Gladbeck. .
Mit Luftballonen und Infos für Bürger protestierte das Bürgerforum A 52 gemeinsam mit sechs anderen Initiativen aus Bottrop, Essen und Gelsenkirchen gegen den geplanten Ausbau der B 224.
Unten donnert der Verkehr über die B 224, oben, auf der Brücke, werden orange Luftballons mit Helium voll gepumpt. „Leute, wir hatten gerade eine ganze Sendeminute bei REL, sogar vor Ruhr.2010!“ Meike Maser-Plag vom Bürgerforum A52 ist um knapp viertel vor zwölf am Samstag ein wenig unter Strom. Gleich, um fünf vor zwölf, geht’s los mit der von sechs Bürgerinitiativen aus Bottrop, Essen und Gladbeck geplanten gemeinsamen Protest-Aktion gegen den Ausbau der 25 Kilometer langen B 224-Trasse zur Autobahn A 52. An 20 Standorten finden zur selben Zeit Aktionen statt.
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Dabei sei „Ausbau“ gar nicht das richtige Wort, so die Sprecherin des Bürgerforums Meike Maser-Plag: „Es wurde immer gesagt, die B224 würde ausgebaut. Das ist nicht richtig, es geht hier um den Neubau einer Autobahn, ganz konkret sogar um den Neubau einer Transit-Autobahn.“ Das Bürgerforum geht davon aus, dass sich die Stau-Situation mit einer neuen Autobahn sogar noch verschlechtern würde. Bezug nehmen sie dabei auf eine Verkehrszählung von 2005, die als Prognose von einer Vervierfachung des LKW-Verkehrs und allgemein einer Verdopplung des Verkehrs von 40.000 Kraftfahrzeugen auf 80.000 Kraftfahrzeuge ausgeht, die Gladbeck täglich auf der Strecke der B224 passieren würden, sofern sie neue Autobahn werden würde.
Viele Leute bleiben an diesem Samstag auf der Brücke über die B224 stehen, unterhalten sich mit den Organisatoren. „Die Bürger sind nicht damit einverstanden, dass hier eine Autobahn durch unsere Stadt gehen soll“, so Annette Taddays Eindrücke aus den Gesprächen mit Passanten.
Resolution mit 3200 Unterschriften
„Man hat den Eindruck, dass Düsseldorf oder Berlin gar nicht wissen, wie es bei uns aussieht“, sagt einer der Bürger, während er kopfschüttelnd auf die Straße zu seinen Füßen schaut.
Eine ähnliche Erfahrung hat das Bürgerforum auch gemacht. Sie haben sich mit einer Resolution mit 3200 Unterschriften an das Bundesverkehrsministerium und Straßen.NRW (Landesbetrieb) gewandt. Die Forderung: Prüfung einer optimierten Lösung mit einer Umgehungsautobahn. Die Antwort enttäuschte: Das sei nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Daher besinnt man sich nun auf die Ansprechpartner vor Ort: Die Stadträte. Es geht der klare Appell an die Kommunalpolitik: „Wir wollen, dass sich die Räte der betroffenen Städte deutlich gegen die A52 positionieren“, sagt Leo Werner.
Ein Hauch von Stuttgart 21 liegt an diesem Samstag auf der Brücke in der Gladbecker Luft; ein Passant zieht sogar den Vergleich zum süddeutschen Verkehrsauffreger. „Wir spüren einen deutlichen Rückhalt aus der Bevölkerung“, so Maser-Plag. Vor Ort ist das klar rauszuhören. „Wir brauchen das nicht!“, sagt einer, man solle es so lassen, wie es ist und wenn überhaupt, dann sei eine Umgehungslösung akzeptabel.
Jetzt ist es fünf vor zwölf – nicht nur symbolisch. Die orangenen Ballone werden an der Brücke und entlang der Horster Straße zu beiden Seiten in die Luft gelassen. Sie sollen zeigen, welches Ausmaß die neue Autobahntrasse hätte und wie weit sie in das Gladbecker Stadtbild eingreifen würde.
Und betroffen wäre auch die gesamte Region,soll dieser gemeinsame Aktionstag der Bürgerinitiativen zeigen, die damit ihren Zusammenhalt stärken wollen. Gemeinsam erreicht man eben mehr, lautet die Devise. Aber wenn nicht? „Da wird man schon sehen, wo Gladbeck enden wird“, sagt Ursel Schulz noch.