Gladbeck. Euphorisch gestartet, schon als Rot-grün 2.0 gefeiert – nun platzt der Traum von Grünen und SPD, die Kooperation neu aufzulegen. Ein Kommentar.

Die mit viel Euphorie angestrebte erneute rot-grüne Koalition in Gladbeck ist schon Geschichte, bevor der neue Rat überhaupt das erste Mal getagt hat. Die hauchdünne Mehrheit von nur einer Stimme brauchte nicht einmal ins Wanken zu geraten: Die auch von der neuen Bürgermeisterin Bettina Weist angepeilte und vorab gefeierte Zusammenarbeit ist im Eiltempo regelrecht implodiert. Ein peinliches politisches Malheur.

Offenbar hat die SPD-Wahlkampftruppe um den vermeintlich neuen starken Mann, Stadtverbandschef Jens Bennarend, vorschnell Weichenstellungen vorgenommen – ohne die Rechnung mit dem Wirt zu machen. Der neue Fraktionschef Wolfgang Wedekind mit seiner wiederum hauchdünnen Mehrheit von einer Stimme in der SPD-Ratsfraktion zeigt, wo es langgeht. Es ist ja wohl kein Zufall, dass die Verhandlungen auseinanderbrechen, kurz nachdem er das Ruder in der Fraktion in die Hand bekam.

Für die Grünen eine Enttäuschung - aber kein Beinbruch

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Für die Grünen ist das Aus der Koalitionsgespräche ein Dilemma, auch eine Enttäuschung, aber kein Beinbruch. In der Opposition kann die erstarkte Fraktion ihre grüne Politik kompromissfrei verfolgen und so Profil gewinnen.

Die SPD steht womöglich vor einer Zerreißprobe. Wie es ausschaut, stehen sich zwei Lager gegenüber. Auch wenn Wedekind stabile Mehrheiten im Rat als Motiv für die Neuausrichtung der SPD-Politik ausgibt – diese Kurskorrektur fällt aber einem Teil der Partei- und Fraktionsführung vor die Füße. Wenn sich Wedekind da nicht mal auf dünnes Eis begibt.

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Die CDU muss aufpassen, dass die Macht-Verlockungen, im Rathaus wieder eine Rolle zu spielen, nicht den eigenen Anspruch auf Erneuerung der Ratspolitik und einer Fokussierung auf Sachthemen zuwiderlaufen. Der erste Reflex, dann auch den ersten stellvertretenden Bürgermeister stellen zu wollen, hat Symbolkraft, ist aber schon das falsche Signal.