Gladbeck. Zwei Autobahnen, eine Bundesstraße und dann auch noch der Schienenverkehr. Es ist laut in Gladbeck. Dabei müsste die Bahn eigentlich an der Bahntrasse am Bahnhof West tätig werden, sagt die Stadt. Tut sie aber nicht - vielleicht die nächsten 30 Jahre.

Es ist laut in Gladbeck. Die A 31 im Westen, die A 2 im Süden sowie die B 224 mitten durch die Stadt und dann noch der Güterverkehr am Bahnhof West. Nicht nur am „Tag gegen den Lärm“, bereitet eben dieser dem städtischen Umweltbeauftragten Dieter Briese gehörige Kopfschmerzen. „Die Lärmbelästigung durch den Bahnverkehr ist immens“, sagt er.

Vor allem der 1,1 Kilometer lange Streckenabschnitt südlich des Bahnhofs West mit seinem Güterverkehr belästige die Anwohner – besonders nachts. Denn Ruhezeiten gibt es bei den insgesamt mehr als 60 000 Zügen, die hier jedes Jahr über die Schienen rattern, nicht. Nur eines steht fest: Die Bahn müsste sich kümmern. „Die Grenzwerte sind hier eindeutig überschritten“, sagt Briese.

Regelmäßig fordert die Stadt deshalb die Bahn auf, für mehr Ruhe zu sorgen. „Der Verursacher ist dazu verpflichtet, den Lärm auch zu beheben“, sagt er. Doch die Bahn komme mit ihrem bundesweiten Lärmminderungsplan nicht nach. „Man darf sich da keine Illusionen machen, die Bahn denkt da langfristiger“, fürchtet der Umweltbeauftragte. Er rechnet mit einem Zeitraum, der durchaus bis zu 30 Jahre dauern könne, bis die Bahn tätig wird.

Kosten bis zu eine Million Euro

Leisere Bremssysteme, das Warten der Räder und Reifen, aber auch moderne Schienen könnten zu den baulichen Erneuerungen zählen. Oder zumindest Lärmschutzwände. „Natürlich haben wir von der Stadt darüber nachgedacht, sie selbst aufzustellen“, erläutert Briese. „Aber es scheitert ganz einfach am Geld.“ Denn die Kosten gingen weit in den Hunderttausender Bereich bis an eine Million Euro heran.

Solche Schutzwände gibt es zumindest bereits im Bereich der Autobahnen, die ebenfalls stark befahren und eine entsprechende Lärmquelle sind. Über die A 2 fahren im südlichen Teil Gladbecks im Jahr 36,3 Millionen Kraftfahrzeuge, bei der A 31 sind es auf Höhe des Stadtgebietes 22,6 Millionen und auch die B 224 registriert laut Lärmaktionsplan der Stadt pro Jahr 17,5 Millionen Kraftfahrzeuge.

„Ruhiges Gebiet“ Stadtwald Wittringen

Die Stadt versucht, etwas gegen die zunehmende Lärmbelästigung zu unternehmen. Damit es im Bereich des Stadtwaldes Wittringen, der direkt an die A 2 und B 224 grenzt und dadurch wesentlich beeinträchtigt wird, nicht noch lauter wird, hat die Stadt diese Fläche bereits als „ruhiges Gebiet“ ausgezeichnet. Das heißt: „Alle künftigen Maßnahmen, die lärmrelevant sind, müssen sich daran orientieren, dass es nicht lauter werden darf als jetzt“, so Briese.

Leiser wurde es im vergangenen Jahr bereits im Westen der Stadt – leider nur zwischenzeitig: „Als die Konjunktur schwächelte, war es ein bisschen ruhiger in Gladbeck“, sagt Briese. Denn da habe die Bahn offensichtlich weniger Waren über die Schienen geschickt. Die Hoffnung, dass es rund um die Bahntrasse auch dauerhaft stiller wird, hat der Umweltbeauftragte längst nicht aufgegeben. „Wir werden jedes Jahr aufs Neue einen Antrag an die Bahn stellen.“ Und irgendwann, so hofft er, hat er bestimmt auch Erfolg. Dann hat Gladbeck eine extreme Lärmquelle weniger.