Gladbeck. Coronabedingt bringen nur wenige Menschen Wäsche in den Heißmangelbetrieb von Debora Mombell in Gladbeck. Dem Traditionsbetrieb droht das Aus.

Tischdecken, Bettwäsche und „quasi alles was groß ist“, mangelt Debora Mombelli in ihrem Heißmangelbetrieb an der Hermannstraße in Gladbeck. Normalerweise, muss ergänzt werden, denn aufgrund der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen steht ihr Betrieb fast still. Etwa 70 Prozent der Aufträge und damit auch Einnahmen fehlen. Lange kann Mombelli die Einbußen nicht mehr tragen – wenn sich die Lage im Februar nicht bessert, muss sie den Laden schließen.

„Die Leute bleiben einfach weg“, fasst Debora Mombelli schlicht ihr Problem zusammen. Keine Feiern, mehr Zeit zu Hause und generell weniger Kontakt zu Dienstleistern sind für die Betreiberin der Heißmangel die Hauptgründe, warum die Aufträge und damit auch die Einnahmen fehlen. Neben fast ausschließlich Privatkunden, meist aus der älteren Generation, fehle auch die Gastronomie, die zwar nicht ständig, aber verlässlich alle paar Monate etwa Tischwäsche nach Großveranstaltungen mangeln lässt. „Einige Stammkunden halten uns die Treue, aber auch das reicht auf Dauer nicht für die Ladenmiete und das Gehalt meiner beiden Angestellten“, rechnet Mombelli vor. Für eine reibungslose Arbeit an einer Mangel brauche es immer mindestens drei Personen, das Personal an dieser Stelle zu reduzieren sei für Mombelli also keine Option.

Rückzahlung von Corona-Hilfen belastet zusätzlich

Nicht nur Debora Mombelli fürchtet um ihr Unternehmen, viele ihrer Kollegen mussten schon aufgrund der Corona-Krise ihr Geschäft aufgeben, berichtet sie. Nicht alle konnten Corona-Hilfen beziehen. Diejenigen, die finanzielle Unterstützung bekamen, sind jetzt zur Rückzahlung aufgefordert.„Die finanzielle Lage ist noch schlimmer als im ersten Lockdown. Wenn wir gewusst hätten, dass jetzt noch zeitgleich die Soforthilfen zurückgezahlt werden müssen, hätten wir uns damals anders entschieden“, so Mombelli zur weiteren finanziellen Belastung.

Inhaberin bietet jetzt einen Hol- und Bringservice an

Viele leere Kleiderbügel hängen derzeit in der Gladbecker Heißmangel von Debora Mombelli. Sie hat in Zeiten der Corona-Pandemie mit massiven Umsatzeinbrüchen zu kämpfen.
Viele leere Kleiderbügel hängen derzeit in der Gladbecker Heißmangel von Debora Mombelli. Sie hat in Zeiten der Corona-Pandemie mit massiven Umsatzeinbrüchen zu kämpfen. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Stattdessen setzen sie und ihr Vater Vincenzo, der den Betrieb unterstützt, auf weitere Services. „Wir bieten einen Hol- und Bringservice an. Wir nehmen die Wäsche kontaktlos an der Haustür entgegen und bringen sie gemangelt wieder zurück. Vor allem Ältere müssen sich dann nicht um die schweren Wäschekörbe kümmern und können in Corona-Zeiten Wege vermeiden“, erklärt Mombelli. Sie hofft, dass mehr Kunden auf diese Services zurückgreifen und will ihn daher noch bekannter machen.

Denn wenn bis Ende Februar nicht mehr Aufträge kommen und sich die finanzielle Lage entspannt, muss Mombelli den Traditionsbetrieb, den sie 2019 übernommen hat, schließen. „Irgendwann sind alle Rücklagen aufgebraucht“, so Mombelli ernüchtert. Bisher habe sie ihr zweites Standbein, ein Putzservice, über Wasser gehalten, aber auch diese Rechnung gehe langsam nicht mehr auf. Den Betrieb zu schließen sei nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht schade. „Ich bin jetzt seit vier, fünf Jahren im Betrieb, da baut man schon eine Beziehung zu den Stammkunden auf. Man sieht sich ja regelmäßig und tauscht sich dann nett aus. Ein bisschen wie beim Friseur“, scherzt Mombelli über die gute Kundenbeziehung.

Zunächst lief das Geschäft gut

Nach ihrer Betriebsübernahme im Herbst 2019 lief das Geschäft zunächst gut. „Ich hatte den Eindruck, dass auch immer mehr junge Menschen unsere Angebote wahrnehmen. Weiche und glatte Bettwäsche fühlt sich nämlich nicht nur gut an, sondern spart auch Platz im Schrank“, zählt Mombelli Vorteile gemangelter Wäsche auf. Dann aber kam Corona und die damit verbundenen Einschränkungen sowie die wirtschaftlichen Folgen.

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Weil Heißmangeln zu Wäschereien zählen, darf Mombelli auch im Lockdown öffnen. In Sachen Hygiene wäre eine Bearbeitung mit der Mangel sogar sinnvoll („Bei 160 Grad überlebt kein Bakterium oder Virus“), dennoch bringen nur wenige Gladbecker ihre Wäsche zum Profi. Nun hofft Mombelli, den Traditionsbetrieb, in dem die Heißmangel seit 70 Jahren läuft, durch die Krise bringen zu können. „Noch sind wir da. Damit das auch so bleibt, brauchen wir aber Aufträge.“