Gladbeck. .

Wenn zwei sich streiten . . . könnten ein Schiedsmann oder eine Schiedsfrau für Frieden sorgen – wenn die streitenden Parteien wüssten, dass es Friedensstifter überhaupt gibt.

„Das ist leider viel zu selten der Fall. Seit einiger Zeit fällt auf, dass wir immer weniger in Anspruch genommen“, bedauert Karl-Heinz Brächter, der in seiner jahrelangen Tätigkeit als Schiedsmann schon so manchen Zwist über die Höhe eines Maschendrahtzauns, beleidigende Äußerungen der Nachbarinnen oder Beschädigung von fremdem Eigentum „ins Lot bringen“ konnte. Wohlgemerkt: Ohne die Gerichte zu bemühen oder Rechtsanwälte einzuschalten. Der Frieden wird im Rahmen eines Güteverfahrens – ein moderiertes Gespräch beider Parteien – wieder hergestellt. „Wir wollen, dass die Leute sich vertragen“, bringt Brächter, der auch Vorsitzender der Schiedsmannvereinigung Bottrop/Gladbeck, ist, das Anliegen auf den Punkt. Denn das erspart den Gerichten nicht nur Arbeit, sondern dem Steuerzahler auch Geld: In NRW wird durch die Arbeit der Schiedsleute ein ganzer Amtsgerichtsbezirk eingespart.

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Doch während es in 2007 noch 55 Fälle waren, die die drei Schiedsmänner/Frauen in Gladbeck schlichten konnten, so ging diese Zahl in 2010 auf 33 zurück. „Man kennt uns nicht“, erklärt sich Brächter diese Entwicklung. Die Polizei dürfe nicht für die Schiedsleute werben, Rechtsanwälte haben berufsbedingt ein anderes, eigenes Interesse an der Austragung von Rechtsstreitigkeiten . . . .

Für die Sorgen der Schiedsleute, mit denen bisher nur telefonisch Termine ausgemacht wurden, hatte nun Bürgermeister Ulrich Roland ein offenes Ohr und einen Lösungsvorschlag. Versuchsweise wird es in den nächsten Monaten an jedem ersten Mittwoch im Monat Schiedsamts-Sprechstunden im Neuen Rathaus geben. Jeder kann mit seinen Problemen kommen und ein erstes Beratungsgespräch führen.

Dieser Schlichtungsdienst ist nicht ganz kostenlos: 40 Euro zahlt der Antragsteller beim ersten Termin. Wenn es zur gütlichen Einigung mit dem Gegenpart kommt, übernimmt dieser in der Regel die Hälfte der Gebühr. In 80 Prozent der Fälle sind die Schiedsleute übrigens erfolgreich.