Sie wenden sich gegen jegliche „Stopp”-Schilder im Internet; sie haben mit ihrem Protest gegen das Sperren bestimmter Internet-Angebote international viel Aufmerksamkeit gefunden. Sie wissen aber auch um ihre Defizite, gerade wenn es um lokale Themen jenseits des Internets geht: Die „Piratenpartei".

Die „Piratenpartei” will langfristig auch das Gladbecker Rathaus entern und mit eigenen Vertretern in das Kommunalparlament einziehen. Erste zarte Aktivitäten auf lokaler Ebene finden bereits statt; es gab einen ersten Stammtisch im Café Stilbruch; und die beiden lokalen Piraten Christa Müller (Gladbeck) und Holger Patzkowski (Gelsenkirchen) signalisieren, dass sie weiter am Ball bleiben wollen, wenn es um die lokale Entfaltung der Piratenpartei geht.

Paukenschlag bei der Europawahl 2009

Christa Müller von der Piratenpartei. Fotos: Ralph Heeger / WAZ FotoPool; das weitere Porträt zeigt Holger Patzkowski; das große Bild oben zeigt Piratenmythos aus
Christa Müller von der Piratenpartei. Fotos: Ralph Heeger / WAZ FotoPool; das weitere Porträt zeigt Holger Patzkowski; das große Bild oben zeigt Piratenmythos aus "Fluch der Karibik". © WAZ FotoPool

Einen Paukenschlag setzten die Piraten im Frühsommer auf internationaler Ebene in Schweden: Sie eroberten aus dem Nichts einen Sitz im Europaparlament; ihr Protest dagegen, „dass harmlose Bürger, die lediglich Musik oder Filme tauschen wollen, als Raubkopierer bezeichnet werden”, zeigte Durchschlagskraft beim Wählervolk. Mehrere hundert Stimmen gab es für die Piratenpartei bei der jüngsten Bundestagswahl auf Gladbecker Ebene. Das ist noch keine großen Erfolgsbilanz, aber – in diesem Punkt sind sich auch Sozialforscher einig: Es gibt ein wachsendes Wähler-Potenzial, das die Piratenpartei-Kernpunkte als wichtig ansieht: die Stärkung eines möglichst „freien” Internetgebrauchs etwa oder auch das „Recht auf Privatkopie”.

„Wir können und wir wollen auch nicht zu allen lokalen Themen das Rad neu erfinden”, sagt Holger Patzkowski mit erfrischender Offenherzigkeit. Viel mehr komme es darauf an, eine intensive lokale Aktivität aufzubauen, auch um an geeigneten Stellen mit anderen Parteien zusammenzuarbeiten. Die Piraten treffen sich im Partei-Alltag in fünf- bis neunköpfigen „Crews”.

JuLis kamen zum ersten Gladbecker Piratenstammtisch

Bei ihrem ersten Stammtisch erhielten die Piraten jetzt Besuch von den Jungen Liberalen (JuLis), die sich ja in einer vergleichbaren Situation befinden: Auch sie bauen ihre Organisation derzeit im lokalen Umfeld schrittweise auf.

Weitere Piratenstammtische folgen jeden 3. Donnerstag im Café Stilbruch (19 Uhr).