Gladbeck. .
Der Autoclub Europa untersucht das allmorgendliche Chaos vor den Schulen. Das erschreckende Ergebnis: Rücksichtslosigkeit und Egoismus der Eltern seien für gefärliche Situationen verantwortlich.
Eine „Drive-In-Mentalität“ hat der Autoclub Europa (ACE) bei vielen Eltern, die ihre Kinder zur Schule fahren, ausgemacht. In seiner Studie zur Schulwegsicherung kommt der Club zu dem Schluss, dass vor allem Taxi Mama und Taxi Papa eine Gefährdung darstellen.
Keine baulichen Mängel
Bundesweit haben die ACE-Mitglieder sich ein Bild von der Situation vor 300 Schulen gemacht. Auch die Situation an drei Gladbecker Grundschulen hat der ACE-Kreisverband Bottrop/Gladbeck unter die Lupe genommen. Das Ergebnis ist aus Sicht des Kreisvorsitzenden Erwin Klein eindeutig. „Im Prinzip ist die bauliche Situation vor Ort in Ordnung.“ Mangelhafte Beschilderungen, fehlende Querungshilfen oder auch problematische Parkraumorganisation, wie sie der ACE bundesweit festgestellt hat, spielten hier keine Rolle. Halteverbote seien überall ausgeschildert gewesen. Und mehr als 30 Stundenkilometer sind vor keiner Schule erlaubt (die WAZ berichtete). Allein: „Es wird ignoriert“, so Klein.
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Die zügige Fahrt bis vors Schultor, das Halten in zweiter Reihe, um die Kleinen „nur eben schnell raus zu lassen“ – die Situation vor den Schulen sei überall in Deutschland gleich, bestätigt auch ACE-Pressesprecher Stefan Rakowski. Das Ergebnis der ACE-Studie sei erschreckend. Diesem Urteil schließt sich auch der örtliche Vorsitzende an. „Wir haben zwar nur jeweils drei Schulen in Gladbeck und Bottrop untersucht, die Situation ist aber überall dieselbe.“
Das untermauert die Polizeistatistik. 2008 kam es lediglich zu vier Schulwegunfällen in Gladbeck. Dabei wurden vier Radfahrer verletzt. 2009 hat sich die Zahl mehr als verdoppelt. Insgesamt zehn Schulwegunfälle hat die Polizei gezählt. „Sechs Fußgänger und vier Radfahrer wurden dabei verletzt“, so Polizeisprecher Michael Franz. Das Alarmierende: Die Gladbecker Zahlen widersprechen dem Präsidiums-Trend. Behördenweit sank die Zahl der Schulwegunfälle. Waren es 2008 noch 85, ging die Zahl in 2009 auf 55 zurück. Allerdings bezieht sich diese Statistik auf dem gesamten Schulweg. Beim ACE weiß man dagegen, „dass 50 Prozent der Unfälle auf den letzten 500 Metern passieren“, so Rakowski.
Für den ACE sei es wichtig, dass die Eltern sich der Gefahren bewusst werden. „Schulwegsicherung darf nicht nur bei der Einschulung ein Thema sein.“ Auch Elternbeiräte sollten sich dieses Themas annehmen. „Nur in 18 Prozent der untersuchten Schulen gibt es Schulweg-Verantwortliche in Elterngremien.“ Die Namen der untersuchten Schulen gibt der ACE nicht Preis. Es gehe schließlich darum, Eltern zu sensibilisieren, „nicht darum Schulen anzuprangern.“
Unverständnis
Vor Ort haben die ACE-Verantwortlichen versucht, mit Eltern und Lehrern zu reden. Das sei aber schwierig, „weil sie wirklich viel zu tun haben“, nimmt Klein zumindest die Lehrer in Schutz. Anders die Eltern. Da hätten er und seine Helfer sich teilweise sogar Beschimpfungen anhören müssen. Soweit geht die Erfahrung der Polizei nicht. Möglicherweise schützt eine Uniform doch vor allzu unflätigen Ausfällen. Aber auf Unverständnis stoße die Polizei regelmäßig: „Oft hören wir dieselben Ausreden wie etwa Zeitnot oder ein zweites Kind, um dass sich die Eltern kümmern müssten“, sagt Michael Franz. Daher seien die Kollegen immer wieder vor Schulen im Einsatz, kontrollieren auch die Geschwindigkeit. Und wenn gut gemeinte Ermahnungen nicht helfen, greifen die Beamten zu Sanktionen.