Gladbeck. Das Fachwerkhaus an der Steinstraße in Gladbeck entstand 1891 als Bergarbeiterhaus. Künstler Manfred Schlüter hält das Gebäude für erhaltenswert.

Kaum beachtet, leer gezogen, die Eingänge und Fenster mit Brettern zugenagelt – so steht das Haus Steinstraße 56 in Gladbeck da. Es wirkt verwittert und abgängig. Dass es ein steinerner Zeuge der Gladbecker Geschichte ist, erkennt man nicht auf den ersten Blick. Doch das Fachwerkhaus ist eines der ältesten Häuser in der Stadt, ein Bergarbeiterhaus, das im Schatten der ersten Zeche Graf Moltke 1/2 gebaut wurde. Laut Bauakte der Stadtverwaltung ist das Gebäude 1891 entstanden.

Für Freiraumplaner und Künstler Manfred Schlüter , der einst viele Jahre im einstigen Grünflächenamt der Stadt gearbeitet hat, ist das Fachwerkhaus erhaltenswert. Schlüter, der von Hause aus Ingenieur ist, fürchtet, dass das verlassene Haus bald „verloren geht“. Er schlägt vor, es als Zeugen der Bergbaugeschichte zu erhalten. Der jetzige Besitzer habe signalisiert, dass er keine Verwendung für das Fachwerk habe und es zur Verfügung stellen könnte. Schlüter: „Es wäre doch schade, wenn auch das letzte Stück der Erinnerung an die Gladbecker Bergbaugeschichte als Abbruch enden würde.“

Schlüter plädiert für Umzug des Fachwerks auf den Markplatz

Der alte Marktpavillon stand auf der Südseite des Markplatzes, im Hintergrund ist noch die Südrandbebauung zu erkennen, die in den 70er Jahrendem Glückauf-Center weichen musste.
Der alte Marktpavillon stand auf der Südseite des Markplatzes, im Hintergrund ist noch die Südrandbebauung zu erkennen, die in den 70er Jahrendem Glückauf-Center weichen musste. © Archiv Schlüter

Der engagierte Gladbecker schlägt vor, „dieses Geschichtsdenkmal für das Stadtbild zu erhalten“ – wenn auch nicht am ursprünglichen Standort und nur unter Verwendung und Umsetzung des entkernten Fachwerks. Schlüter schlägt den Marktplatz Stadtmitte als neuen Standort vor, dort, wo die wenig beachtete Litfaßsäule als Kultursäule steht und einst – auf dem alten Markt – ein Pavillon stand: Das Fachwerk könne dort als „Kulturdach“ eine Aufwertung dieses Stadteingangs sein.

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Das Fachwerk könnte, so Schlüter weiter, mit einem neuen Dach, auch als Unterstand oder kleine Kulturbühne dienen. Eine seitliche Giebelwand könnte neu erstellt werden und außenseitig die Kultursäule für Informationen ersetzen. Die Innenwand wäre „idealer Platz“ als Informationsfläche über Gladbecks ehemalige Zechenstandorte.

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Stadtbaurat Kreuzer würde ein Erhalt des Bergarbeiterhauses begrüßen

Stadtbaurat Dr. Volker Kreuzer würde es „sehr begrüßen“, wenn das Fachwerkhaus Steinstraße erhalten bliebe und eine „vernünftige Nachnutzung“ finden würde. „Am besten natürlich am jetzigen Standort.“ Dem Vorschlag Marktplatz könne er nichts abgewinnen, so Kreuzer: „Das halte ich alleine schon gestalterisch für überhaupt nicht passend.“ Er weist allerdings auch darauf hin, dass weder das Kulturamt als Denkmalbehörde noch die Denkmalpflege einen Denkmalwert des Hauses erkannt haben.

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Dennoch könne er der Idee, das Fachwerk zu erhalten, etwas abgewinnen, so Kreuzer zur WAZ. Vielleicht ergebe sich auch noch eine andere Lösung, „aber das ist erst ein vager Gedanke“, hegt der Baurat, der sich das Haus bereits vor Ort angesehen hat, eine Idee, die er jedoch noch nicht näher erläutern wollte. Er werde die Diskussion aber zum Anlass nehmen, die Eigentümer anzuschreiben und nach ihren Plänen zu fragen, so Kreuzer.

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Eine Bauakte aus dem Jahr 1891

Tatsächlich gehört das Haus laut Stadtverwaltung zu den ältesten Bergarbeiterwohnhäusern in Gladbeck. Laut Bauakte, die bei der Stadt hinterlegt wurde, ist das Gebäude ein Entwurf von 1891. Es ist kein Kotten, wie etwa Schumachers Kotten an der Steinstraße 116, der unter Denkmalschutz steht. Die Gebäude an der Uhlandstraße, die als erste und älteste Zechenhäuser gelten, sind nur wenig älter (von 1888), aber deutlich aufwändiger erbaut.

Laut Stadtverwaltung wurde bislang für das frei gezogene Fachwerkhaus, einst wohl für Bergleute der Zeche Graf Moltke erbaut, kein Abrissantrag bei der Bauverwaltung gestellt. Es wurden bislang auch keine Gespräche mit den Eigentümern über die Zukunft des Hauses geführt.