Gladbeck. Manfred Schlüter sagt, die schweren Eisenplatten an den Baumscheiben der Fußgängerzone hätten als Stolperfallen längst entfernt werden können.

Trotz Hinweis an die Stadt zur erheblichen Verletzungsgefahr am Spielgerüst Goethestraße Mitte letzter Woche, lagen die dicken gusseisernen Schutzplatten bis Montagmittag immer noch ungeordnet um die Baumscheibe herum. Deutliche Kritik folgt nach dem WAZ-Bericht auch vom ehemaligen Freiraumplaner der Stadt, Manfred Schlüter: „Die Stadt hätte die schweren Eiseplatten an den Bäumen in der Fußgängerzone bereits vor Jahrzehnten entfernen können und müssen.“

Es handele sich dort um ein Schutzsystem, „das ich damals zur Existenzsicherung der Stadtbäume entwickelt habe“, informiert der Diplom-Architekt, der bis zur Pensionierung im Bereich Freiraumplanung fast 25 Jahre leitend für die Stadtverwaltung tätig war.

Spezielle Entwicklung in den 80er Jahren

Erst am Montagnachmittag setzte die beauftragte Firma die eisernen Schutzplatten wieder fachgerecht eint. 
Erst am Montagnachmittag setzte die beauftragte Firma die eisernen Schutzplatten wieder fachgerecht eint.  © Marcus Esser

Für die neu gestaltete Fußgängerzone seien Ende der 80er Jahren spezielle Baumquartiere mit Schutzplatten entwickelt worden, „die auf Punktfundamenten unter dem Pflaster ruhen, um den Wurzelbereich vor Druckbelastung, etwa durch anliefernde Lkw, zu schützen“, so der heute 76-Jährige.

Nach ausreichendem Wachstum der schattenspendenden Bäume hätten „die Gusseisenroste und das darunterliegende Tragegestell entfernt und die Fläche mit Splitt befüllt werden müssen“. Darauf habe er regelmäßig in vielen Gesprächen, „gegenüber der Verwaltung, dem Bürgerbüro, Bauräten, Amtsleitern oder dem Bürgermeister hingewiesen“. Er befürchte, so der Dendrologe (Baumkundler) weiter, „dass die Altbäume im Zuge der neuen Planungen nicht erhalten, sondern entfernt werden sollen“.

Trägersystem reicht bis weit in den Boden

Bernhard Schregel, Abteilungsleiter Grünflächenunterhaltung, stellt auf Anfrage zunächst fest, „dass es einen politischen Beschluss gibt, die alten Bäume in der Goethestraße zu erhalten“. Der Schlütersche Standpunkt zu den Eisenplatten sei bekannt, die Sachlage stelle sich aber komplexer dar. „Natürlich könnten wir die Eisenplatten einfach aufnehmen und entfernen“, so Schregel. Im Boden verbleiben würde aber der Trägerrahmen mit seiner aufgekanteten schmalen Einfassung, „die dann eine schlecht sichtbare Stolperkante wäre“. Das festverbundene Trägersystem reiche bis 80 und mehr Zentimeter in den Boden. „Das zu entfernen ist aufwendig und birgt die Gefahr, dann die Baumwurzeln erheblich zu beschädigen“, sagt Bernhard Schregel.

Zurück zur Stolperfalle: Nach mehr als drei Wochen wurden die Eisenplatten am Montagnachmittag wieder in den Träger eingesetzt. Sie waren entfernt worden, um mit Erdbohrern Wurzelproben zu entnehmen und vor der Neugestaltung auch dieses Fußgängerzonenbereichs zu erfahren, „wie vital die Bäume sind“.