Gladbeck. In einem Seniorenheim in Gladbeck gibt es zwölf Corona-Fälle. Viele Heime wollen jetzt Schnelltests einsetzen. Doch da gibt es offene Fragen.
Immer mehr Menschen infizieren sich mit dem Coronavirus. Montag meldete das Kreisgesundheitsamt allein für Gladbeck 65 Neuinfektionen. Zunehmend betroffen sind auch wieder Senioren- und Pflegeheime. Das Bundesgesundheitsministerium hat deshalb am 15. Oktober eine Änderung der Testverordnung in Kraft gesetzt: Pflegeheime können nun Antigen-Schnelltests nutzen, um Bewohner, Mitarbeiter und auch Besucher regelmäßig und schnell auf das Coronavirus zu testen. Doch bei einigen Trägern der Einrichtungen löst die Verordnung im Moment noch mehr Fragen auf, als sie Hilfe in einer Situation bietet, die gefühlt immer unübersichtlicher wird.
Im Eduard-Michelis-Haus gibt es zwölf Corona-Fälle
Mechtild Eckholt, Leiterin des Eduard-Michelis-Hauses an der Gildenstraße, würde die Schnelltests gerne nutzen. Aktuell bleibt ihr allerdings keine Zeit, sich intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. In ihrer Einrichtung gibt es zwölf Infektionsfälle.
Betroffen sind Mitarbeiter und Bewohner. Am 22. Oktober ist das Seniorenheim deshalb komplett durchgetestet worden. Montagnachmittag gab es noch keine Ergebnisse. Die Quarantänemaßnahmen gelten für das Haus B. Angehörige werden gebeten, von Besuchen dort und auch in der Kurzzeitpflege abzusehen. Ist ein Besuch dringend notwendig, erhalten Angehörige jetzt zusätzlich zur FFP2-Maske auch noch einen Schutzkittel von der Einrichtung. Das Kurzscreening wurde zudem um zwei Symptome erweitert: Wer unter Augenbrennen sowie Übelkeit und Erbrechen leidet, darf das Heim nicht betreten.
Wenig Unterstützung vom Kreisgesundheitsamt
„Wenn wir die aktuelle Situation im Griff haben, dann werden wir uns auf jeden Fall intensiv mit der Möglichkeit der Schnelltests auseinandersetzen“, erklärt Mechtild Eckholt. Vom Kreisgesundheitsamt wünscht sie sich in diesem Punkt ein wenig mehr Unterstützung. „Ich weiß, dass die Mitarbeiter dort viel zu tun haben. Aber eine kurze Information an alle Träger zu den Schnelltests wäre schon wünschenswert“, sagt sie. Für sie steht fest, dass nicht die Mitarbeiter und Bewohner in den Einrichtungen die Leidtragenden in dieser Situation sein dürfen. „Im Moment gibt es einfach in vielen Bereichen keine Handlungssicherheit mehr, und das kann es nicht sein“, so Eckholt.
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Ähnlich sieht das auch Caritasvorstand Rainer Knubben. Grundsätzlich begrüßt auch er den Einsatz von Schnelltests, um rasch Infektionen bei Bewohnern, Mitarbeitern und Besuchern von Seniorenheimen ermitteln zu können. „Aber da sind einfach noch zu viele Fragen offen“, ärgert sich Knubben. Seine Versuche, telefonisch beim Kreisgesundheitsamt Informationen zu erhalten, seien gescheitert. „Ich hab da nie jemanden erreichen können.“ Ihn beschäftigt vor allem eine Formulierung in der Testverordnung. Dort ist von „medizinischem Personal“ die Rede, das die Schnelltests durchführen darf. „Aber was heißt das bitte konkret, für welche Mitarbeiter in den Heimen gilt das?“
Hinweise zum Testkonzept
Informationen zur geänderten Testverordnung, so Kreispressesprecherin Lena Heimers, erhalten die Träger von Pflegeeinrichtungen nicht nur beim Kreisgesundheitsamt, sondern auch bei der Heimaufsicht (WTG) des Kreises. Dass das Gesundheitsamt aufgrund der aktuellen Lage nicht immer sofort zu erreichen ist, bedauert sie.
Zudem arbeite der Kreis aber gerader auch noch an einer Information für alle Pflegeeinrichtungen, in der Hinweise zur Erarbeitung eines Testkonzepts für den Schnelltest gebündelt werden. Acht Einrichtungen aus dem Kreis haben auch bereits ein Konzept eingereicht. Ein Gladbecker Seniorenheim war noch nicht dabei.
Auch beim Testverfahren für die Besucher sieht Knubben Probleme: „Wie lang soll die Schlange der Menschen denn sein, die dann vor den Einrichtungen auf ihr Testergebnis warten?“ In den beiden Gladbecker Heimen der Caritas gibt es im Moment keine Corona-Fälle. „Da sind wir auch sehr froh drüber. Aber niemand kann sagen, wie die Situation in 24 Stunden aussieht.“
Für Martha- und Vinzenheim ist ein Testkonzept für den Antigen-Schnelltest in Arbeit
Auch in den beiden Heimen der Diakonie herrscht aktuell Ruhe. „Zum Glück!“, sagt Joachim Georg, der für Martha- und Vinzenzheim zuständig ist. Der Regionalleiter hat sich bereits mit dem Schnelltestverfahren beschäftigt, das in beiden Heimen angewendet werden soll. Um die Tests durchführen zu können, müssen die Einrichtungen beim Gesundheitsamt des Kreises ein Testkonzept einreichen. Wird dem zugestimmt, können die Tests geordert und nach einer entsprechenden Schulung auch durchgeführt werden. „Wir sind gerade dabei, das Konzept zu erarbeiten und hoffen, bis Ende der Woche damit fertig zu sein“, sagt Joachim Georg. Doch auch bei ihm gibt es noch offene Fragen – unter anderem ebenfalls die nach dem Personal, das die Schnelltests anwenden darf.
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