Gladbeck. Der Kreis spricht von einer „diffusen Corona-Lage“ in Gladbeck. Genaue Hotspots sind nicht auszumachen. Infektionen gehen querbeet, so die Stadt.
Die Corona-Infektionszahlen in Gladbeck steigen und steigen – am Mittwoch meldete das Kreisgesundheitsamt 24 Neuinfektionen, der Inzidenzwert kletterte auf 125,6. Aktuell sind 144 Gladbecker infiziert (Höchststand). Inzwischen hat sich bestätigt, dass die Schulen in der Stadt ein Schwerpunkt der Infektionen sind: Nach Informationen der Kreisverwaltung Recklinghausen sind inzwischen elf Bildungsstätten im Stadtgebiet von Corona-Fällen betroffen.
Bereits bekannt sind Corona-Infektionen von der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule, den Realschulen Werner von Siemens und Erich-Kästner sowie von Heisenberg- und Ratsgymnasium. Mittlerweile, so der Kreis, sind Infektionen auch an der Anne-Frank-Realschule, am Berufskolleg, an der Jordan-Mai-Schule, sowie an den Grundschulen Pestalozzi-, Wittringer- und Südparkschule aufgetreten. Auch die Mosaikgrundschule war betroffen, ist aber nach Ablauf von Quarantäne- und Gesundungszeiten aber wieder aus der Liste von akut betroffenen Einrichtungen herausgefallen.
Der Corona-Hotspot Gladbeck bleibt den Behörden ein Rätsel
Wie viele Infektionen an jeder der genannten Schulen aufgetreten sind, kann der Kreis nicht sagen – und auch nicht die Gesamtzahl der Fälle nennen. Das gebe die statistische Auswertung nicht her, heißt es zur Begründung. Angesichts von 95 Neuinfektionen in den vergangenen sieben Tagen und knapp 140 Fällen in den zurück liegenden zehn Tagen können es mehrere Dutzend sein.
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Insgesamt spricht die Kreisverwaltung von einem „diffusen Ausbruchsgeschehen“ in Gladbeck ohne weitere Schwerpunkte, so Sprecherin Svenja Küchmeister. Es bleibe, so heißt es auch aus dem Rathaus, derzeit ein Stück weit ein Rätsel, warum Gladbeck bundesweit ein Hotspot sei. „Es sind keine Zusammenhänge erkennbar“, konstatiert Rathaussprecherin Christiane Schmidt. Was den Infektionsausbrüchen insgesamt durchaus eine gewisse Brisanz gebe, so Küchmeister und Schmidt übereinstimmend.
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Keine Großfeier oder Party sind der Auslöser
Weder Großfeier, noch Party oder ein Hochhaus seien Anlass oder Ort vermehrter Ansteckungen gewesen. „Es geht einmal querbeet durch Gladbeck – jung und alt, Wohlsituierte und nicht so Wohlsituierte, Zweckel, Mitte-Ost und Brauck sind betroffen, aber auch andere Stadtteile“, so Schmidt. Wobei allerdings, wie sich bereits in der vergangenen Woche zeigte, ein leichter Überhang im Stadtsüden (Brauck und Butendorf) mit einem höheren Anteil an sozial schwächeren Haushalten festzustellen ist.
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Auch für Dr. Gregor Nagel, der Sprecher der Gladbecker Ärzte und gleichzeitig Mediziner im Butendorfer Ärztehaus, bleiben die Ursachen für die Infektionsausbrüche weitgehend nicht erklärbar. Zwei Dinge seien ihm allerdings aufgefallen: Es gab schon einige Infektionen von Personen aus größeren Familien, die unter einem Dach leben, und aus Pkw-Fahrgemeinschaften. Nagel weist darauf hin, dass die Corona-Fälle derzeit eher leichte Verläufe nehmen, „im April gab es mehr schwere Fälle“. Der kontinuierliche Anstieg der Fallzahlen sei jetzt im Herbst nachvollziehbar, „es wird aber auch mehr getestet“.
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Aktuell sind 144 Gladbecker mit dem Coronavirus infiziert
Aktuell sind 144 Gladbecker mit dem Coronavirus infiziert, 697 Gladbecker befinden sich in Quarantäne. Im Kreis gibt es aktuell 601 Fälle und 2600 Personen befinden sich in Quarantäne. Neben Gladbeck liegen noch fünf weitere der zehn Kreisstädte über dem 50er Grenzwert: Marl (91,6), Recklinghausen (85,3), Waltrop (75,0), Herten (71,2) und Castrop-Rauxel (50,4). Am wenigsten betroffen sind derzeit Haltern (21,2) und Oer-Erkenschwick (50,4). Der Kreis-Inzidenzwert liegt bei 71,0.
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Die Bundeswehr soll helfen
Während die Quarantäne das städtische Ordnungsamt zunächst telefonisch anordnet, eine schriftliche Verfügung nachschickt und die Quarantäne kontrolliert, liegt das Nachvollziehen der Infektionsketten in Händen des Kreisgesundheitsamtes. Man habe nach wie vor alle Infektionen im Blick und sei bemüht „so schnell wie möglich“ Kontakte aufzuspüren.
Angesichts der Fallhäufungen könne es, so Kreissprecherin Svenja Küchmeister, „mitunter zu Verzögerungen kommen“. Hier soll jetzt die Bundeswehr helfen. Der Kreis bereite gerade einen Antrag auf Amtshilfe vor, mit dem die Kreisverwaltung um Entsendung von 30 Bundeswehrangehörigen bittet, um die Nachverfolgungen zu intensivieren.