Gladbeck. Anlieger rund ums Problem-Hochhaus in Gladbeck sehen keine Verbesserungen nach Hilfszusagen der Politik. Neuer Zwischenfall sorgt für Unruhe.
Ein halbes Jahr nach dem Treffen aller Bürgermeister-Kandidaten in den Gärten der Nachbarn im Schatten der Problemimmobilie Steinstraße 72 in Gladbeck ist unter den Anliegern rund ums Hochhaus Ernüchterung eingetreten. Trotz anschließender Diskussion im Haupt- und im neuen Sicherheitsausschuss, trotz Einrichtung einer Task-Force – „es hat sich gefühlt nichts geändert“, stellt Tobias Stolze, einer der Sprecher der Nachbarschaft, enttäuscht fest. „Ich habe mittlerweile resigniert“, äußert sich Uwe Bergmann, der andere Sprecher der Nachbarn, verzweifelt. Erst am Wochenende sei die Situation an der Problemimmobilie wieder eskaliert, berichten sie.
Um 4 Uhr in der Früh am Samstag sei man durch „eine extreme Lärmbelästigung“ geweckt worden: Laute Musik aus Autos mit offen stehenden Türen, dazu ein Treffen einer Gruppe von Männern und lautes Gerede. Einer der Nachbarn habe das Gespräch gesucht, er sprach die Männer auf die Lärmbelästigung an. „Ich wurde aggressiv angegangen, und ich wurde mit einer Glasflasche bedroht“, berichtet der Nachbar (Name der Redaktion bekannt). Sie sei ihm bei seinem Rückzug hinterhergeworfen worden.
Anwohner: Die Situation an der Steinstraße ist nach wie vor ein Dilemma
Es sei nach wie vor ein Dilemma, was die Nachbarschaft rund um die Steinstraße 72 durch die Belästigungen, die von den Bewohnern des Hochhauses ausgehen, erlebe. „Das ist Terror, was sich hier abspielt“, so Stolze und Bergmann entrüstet. „Das hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verschärft.“ Und sie fürchten, dass es trotz aller begonnen Bemühungen seit dem Kandidaten-Besuch im August so weitergeht. Sie fordern ein härteres Durchgreifen der Ordnungsbehörden, „es ändert sich nichts, wenn die Verursacher keine Konsequenzen oder Strafen spüren.“ Die Nachbarschaft rund im das Problemhochhaus wünsche sich, dass „Recht und Ordnung“ wieder hergestellt werden.
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Auf den Vorfall am frühen Samstagmorgen angesprochen, sagte Polizeisprecher Andreas Wilming-Weber, die herbeigerufene Polizei habe keine Straftat feststellen können. Es sei bislang auch keine Anzeige wegen versuchter Körperverletzung gestellt worden. Wilming-Weber bekräftigte, dass die Polizei nach wie vor und auch künftig natürlich komme, wenn sie wegen Belästigungen oder Bedrohungen gerufen werde. „Dafür sind wir da.“ Er weist jedoch darauf hin, dass die Polizei nicht ohne Anlass Haus oder Wohnungen betreten könne. Man zeige in Absprache mit der Stadt regelmäßig Präsenz an der Problemimmobilie und verfolge Verstöße konsequent, wenn sie denn festgestellt würden. So wie am Samstagnachmittag, als sieben Anzeigen wegen Verstoßes gegen die Corona-Schutzverordnung geahndet worden seien.
Stadtverwaltung will einen Problem- und einen Quartiersmanager
Die Stadtverwaltung berichtet, dass es aus Sicht des kommunalen Ordnungsdienstes zuletzt (wahrscheinlich jahresbedingt) eher ruhiger war an der Problemimmobilie, so Christiane Schmidt, Kommunikationschefin im Rathaus. Im Moment arbeite das Ordnungsamt daran, die geplante Stelle eines „Managers Problemimmobilien“ einzurichten. Schmidt: „Wir hoffen, dass sie im Sommer besetzt wird.“ Beim Thema Quartiersmanagement, das ebenfalls in der Task-Force und im Sicherheitsausschuss (der nächste Woche das Thema Steinstraße nicht auf der Tagesordnung hat) besprochen wurde, sei man mit einem Anbieter dabei, einen Förderantrag zu stellen.
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Im übrigen weist Schmidt darauf hin, dass die Task-Force intern in der Stadtverwaltung arbeite und nicht ständig Vertreter der betroffenen Nachbarschaft dabei seien. Gleichwohl wolle man im Frühjahr ein Treffen mit Nachbarn organisieren. Grundsätzlich, so die Stadtsprecherin, könne man die Sorgen der Anwohner „gut nachvollziehen“. Tatsächlich sei es am Haus oft, wie es die Nachbarn beschreiben, ein Katz- und Mausspiel. „Das heißt, wenn der KOD oder die Polizei da sind, dann ertappen wir in den allerwenigsten Fällen Leute auf frischer Tat.“ Zuletzt habe es auch erneut Probleme mit Müll gegeben, der einfach aus dem Fenster geworfen werde.
Viele Kontrollen Hochhaus
Bei der Problemimmobilie Steinstraße 72 geht es um Lärmbelästigungen, Vandalismus, Vermüllung, Verstöße gegen die Corona-Schutzverordnung, illegales Abstellen von Fahrzeugen und Straftaten (z. B. illegaler Verkauf von Fahrzeugen).
Von März bis Dezember 2020 führte der KOD etwa 750, die Polizei rund 250 Kontrollen durch – in über 95 Prozent der Fälle ohne Befund. Es wurden 40 Buß-/Verwarnungsgelder wegen Corona-Verstößen verhängt, zehn Bußgelder wegen ruhestörenden Lärms und vier abgemeldete Fahrzeuge wurden wegen einer Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung abgeschleppt.