Gladbeck. 20 Menschen aus verschiedenen Gesellschaftsbereichen engagieren sich in Gladbeck als Impflotsen. Ein Ärztin bereitete sie auf ihre Aufgaben vor.
Um die Einwohnerschaft mit und ohne Migrationshintergrund für die anstehenden Corona-Impfungen erreichen zu können, hat die Stadtverwaltung Gladbeck in dieser Woche mit der Ärztin Zuhal Kundakçi eine Schulung für etwa 20 Menschen als Impflotsen in der Mathias-Jakobs-Stadthalle organisiert. Sie sollen auch mehrsprachig für die Teilnahme an der Immunisierung gegen Covid-19 werben.
Das Projekt „Impflotsen“ haben die Gladbecker Ärzte Dr. Gregor Nagel und Zuhal Kundakçi angestoßen, die Stadtverwaltung übernimmt die Organisation. Es ist Teil einer Kampagne, die mit Flyern, Plakaten und Lautsprecherdurchsagen Menschen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen erreichen soll. Es machen Interessierte mit verschiedenen Sprachkenntnissen, wie Albanisch, Arabisch, Türkisch, Polnisch und Bulgarisch, mit.
Gladbeck: Allgemeinmedizinerin unterstreicht die Notwendigkeit von Impfungen
„Auch wenn zurzeit noch nicht genug Impfstoff für alle vorhanden ist und im Juni in den Impfzentren nur Zweitimpfungen erfolgen, möchten wir informieren und jeden vorbereiten, der eine Impfung möchte. Durch den Einsatz der Impflotsen können wir aufklären, Vorurteile gemeinsam überwinden und Ängste vor einer Impfung nehmen“, so Bürgermeisterin Bettina Weist. Allgemeinmedizinerin Zuhal Kundakçi aus dem Hausarztzentrum Butendorf informierte die Multiplikatoren in einer eineinhalbstündigen Schulung über die Erkrankung und ihre Symptome, Impfstoffe, die Immunisierung selbst und organisatorische Abläufe.
Die Hausärztin betonte, das Coronavirus sei nicht zu unterschätzen: „Es ist keine klassische Erkältung, sondern löst vielmehr aus.“ Das Virus sei höchst ansteckend, und auch wenn 80 Prozent der Erkrankungen mild bis moderat verlaufen, sterbe bei schwererkrankten hospitalisierten Patienten jeder fünfte. Der wirksamste Schutz vor einem schweren Verlauf der Erkrankung sei deshalb die Impfung.
Doch die Menschen haben Fragen, sind häufig verunsichert. Die Medizinerin: „Ich verstehe die Ängste und respektiere diese auch – aber es gibt keinen anderen Weg zurück in ein normales Leben. Denn jeder, der sich impfen lässt, leistet seinen Beitrag zur Überwindung der Pandemie.“
Die Ärztin rät: „Jeder der sich impfen lassen möchte, sollte sich bei seinem Arzt melden.“ Denn auch wenn oftmals nicht unmittelbar geimpft werden kann, werden in den Praxen Listen geführt. Wie viel in den Praxen verimpft werden könne, hängt von der wöchentlichen Impfstoff-Lieferung ab.
„Die Bürokratie macht allen Beteiligten das Leben unnötig schwer“, kritisiert Kundakçi. Für den ersehnten Pieks mit dem Corona-Impfstoff sind mehrere Impfdokumente notwendig: Aufklärungs-, Anamnese- und Einwilligungsbogen müssen ausgefüllt werden – hinzu kommen Ausweisdokumente, Impfausweis, Krankenkassenkarte oder weitere medizinische Unterlagen. Die Medizinerin weiß: „Viele Patienten können das gar nicht alles lesen oder ausfüllen. Das stellt vor allem Hochaltrige oder Menschen, die nicht gut Deutsch sprechen, vor eine Herausforderung.“