Gladbeck. Corona hat das Problem zunehmender Einsamkeit bei Senioren noch einmal deutlich gemacht. In Gladbeck gibt es den Vorschlag von Patenschaften.
„Auch alte Menschen haben ein Anrecht, in Würde zu sterben“, sagt Mechtild Eckholt, Leiterin des Eduard-Michelis-Hauses. In Zeiten der
Corona-Pandemie
hat sie es jedoch schon anders miterleben müssen. „Es ist ein anderes Sterben, wenn jemand erstickt“, erinnert sie sich an den Tod einer ihrer Bewohnerinnen, die an Corona erkrankt war. Sie wollte nicht ins Krankenhaus, das Heim ermöglichte es ihr, dort zu sterben. In der konstituierenden Sitzung des Ausschusses für Senioren, Soziales und Gesundheit gab Eckholt am Dienstagnachmittag gemeinsam mit Joachim Georg, Einrichtungsleiter der beiden Pflegeheime der Diakonie in
Gladbeck
, einen bewegenden Einblick in die Lebenswelt von Senioren in Zeiten der Pandemie.
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Mechtild Eckholt verband mit den Einblicken einen eindringlichen Appell, sich an die geltenden Regeln zu halten: „Was macht es so schwer, Abstand zu halten? Was macht es so schwer, eine Maske zu tragen?“, fragte sie. Jeder müsse Verantwortung übernehmen, das Tragen einer Maske sei das „geringste Übel“. Auch für die Pfleger und Pflegerinnen sei die Pandemie eine enorme
psychische und physische Belastung
. „Wir haben auch Angst vor Infektionen, und dass wir das
Virus
in unsere Familien tragen könnten“, so Eckholt. Hinzu kämen zusätzliche Aufgaben, wie etwa das Durchführen von
Corona-Schnelltests
. „Dafür gibt es kein zusätzliches Personal. Der Arbeitsmarkt gibt im Moment aber auch nicht viel her“, sagte Joachim Georg. Es gebe zudem Personalausfälle aufgrund eigener Not, wenn etwa die
Kindertagesstätte
geschlossen wird. „Bei uns arbeiten viele alleinerziehende Mütter“, so Eckholt.
Skype-Gespräche zwischen Senioren und Angehörigen gehören heute zur Normalität
Die Corona-Pandemie mit ihren Einschränkungen habe manch eine Entwicklung aber auch vorangetrieben. „Es ist normal geworden, dass eine 97-Jährige mit ihrer Tochter skypt“, berichtete Georg aus dem Alltag in
Senioreneinrichtungen
. Diese Möglichkeit solle auch künftig beibehalten werden. „Nach Corona wird nichts mehr so sein wie vorher“, so Sozialdezernent Rainer Weichelt.
Zwar sei Einsamkeit bei Senioren schon lange ein Thema, Corona habe die Problematik aber noch einmal sehr deutlich gemacht. „Damit werden wir uns noch intensiv auseinandersetzen müssen.“
Viele Senioren haben Angst, ihre Wohnungen zu verlassen
Georg und Eckholt betonten, dass die Menschen, die in Senioreneinrichtungen leben, nicht unter Einsamkeit leiden. „Sie haben soziale Kontakte“, so Eckholt.
Caritas-Vorstand Rainer Knubben
regte in der Sitzung an, auch ein besonderes Augenmerk auf die Menschen zu richten, die alleine leben. „Viele haben Angst, ihre Wohnungen zu verlassen. Die Nachfrage nach Essen auf Rädern ist enorm gestiegen“, weiß er. „In der zweiten Welle melden sich viele bei uns und beklagen die zunehmende Einsamkeit“, berichtete auch Ulrich Hauska, Abteilungsleiter „Senioren und Gesundheit“ bei der Stadt Gladbeck.
Andreas Schwarz (SPD) schlug vor, dass Gladbecker Patenschaften übernehmen und Senioren anrufen könnten, statt sie zu besuchen und so in Corona-Zeiten etwas Unterhaltung zu bieten. „Das wäre eine große Unterstützung“, so Joachim Georg. Es wäre schön, wenn sich Paten fänden, die abends anrufen und einfach fragen: „Wie war dein Tag?“
Wer sich vorstellen kann, eine solche Patenschaft zu übernehmen, kann sich an das städtische Ehrenamts-Büro wenden unter 02043/99 2431 (Stephanie Janus) oder an die Caritas, Ansprechpartnerin sowohl für Senioren als auch für potenzielle Paten ist Annegret Knubben:
02043/279142
.