Gladbeck. Der Malteser Hilfsdienst sucht ehrenamtliche Kräfte in Gladbeck, um Benimmkurse für Schulkinder durchzuführen. Darum ist das Engagement wichtig.
Der Malteser Hilfsdienst bereitet Jugendliche in Gladbeck mit dem Projekt „Dein perfekter Auftritt“ auf Bewerbungsgespräche und Tischregeln vor und sucht dafür ehrenamtliche Knigge-Trainer aus Gladbeck. Respekt, Höflichkeit, Freundlichkeit, Rücksichtnahme – nicht für jeden sind gute Umgangsformen eine Selbstverständlichkeit. Sie können aber der entscheidende Grund dafür sein, ob jemand bei einem Vorstellungsgespräch überzeugt. Und wer zudem über gute Tischmanieren verfügt, kann sicher auch im privaten Umfeld punkten.
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Seit 2011 bietet der Malteser Hilfsdienst in der Diözese Essen Jugendlichen im 9. und 10. Schuljahr an Haupt-, Real-, Gesamt- und Förderschulen die Möglichkeit, das Einmaleins des guten Benehmens zu lernen. „Dein perfekter Auftritt“ heißt das Projekt, nach dessen Abschluss alle ein Zertifikat für ihre Bewerbungsunterlagen bekommen. Nach einem ersten Pilotprojekt an der Anne-Frank-Realschule werden jetzt ehrenamtliche Kräfte aus Gladbeck gesucht, um die Benimmkurse an Gladbecker Schulen zu verstetigen.
Kostenloses Angebot nach dem Unterricht für Schülerinnen und Schüler
Vor allem Jugendliche, die sich kostenpflichtige Benimmkurse in Tanzschulen nicht leisten können, sollen profitieren. Sie nehmen freiwillig außerhalb der Schulzeiten fünf Mal je 90 Minuten daran teil – na ja, manchmal brauchen sie auch einen kleinen „Motivationsschub“ ihrer Lehrer. An der Anne-Frank-Realschule, der einzigen, die sich in Gladbeck bisher beteiligt, hat das prima geklappt. Lehrerin Monika Schuten konnte 24 Jugendliche überzeugen. „Wir haben in zwei Gruppen gearbeitet, und es war sehr erfolgreich. Im kommenden Schuljahr ist die Realschule wieder mit dabei“, weiß Projektleiterin Marion Wiemann.
Von Knigge haben viele Jugendliche noch nie etwas gehört. Genau die Benimm-Regeln, die Freiherr von Knigge, Jahrgang 1552, aufgestellt hat, bilden aber die Grundlage dieses Projektes. Es fängt schon mit der Begrüßung an: Ich stehe auf, der Händedruck darf nicht zu fest, aber auch nicht zu lasch sein, ich schaue mein Gegenüber an, nenne deutlich meinen Namen. Die Ehrenamtler der Malteser üben mit den Jugendlichen auch Small Talk, vermitteln ihnen höfliches Benehmen, thematisieren das richtige Outfit beim Vorstellungsgespräch.
Ein Dreigängemenü in einem Restaurant ist der krönende Abschluss des Kurses
Zum krönenden Abschluss des Benimmkurses steht ein Dreigangmenü in einem gutbürgerlichen Restaurant auf dem Plan. „Das ist der absolute Höhepunkt für die Teilnehmer, aber auch das muss vorher einmal geübt werden“, sagt Marion Wiemann, „viele Jugendliche haben noch nie auswärts gegessen, manche sind unsicher im Umgang mit Messer und Gabel, wissen nicht, was sie anziehen sollten.“
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„Unser Projekt macht den meisten Teilnehmern großen Spaß“, weiß Marion Wiemann und hofft, „dass sie alles, was sie gelernt haben, auch in ihre Familien tragen“. Denn dort habe sich in den vergangenen Jahrzehnten vieles verändert: „Kinder und Jugendliche haben gutes Benehmen früher automatisch von den Eltern gelernt. Heute sind häufig beide Elternteile berufstätig und fehlen an vielen Stellen als Vorbilder. Selbst gemeinsame Mahlzeiten sind nicht mehr die Regel. Auch andere Kulturkreise mit anderen Sitten spielen eine Rolle.“
Ehrenamtliche Trainerinnen und Trainer aus Gladbeck werden gesucht
Der Malteser Hilfsdienst sucht für sein Projekt, das bisher in neun Städten in der Diözese Essen läuft,
Knigge-Trainer gesucht
Wer sich ehrenamtlich im Projekt des Malteser Hilfsdienstes engagieren möchte, braucht keine anderen Voraussetzungen als Spaß am Thema und am Umgang mit jungen Leuten. Knigge-Trainer werden für die Jugendlichen und die Vorschulkinder gesucht.
Ansprechpartnerin für sie und auch für Schulen, die an dem Training interessiert sind, ist Projektleiterin Marion Wiemann, telefonisch unter 0173-5488030, E-Mail marion.wiemann@malteser.org
zusätzliche ehrenamtliche Knigge-Trainerinnen und -Trainer aus Gladbeck. Die Neulinge werden von den „alten Hasen“ geschult, hospitieren bei ihnen, eine Schauspielerin bietet ein Sprachtraining an, sie bekommen einen Leitfaden an die Hand, damit sie wissen, welche Themen sie mit den Jugendlichen bearbeiten müssen, sind dann aber bei der Gestaltung des Trainings völlig frei. Kein Frontalunterricht, sondern Interaktion – das ist die einzige Vorgabe.
„Einige Trainer haben sich schon tolle Sachen ausgedacht“, erzählt Marion Wiemann. „Einer bringt zum Beispiel vor dem Abschlussessen für die ,Trockenübung‘ alle möglichen Bestecke mit, für Fleisch, Fisch, sogar für Hummer. Ein anderer zeigt den männlichen Teilnehmern, wie man eine Krawatte bindet und freut sich dann immer, wenn sie zum Abschlusstreffen mit Schlips und Kragen erscheinen.“
Das Projekt soll auch auf Vorschulkinder ausgeweitet werden
Weil das Projekt so erfolgreich ist, möchten sie Malteser es jetzt in abgewandelter Form auf Vorschulkinder ausweiten. An einer Kita in Essen läuft gerade das Pilotprojekt. „Auch bei den Kleinen liegt manches im Argen. Viele können sich nicht konzentrieren oder nicht still sitzen, fallen Anderen ins Wort, grüßen nicht, bedanken sich nicht,“ weiß die Projektleiterin. Kindgerecht, mit Hilfe von Handpuppen, sollen diese Defizite vor der Einschulung beseitigt werden. Gutes Benehmen ist nun mal in jedem Alter wichtig.