Ex-Hertie-Hauses von 13 bis 18 Uhr - die Mischung macht’s bei so einem Stadtfest, das allerdings in seinem Umfeld auch von äußerst negativen Begleiterscheinungen auf dem Areal hinter dem Rathaus betroffen war:

Eskalation am Rande des Festes: Gewalt bis hin zur Messerstecherei

Ausgiebig gefeiert haben die Gladbecker an diesem Wochenende. Aber nicht alle in der gleichen Art und Weise. Und nicht alle auf dem selben Platz. Während vor dem Rathaus nach dem Fassanstich das offizielle Stadtfest ab Freitag über die Bühne ging, ging zum gleichen Zeitpunkt hinter dem Rathaus vor dem Parkplatz die andere Fete ab. An die 500 Jugendliche tobten sich dort zwei Abende lang auf ihre Weise aus. Diese Zahl bestätigte am Sonntag auch nochmals die Leitstelle der Polizei in Recklinghausen auf Anfrage der WAZ. Polizei und Einsatzkräfte bemühten sich, vor Ort die Jugendlichen zu betreuen und vor allem de-eskalierend zu wirken - was aber dann letztlich nicht gelang.

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Innerhalb weniger Stunden war der Platz voller Scherben zerbrochener Glasflaschen, war die Stimmung deutlich aufgeheizt. Kommunaler Ordnungsdienst und Polizei waren in den Nächten bis zum frühen Morgen im Einsatz, kümmerten sich um zahlreiche betrunkene und hilflose Jugendliche.

Viele von ihnen waren nicht mal 16 Jahre alt. Freitag nacht eskalierte die Situation zudem, kam es zu einer Messerstecherei, die allerdings im offiziellen Lagebericht der Polizei am Sonntag (noch) nicht dokumentiert war, wie eine WAZ-Anfrage ergab. Ein Jugendlicher lag nach WAZ-Recherchen schwer blutend am Boden. Augenzeugen berichten, dass ehrenamtliche Ersthelfer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) mit der Situation vor Ort überfordert waren.