Gladbeck. Bunte Tattoo-Farben sind wegen ihrer Inhaltsstoffe seit dem Jahreswechsel verboten. Einige Studios in Gladbeck befürchten nun einen Preisanstieg.

Seit Januar 2022 darf keine Farbe mehr unter die Haut. Eine EU-Verordnung verbietet giftige Substanzen in Tattoo-Farben und erlaubt damit vorerst nur schwarz-weiße Motive. Gladbecks Tätowierer bewerten die Neuerung unterschiedlich. Für die einen ist das zwar schade aber „kein großes Problem“, anderen „reißt es die Beine weg“.

Bis neue Farben, die der sogenannten REACH-Verordnung entsprechen, auf dem Markt sind, kann es dauern. „Es ist natürlich schade, dass man jetzt erstmal keine Farben mehr hat“, bewertet etwa Eugen Ziegler, Inhaber des Studios „Art Mania Tattoo“, die Lage. Da er hauptsächlich schwarz-weiße Motive sticht, ist diese Einschränkung für ihn jedoch kein großes Problem. Problematisch ist für ihn eher die neue, REACH-konforme schwarze Farbe: „Die habe ich jetzt schon zwei Mal verwendet und muss sagen: begeistert war ich nicht“, gibt der Tätowierer zu. Die Farbe sei dünnflüssiger und damit weniger deckend, was „bei schwarzer Farbe natürlich unpraktisch“ sei, so das Fazit des Tattoo-Künstlers zu den neuen Farben.

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Vor dem Jahresende haben die Studios noch einmal viele Farbtattoos gemacht

Auch die tägliche Arbeit von Renée Prigoda wird das Farb-Verbot zunächst vermutlich weniger beschränken. Die Tätowiererin bei „Subway Tattoo“ ist auf sogenannte Black and Grey-Tattoos, also schwarz-graue Motive, spezialisiert. Farbe spielt bei ihrer Arbeit dennoch eine wichtige Rolle: „Besonders Disney-Motive sollen oft bunt sein, vor dem Jahresende haben wir auch mehr Farbtattoos gemacht“, berichtet Prigoda. Die Kunden nehmen das (vorübergehende) Ende der bunten Tattoos aber gelassen und seien auch schwarz-weißen Motiven gegenüber aufgeschlossen, freut sich Prigoda.

Diese bunten Tätowierfarben sind inzwischen verboten und müssen entsorgt werden.
Diese bunten Tätowierfarben sind inzwischen verboten und müssen entsorgt werden. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

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Obwohl des Verbotes bleibt die Künstlerin optimistisch, schließlich werde bereits mit Hochdruck an EU-konformen neuen Farben geforscht und „es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir auch wieder farbige Tattoos stechen“, ist sie sich sicher.

Furcht vor einem Preisanstieg, der an die Kunden weitergegeben werden muss

Weniger hoffnungsvoll ist Siggi Klöting. „Viele unserer Kunden stehen auf farbige Tattoos, das reißt uns jetzt die Beine weg“, befürchtet der Inhaber des Tattoo-Studios „Legado Tattoo“. Vor dem Jahreswechsel hat der Tätowierer deshalb noch viele Kunden vorgezogen, um den Wunsch nach einem Farbtattoo zu erfüllen. „Es ist noch nicht klar, wann farbige Tattoos wieder möglich sind. Die Schwarz-Weißen können wir ja jetzt noch nachholen“, erklärt Klöting, den derzeit vor allem die fehlenden Informationen für Tätowierer ärgern. „Ich habe mir probehalber ein paar Farben gekauft, die REACH laut Lieferschein erfüllen sollen. Man kann sich aber nicht wirklich darauf verlassen“, ist Klöting misstrauisch, schließlich hieße es, es gäbe noch keine entsprechende Farbe auf dem Markt.

Der Tätowierer fürchtet zudem, dass mit den neuen Farben ein Preisanstieg kommt. „Den werden wir dann auch an unsere Kunden weitergeben müssen, die dann vielleicht nicht mehr oder nicht mehr so häufig wiederkommen.“