Gladbeck. Der Kinder- und Jugendhospizdienst mit Sitz in Gladbeck sucht neue Ehrenamtliche. Etwa für Familie Ward, die noch ein ganz anderes Problem hat.

Familie Ward ist verzweifelt. Seitdem ihr Sohn Kieron vor fast zwei Jahren die Schule verlassen hat, sitzt er nur zu Hause. Der 21-Jährige ist Spastiker mit epileptischen Anfällen. Er hat zwar einen Platz in den Caritas-Werkstätten in Gladbeck, der Weg mit einem speziellen Bus dorthin ist für ihn jedoch ohne die Hilfe einer Pflegekraft nicht zu stemmen. Und eine eben solche kann die Familie einfach nicht finden.

„Wir sind ursprünglich davon ausgegangen, dass es eine Busbegleitung gibt, wie damals in der Schule“, berichtet Mutter Manuela Ward. Denn die ist nötig, den jungen Mann nur in Begleitung des Fahrers loszuschicken geht nicht. „Der kann nicht eingreifen, wenn etwas ist. Kieron krampft manchmal, läuft dann blau an, das ist lebensbedrohlich“, so Manuela Ward. Sie selbst kann ihren Sohn nicht begleiten, sie ist blind.

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Die Begleitung für die Familie aus Gladbeck ist genehmigt, es findet sich nur niemand

Die Krankenkasse hat eine Begleitung für die Fahrt bereits genehmigt. Für die Suche nach einem Begleiter sind die Eltern zuständig. Doch weder die Krankenkasse hat einen Pool, aus dem sie jemanden bereitstellen könnte, noch war die Anfrage bei etwa Caritas, Malteser und DRK erfolgreich. „Es findet sich auch deshalb niemand, da es sich nur um zwei kurze Fahrten am Tag handelt“, so Ward. Für ein paar Wochen war Kieron bisher erst in den Caritas-Werkstätten. Einige Zeit stellte die Caritas einen Mitarbeiter zur Verfügung, doch wegen Personalmangels musste das wieder beendet werden. „Ein anderes Mal hatte mein Mann Urlaub und konnte ihn fahren.“ Anthony Ward arbeitet selbst als Gruppenleiter in den Caritas-Werkstätten, doch da er andere Dienstzeiten hat, kann er seinen Sohn nicht einfach mitnehmen. „Ich habe zwar das Angebot bekommen, zu anderen Zeiten zu arbeiten, aber dafür hätte ich meine Stunden reduzieren müssen, und das hätte Auswirkungen auf meine Rentenbezüge“, so Anthony Ward.

Neuer Kurs für Ehrenamtliche startet am 21. März

Der Vorbereitungskurs für neue Ehrenamtliche beginnt am 21. März und läuft jeweils montags von 18 bis 21 Uhr in den Räumen des Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienstes Emscher-Lippe am Kirchplatz 4 in Gladbeck.

Es gibt Plätze für zehn Teilnehmer, fünf Anmeldungen liegen bereits vor. „Es geht unter anderem darum, eine Haltung zu entwickeln, um Familien Zeit zu schenken und sich darauf einzulassen, die Familien anzunehmen, so wie sie sind“, so Koordinatorin Kira Benz. Auch die Themen Sterben und Trauer werden thematisiert. „Für viele ist der Zeitpunkt des Sterbens aber noch weit in der Zukunft.“

Anmeldung unter 02043/9872740 oder per Mail an emscher-lippe@deutscher-kinderhospizverein.de.

Mit der Situation sind die Eltern sehr unglücklich. „Für Kieron ist es schlimm. In die Schule ist er immer so gerne gegangen. Der Input von außen fehlt derzeit komplett“, so Manuela Ward. Auch weitere Entlastung vermisst die Familie derzeit, eine Ehrenamtliche des Kinder- und Jugendhospizdienstes Emscher-Lippe hat kürzlich aus privaten Gründen ihr Engagement aufgeben müssen.

Kira Benz, Koordinatorin beim Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst Emscher-Lippe mit Sitz in Gladbeck, sucht dringend neue Ehrenamtliche. Jetzt startet ein neuer Vorbereitungskurs für Interessierte.
Kira Benz, Koordinatorin beim Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst Emscher-Lippe mit Sitz in Gladbeck, sucht dringend neue Ehrenamtliche. Jetzt startet ein neuer Vorbereitungskurs für Interessierte. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Kinder- und Jugendhospizdienst Emscher-Lippe sucht dringend neue Ehrenamtliche

Auch Kira Benz, Koordinatorin beim Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst Emscher-Lippe, kennt die Probleme. Denn der Verein sucht selbst dringend neue Ehrenamtliche. Für viele sei die Thematik schwierig. „Wenn wir von unserer Arbeit berichten, hören wir oft ,Das könnten wir nicht’“, so Benz. „Dabei sitzen wir nicht jede Woche am Bett eines sterbenden Kindes, sondern begleiten die Familien oft über eine längere Zeit.“ Ab Ende März bietet der Verein nun einen neuen Vorbereitungskurs für Interessierte an. Zunächst habe es sogar eine Warteliste für den Kurs gegeben, aber: „Die stand wegen Corona ein Jahr, in der Zeit sind nun viele wieder abgesprungen.“

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27 Familien in der Region Emscher-Lippe und der Umgebung sind derzeit beim Kinderhospizverein mit Sitz in Gladbeck in der Betreuung. „Das Team der Ehrenamtlichen besteht aus 40 Frauen und Männern, aber rund nur die Hälfte ist aktiv.“ Dabei wird die Unterstützung dringend benötigt. So wie auch in der Familie Ward. „Es wäre eine Entlastung für die Familie“, so Benz. Das Fahrtproblem aber könnte ein ehrenamtlicher Helfer nicht lösen. Denn für die Busbegleitung ist eine medizinische Fachkraft erforderlich.