Gladbeck. .
Katholiken trifft der demographische Wandel im Ruhrgebiet besonders. Allein in der Gladbecker Großpfarrei St. Lamberti sank ihre Zahl binnen vier Jahren um 4000 auf nun 29.000. Probst André Müller fordert mehr spirituelle Zentren in der Stadt.
Als sich 2007 die Großpfarrei St. Lamberti gründete, gab es in Gladbeck 33.000 Katholiken. Jetzt, nur knapp vier Jahre später, ist die Zahl auf 29.000 geschrumpft. „Christen sind in besonderem Maße vom demografischen Wandel betroffen“, sagte der Propst André Müller in seinem Gastbeitrag beim CDU-Zukunftsforum.
Und er machte auch deshalb die unbedingte Notwendigkeit zur Veränderung des „Sozialmodells Kirche“ deutlich, die zudem durch die Mittelkürzungen des Bistums (50 Prozent) unvermeidbar geworden sind. „In den vergangenen 150 Jahren haben sich die Kirchen im Stadtteil etabliert. Wir werden Standorte so aber nicht halten können.“ Die Christen von heute hätten veränderte Bedürfnisse an ihre Kirche, was sich im rückgehenden Kirchenbesuch deutlich zeige. Müller verwies auf die Sinus Studie, die bei der Nutzung von Kirchen einen Rückgang von 44 auf 15 Prozent feststellt.
Offen sprach André Müller in diesem Zusammenhang noch einmal die im letzten November geschlossene St. Elisabeth-Kirche im Stadtteil Ellinghorst an. „Die Schließung ist unwiederbringlich“, betonte er wohl mit Blick auf mehrfach geäußerte Kritik an der Entscheidung, die „nach sechs Jahren intensiver Suche nach Alternativen getroffen wurde“.
Andere Vorstellungen vom Leben ihres Glaubens
Es sei eine Herausforderung, den veränderten Bedürfnissen der Menschen, die ja nicht weniger religiös seien, aber andere Vorstellungen vom Leben ihres Glaubens hätten, als Volkskirche zu begegnen. „Wir sind noch wer. Wir haben hier ein katholisches Krankenhaus, einen großen Anteil christlichen Engagements im Ehrenamt. Wir müssen Antworten auf die Veränderung finden und dürfen nicht den Fehler machen, alles langsam zurück zu bauen und in jedem Stadtteil das Gleiche anzubieten“, so der Propst. „Wir brauchen nicht alle drei Straßen einen Kirchturm in Sichtweite.“
Vielmehr müsse es Leuchttürme und spirituelle Zentren in der Stadt geben, die den Bedürfnissen der Menschen nach Ansprache, Sinnsuche, Leben ihres Glaubens entsprechen. Das umzusetzen, werde eine ganze Generation dauern. „Aber wenn diese Botschaft angekommen ist, können Christen in dieser Stadt viel bewegen“, bot Müller einen optimistischen Ausblick.