Gladbeck. Der Solarpark an der A 31 sollte ein Vorzeigeprojekt sein. Nun wurde dem Vorhaben überraschend der Stecker gezogen. Wie es weitergehen könnte.

Eigentlich sollte er Gladbecks erstes großes Projekt zur Gewinnung von Strom aus Sonnenenergie sein: Der Solarpark in Rentfort auf westlicher Seite der A 31. Doch daraus wird nichts. Der private Investor aus Münster hat das Projekt überraschend zurückgezogen. Nun will die Stadt Gladbeck selbst in Sachen Freiflächen-Solaranlage aktiv werden.

Das Aus für den Solarpark bestätigte Stadtbaurat Dr. Volker Kreuzer der WAZ auf Anfrage. Seit Ende vergangenen Jahres hatte es nach einer langen Planungsphase endlich ein auf das Solarfeld zugeschnittenes Baurecht gegeben. „Leider macht der Investor nicht weiter“, so der Baurat. Die Gründe für den Rückzieher sind einstweilen nicht bekannt.

An den Plänen für den Solarpark Gladbeck wurde seit 2019 gearbeitet

An der angedachten Freiflächen-Solaranlage in Rentfort – hier ein Beispiel aus Moers – wurde seit 2019 gearbeitet.
An der angedachten Freiflächen-Solaranlage in Rentfort – hier ein Beispiel aus Moers – wurde seit 2019 gearbeitet. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Geplant war eine Investition von etwa 600.000 Euro – zwei 750-kW-Photovoltaikanlagen sollten dafür auf einer bislang landwirtschaftlich genutzten Fläche am Brabecker Mühlenbach entstehen. Die Gesamtanlage, es wäre die erste dieser Art in Gladbeck gewesen, sollte so viel Strom produzieren, um etwa 420 bis 430 Durchschnitts-Haushalte – bei optimalen Wetterbedingungen – das ganze Jahr über mit Strom versorgen zu können. Gut 2000 Solarmodule sollten dazu auf der Fläche errichtet werden. 920 Tonnen CO2 hätten mit dem Solarpark jährlich eingespart werden können.

Im Herbst 2019 wurden die Pläne erstmals öffentlich – die Politik beriet sie mit viel Vorschusslorbeer: Von einem „großartiges Projekt“, „einem Beispiel für die Energieerzeugung der Zukunft“ war bei den Ausschussberatungen die Rede. Stadtbaurat Kreuzer sah auf Gladbeck eine „ökologische Aufwertung“ zukommen. Der Flächennutzungsplan wurde geändert und ein passender Bebauungsplan aufgestellt – damit wurde eigens eine Sonderbaufläche nach dem Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) ausgewiesen. Ab Ende 2021 hätte das Projekt umgesetzt werden können. Nun das sang- und klanglose Ende des Plans mitten in der Energiekrise.

Die Stadt Gladbeck will nun eine eigene Freiflächen-Solaranlage bauen

Das Gebiet des Solar-Bebauungsplanbereichs an der A 31 ist rund 5,5 Hektar groß, davon stehen rund 3,2 Hektar „netto“ für Photovoltaikanlagen zur Verfügung. Die teilen sich auf in eine Fläche von 1,8 Hektar, die der Investor zur Verfügung hatte, und 1,4 Hektar für eine benachbarte städtische Fläche.

Kreuzer, der den Rückzug des Investors bedauert, weist auf diese städtische Fläche südlich der Kirchhellener Straße an der A 31 hin, die bereits im Bebauungsplanverfahren mit unter die neuen baurechtlichen Bedingungen gepackt wurde. Angedacht war, dass der Investor möglicherweise auch diese Fläche der Stadt gleichfalls mit Solarmodulen bebaut. In der Bauverwaltung denkt man angesichts der Energiekrise nun darüber nach, das eigene Grundstück selbst „anzupacken“ und eine städtische Solar-Anlage zu realisieren, um künftig als Kommune klimaneutral Strom zu „ernten“.

Die Überlegungen stehen aber noch ganz am Anfang. Allerdings hatte sich die Politik bereits bei den Ausschussberatungen 2020 und 2021 eine eigene Freiflächen-Photovoltaik-Anlage auf der städtischen Ackerfläche vorbehalten. Kreuzer: „Sicherlich wäre das auch ein mittelfristiger städtischer Beitrag im Kontext der aktuellen Energiekrise.“

Solar aufs Dach

Die Stadt betreibt bereits große 20 Photovoltaikanlagen auf städtischen Dächern mit einer Leistung von insgesamt etwa 1,6 Megawatt. In 2020 wurden hier gut 1,3 Millionen Kilowattstunden elektrische Energie erzeugt. Damit wurde rechnerisch etwa 1/3 des städtischen Bedarfs gedeckt.

Insgesamt gibt es 34.300 Gebäude in der Stadt, von denen etwa 16.500 solar-geeignete Dächer haben. Theoretisch könnten auf ihnen rund 177,16 Gigawattstunden Solarstrom im Jahr hergestellt werden – das sei in etwa die Hälfte des Bedarfs in Gladbeck. Das reelle Potenzial dürfte aber geringer ausfallen, heißt es von der Stadt, da mit (denkmalschutz-)rechtlichen, baulich-statischen Bedenken und der Konkurrenz zu Solarthermieanlagen zu rechnen sei.