Gladbeck. Der Bund hat die alte Förderregelung gestoppt und berechnet die Zuschüsse für Häuslebauer neu. Betroffene Gladbecker sind geschockt.

Der Förderstopp der Bundesregierung, beziehungsweise die Unsicherheiten, welche öffentlichen Zuschüsse für energieeffizientes Bauen künftig möglich sind, hat auch Auswirkungen in Gladbeck. Für junge Familien droht der Traum vom Eigenheim zu platzen, falls die eingeplante Fördersumme nicht fließt und der eng gestrickte Kreditrahmen nicht ausgeweitet werden kann.

„Wir wissen von vielen Investoren, die bei unseren Projekten mit der Bauförderung rechnen“, berichtet Heinz Bockhold, Geschäftsführer der Alfert & Bockhold GmbH. Der Unternehmer aus Heek im Kreis Borken hat bereits viele Eigenheime in Gladbeck schlüsselfertig für Kunden gebaut, aktuell vermarktet er das neue Wohnbaugebiet an der Johowstraße. Rund 40 Ein- und vier Mehrfamilienhäuser sollen in Alt-Rentfort entstehen. Es sei zu befürchten, sagt Bockhold, „dass es jetzt für viele Interessenten eng werden könnte, wenn sie die alte Effizienzhausförderung fest in ihr knappes Budget eingeplant haben“.

Effizienzhaus-Förderprogramm wird neu berechnet

Heinz Bockhold, Geschäftsführer der Alfert & Bockhold GmbH, bietet schlüsselfertiges Bauen im Gladbecker Neubaugebiet an der Johowstraße an.
Heinz Bockhold, Geschäftsführer der Alfert & Bockhold GmbH, bietet schlüsselfertiges Bauen im Gladbecker Neubaugebiet an der Johowstraße an. © Alfert & Bockhold GmbH | NN

Zur Erinnerung: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte das Effizienzhaus-Förderprogramm im Januar überraschend schnell gestoppt, weil die Haushaltsmittel ausgeschöpft sind. Nach heftiger Kritik ruderte die Regierung zurück. Bis zum 24. Januar eingegangene Förderanträge für Effizienzhäuser (EH55, EH40) werden noch bedient. Zudem wurden Nachfolgeprogramme für EH-40 Häuser angekündigt, allerdings mit geringerer Förderung als bisher.

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Christoph Krämer, Leiter der Immobilienabteilung der Sparkasse Gladbeck, berichtet von besorgten Kunden, „die jetzt unsicher sind, ob sie ihren Finanzierungsplan noch halten können“. Ähnlich sieht es bei der Volksbank Ruhr-Mitte aus. Markus Krebs, Leiter der Abteilung Baufinanzierung, spricht aber von Einzelfällen. Jeder Betroffene sei aber sehr enttäuscht. Insbesondere für Familien sei der Wegfall der Zuschüsse „ein Schock“. Die Finanzierungsanfragen, die nicht vor dem Förderstopp eingereicht worden seien, würden nun neu berechnet, um Alternativen zu finden.

Vor dem Förderstopp konnte man mit 30.000 Euro Zuschuss rechnen

Blick auf ein realisiertes Doppelhaus, das Alfert & Bockhold in ähnlicher Form auch für das Gladbecker Neubaugebiet Johowstraße anbieten.
Blick auf ein realisiertes Doppelhaus, das Alfert & Bockhold in ähnlicher Form auch für das Gladbecker Neubaugebiet Johowstraße anbieten. © Alfert & Bockhold | NN

Vor dem Förderstopp habe man mit 30.000 Euro Zuschuss bei Einhaltung des EH55-Standards rechnen können, sagt Bauunternehmer Bockhold. Jetzt solle EH40 das Maß der Dinge sein, wobei noch nicht klar sei, welche Baufördersumme konkret möglich werde und welcher Standard dafür erfüllt sein müsse, „der eventuell weitere Kosten verursacht, etwa wenn es dafür die Installation einer Photovoltaikanlage braucht“.

Handwerker rechnen mit Umsatzeinbußen

„Wir rechnen mit deutlichen Umsatzeinbrüchen“, sagt auch Egbert Streich, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Emscher-Lippe-West. Die Nachricht des Förderstopps und seine Auswirkungen müssten von den Dachdeckern, Hochbauern, Tischlern, Stuckateuren und Malern nun erst einmal verdaut werden.

Als „politischen Dilettantismus“ bezeichnet es Streich, dass die Förderung beendet wurde, ohne sofort ein Alternativkonzept im Köcher zu haben. „Wenn so eine Förderung gestoppt wird, muss ein anderes Programm auf die Tresen, mit dem die Bauherren weiterarbeiten können und die energetische Sanierung vorangebracht wird.“

Das bedeute Unwägbarkeiten bei der Kostenkalkulation für die Gebäude im neuen Baugebiet Johowstraße. Klar sei, dass der Hausbau ohnehin aufgrund des generellen Preisanstiegs künftig „noch teurer wird“. Eine halbe Million Euro für eine Doppelhaushälfte zu finanzieren, das müsse eine junge Familie erst mal hinbekommen.

Die Erhöhung der Standards von KFW 55 auf KFW 40 könne letztlich dazu führen, „dass dies für einen Teil der Bauherren nicht mehr bezahlbar ist“, befürchtet Markus Krebs. Aufgrund der generell angestiegenen Baukosten sei es jetzt für Familien mit Jahreseinkommen um 50.000 Euro brutto, „unfassbar schwer, ein Haus zu bauen, es sei denn, es ist einiges Eigenkapital vorhanden“, sagt Immobilienprofi Christoph Krämer. Ein seriöser Kredit müsse für den Kunden ja monatlich tragbar sein, „damit der Familie genug Luft zum Atmen und Leben bleibt“.

400 Bewerbungen für 40 geplante Häuser in begehrtem Gladbecker Wohngebiet

Ob Kaufinteressierte für ein Haus an der Johowstraße von der Bewerbung zurücktreten, bleibe abzuwarten, sagt Heinz Bockhold. „Bislang ist das noch nicht passiert.“ Der Unternehmer sieht keine Probleme, die geplanten Eigenheime auch bei geringerer Förderung zu vermarkten. Alt-Rentfort sei ein sehr beliebtes Wohngebiet nicht nur für junge Familien, dies belege das große Interesse: „Für die rund 40 geplanten Häuser liegen uns 400 Bewerbungen vor“, so der Bauprofi.