Gladbeck. Trotz hoher Infektionszahlen sollen bald viele Regeln nicht mehr gelten. Caritas-Chef in Gladbeck: „Das ist Politikversagen auf allen Ebenen.“
Die Corona-Lage in Gladbeck ist weiter dramatisch, die Infektionszahlen sind sehr hoch. Die gemeldeten Infektionen sind zudem nur die PCR-bestätigten Fälle. „Wir müssen davon ausgehen, dass faktisch viel mehr Menschen erkrankt sind“, so Kreissprecherin Svenja Küchmeister. Caritas-Chef Rainer Knubben ärgert sich aufgrund der hohen Inzidenzen „maßlos“ über den geplanten Wegfall der Vorschriften ab kommendem Wochenende. „Das ist Politikversagen auf allen Ebenen.“ An vielen Regeln will die Caritas daher selbstständig festhalten.
„Die Zahlen fliegen uns derzeit um die Ohren, und wir tun, als ob es das Normalste der Welt wäre“, kritisiert Knubben. Für seine Einrichtungen fährt er daher eine klare Linie: Alle Corona-Schutzmaßnahmen gelten weiterhin. „Wir haben vulnerable Gruppen, die müssen wir schützen.“ In den Werkstätten der Caritas und in den Seniorenheimen müssen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiterhin täglich testen, tragen immer noch FFP2-Maske. Auch die Bewohnerinnen und Bewohner werden weiter auf das Virus getestet. Gleiches gilt für Besucherinnen und Besucher. „Wir lassen nur die rein, die getestet sind.“
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Caritas-Chef: „Maske im Innenraum bei den hohen Infektionszahlen nicht zu tragen, ist unverantwortlich“
Eine Maske in Innenräumen bei den derzeitig so hohen Infektionszahlen nicht zu tragen, sei unverantwortlich, so Rainer Knubben. Und auch Svenja Küchmeister sagt: Die derzeitig vorherrschende Variante sei so ansteckend, „dass hoffentlich die Menschen die Masken zumindest in geschlossenen Räumen weiter tragen werden“. Auch nach Samstag, wenn die derzeitigen Coronaschutz-Regeln bundesweit auslaufen.
Denn dass die Infektionszahlen mit dem Wegfall der Maßnahmen weiter dramatisch zunehmen werden, davon ist auszugehen. „Wir haben schon jetzt Infektionen in allen Altersklassen – und zwar viele“, so Küchmeister. So litten etwa auch sensible Bereiche wie Krankenhäuser nach wie vor unter Personalausfällen. Wie viel Personal aufgrund von Infektionen und Quarantäne im Gladbecker St. Barbara-Hospital nicht arbeiten kann, will Wolfgang Heinberg, Sprecher des Krankenhausträgers St. Augustinus, auf Nachfrage nicht beantworten. Die Corona-Lage im Haus aber sei stabil, so heißt es. Ein Corona-Patient werde auf der Intensivstation behandelt, Operationen müssten aktuell nicht verschoben werden. „Die Versorgung der Patientinnen und Patienten kann auch im Bereich der Operationen wie notwendig und geplant stattfinden“, sagt Heinberg. Eine Antwort auf die Frage, ob das Krankenhaus einen weiteren Anstieg der Patienten nach den Lockerungen am 2. April erwartet, wäre rein spekulativ, so der Sprecher weiter. Kreisweit sind 13 Menschen in intensivmedizinischer Behandlung, 206 weitere Menschen werden ebenfalls stationär im Krankenhaus behandelt.
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In Gladbeck sind besonders viele Schülerinnen und Schüler mit Corona infiziert
Aktuell sind die Infektionszahlen in der Altersgruppe der Schülerinnen und Schüler besonders hoch. Bei den Zehn- bis 20-Jährigen in Gladbeck ist die Inzidenz mit 1715,7 über alle Altersklassen hinweg die höchste. Am niedrigsten ist der Wert bei den Kindern im Kita-Alter bis fünf Jahre: 374,1. Bei Menschen über 80 Jahre liegt die Inzidenz derzeit bei 676,1.
In NRW wird wohl zunächst keine Hotspot-Regel gelten
Den Ländern sind ab Sonntag nur noch wenige allgemeine Schutzregeln wie etwa Masken und Tests in Einrichtungen wie Kliniken und Pflegeheimen erlaubt. Die Regierungen können aber für regionale Hotspots weitergehende Beschränkungen beispielsweise mit mehr Maskenpflichten und Zugangsregeln verhängen, wenn das Landesparlament dort eine kritische Lage feststellt. Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) verkündete jedoch am Dienstag, dass er für NRW aktuell keine Möglichkeit für eine solche Hotspot-Regel sehe.
In den Kitas ist die Corona-Lage recht entspannt. Von 946 Kindern, die aktuell in Betreuung sind, sind zwölf in Quarantäne, zudem eine Mitarbeiterin. Vier Kinder und zwei Mitarbeiterinnen sind infiziert. „Wir werden die Lage weiter beobachten und bei stark steigenden Zahlen weitere Maßnahmen prüfen“, so Stadtsprecher David Hennig. Den Mitarbeitern in Einrichtungen sei es über die gesetzlich vorgeschriebenen Maßnahmen hinaus weiter freigestellt, sich etwa durch das Tragen von Masken zusätzlich vor einer Ansteckung zu schützen. Hennig betont: Obwohl die Inzidenzen in Gladbeck und auch im Kreis derzeit sehr hoch seien, „sehen wir durch die hohe Impfquote doch überwiegend milde Verläufe“.